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payoff Focus

Blockchain – revolutionäre Technologie

02.07.2020 9 Min.
  • Dieter Haas

Wir befinden uns am Beginn einer Revolution, die das Gesicht vieler Branchen än-dern wird. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Technologie allgemein eingesetzt wird und die Anerkennung erhält, die sie verdient.

Blockchain, die Technologie hinter Bitcoin, steht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit und zieht Anleger aus allen Erdteilen an. Die Distributed-Ledger-Technologie erregte erstmals 2018 Aufsehen, als die Welt ihr hohes, disruptives Potenzial entdeckte. Obwohl die Möglichkeiten der Technologie anfänglich missverstanden wurden, zwang der beeindruckende Höhenflug der Kryptowährungen die Anleger letztlich, sich für sie zu interessieren. Nach der Internet-Revolution dürfte Blockchain als weltweit und branchenübergreifend disruptive Technologie ein breites Spektrum von Sektoren – etwa Lieferkettenmanagement, Bankwesen, Immobilien und Gesundheit – gehörig aufmischen. Disruptive Technologien sind Innovationen, die die Erfolgsserie einer bereits bestehenden Technologie, eines bestehenden Produkts oder einer bestehenden Dienstleistung ersetzen oder diese vollständig vom Markt verdrängen und die Investitionen der bisher beherrschenden Marktteilnehmer obsolet machen. Investitionen in Kryptowährungen ähneln der Finanzierung von Start-ups in der Frühphase. Da diese besonderen Start-ups jedoch nicht über herkömmliche Kanäle an Kapital kommen, sondern über sogenannte ICO (Initial Coin Offerings), sind sie nicht an Börsen kotiert. Das Thema konzentriert sich im Rahmen der Anlageempfehlungen ausschliesslich auf gepoolte Anlagen, die vor allem auf Unternehmen setzen, die in der Blockchain Economy tätig sind und den Grossteil ihres Umsatzes in dieser Branche erzielen. Es umfasst dabei Firmen, die in vielen verschiedenen Bereichen agieren: Venture-Kapital und Investment-Dienstleistungen, Kryptowährung-Mining, Kryptowährung-Börsen, Beratung, Software-Entwicklung und sogar Hardware-Herstellung.

«Die Idee der Blockchain wurde erstmals im Bitcoin White Paper «Bitcoin: A Peer-to-Peer Electronic Cash System» beschrieben.»

Definition

Unter Blockchain versteht man ein gemeinsam genutztes, verteiltes Rechner-Rechner-Kontenbuch, das den Prozess der Aufzeichnung von Transaktionen und die Verfolgung von Vermögenswerten in einem Geschäftsnetzwerk erleichtert. Blockchain verdankt seinen Namen der Art und Weise, wie Transaktionsdaten gespeichert werden: in Blöcken, die zu einer Kette miteinander verbunden sind. Wenn die Anzahl der Transaktionen wächst, dann wächst auch die Blockkette. Blöcke erfassen und bestätigen den Zeitpunkt und die Abfolge von Transaktionen, die dann in die Blockkette eingeloggt werden, innerhalb eines diskreten Netzwerks, das durch von den Netzwerkteilnehmern vereinbarte Regeln festgelegt wird. Obwohl es zunächst mit digitalen Gütern in Verbindung gebracht wird, kann es dazu verwendet werden, materielle, immaterielle und digitale Vermögenswerte und Unternehmen in allen Geschäftsbereichen zu verfolgen.

Ursprung

Die Idee der Blockchain wurde erstmals im Bitcoin White Paper «Bitcoin: A Peer-to-Peer Electronic Cash System» beschrieben. Die hinter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto steckende Person, deren Urheber bis heute nicht bekannt ist, beschreibt darin bestehende, gravierende Probleme im Umgang mit monetären Werten. Zentrale Institutionen wie Banken, Versicherungen oder Regierungen, wird im Umgang mit monetären Werten ein Vertrauensmissbrauch vorgeworfen. Als Beispiel wird zumeist das Platzen des spekulativ aufgeblähten Immobilienmarktes in den USA, was zur Finanzkrise im Jahr 2008 führte, herangezogen.

Schwer fassbarer Megatrend

Das Auffinden der Perlen in diesem noch stark fragmentierten neuen Markt ist selbst für Experten schwierig, da die Technologie erst am Anfang ihrer Entwicklung steht. Wer am Ende zum grossen Sieger aufsteigen wird, lässt sich nicht absehen. Die Blockchain- oder Distributed Ledger-Technologie macht u. a. eine Vielzahl von Innovationen im Finanzdienstleistungssektor möglich.

Ursprünglich als technologische Grundlage für die virtuelle Währung Bitcoin entwickelt, kann sie dazu genutzt werden, im digitalen Zahlungs- und Geschäftsverkehr Transaktionen von Nutzer zu Nutzer aufzuzeichnen, ohne dass es zwingend einer zentralen Stelle bedarf, die jede einzelne Transaktion legitimiert. Katalysatoren dieses Marktsegments dürften Einführungen konkreter blockchain-basierter Anwendungen sein, denen es gelingt, substantielle Umsätze zu generieren und kompetitive Vorteile aufzuweisen. Positive Auswirkungen auf die Technologie hätte auch ein Wiedererstarken der Krypto- währungen. Davon profitieren vor allem die wenigen an der Börse kotieren Krypto Miners oder Bitcoin-Handelsplätze. Ihr Kursverlauf weist eine hohe Korrelation mit der mit Abstand bedeutendsten Kryptowährung Bitcoin auf (siehe Grafik 1).

«Blockchain ETFs besitzen Aktien von Unternehmen, die im Bereich der Blockchain-Technologie tätig sind oder in irgendeiner Weise davon profitieren.»

Partizipation via ETF

Blockchain-ETFs besitzen Aktien von Unternehmen, die im Bereich der Blockchain-Technologie tätig sind oder in irgendeiner Weise davon profitieren. Einige Beispiele sind IBM, Amazon und die in Deutschland ansässige SAP. Viele Investoren mögen sich davor hüten, eine Investition in eine Blockkette zu riskieren, da die Technologie mit dem volatilen Krypto- Währungsmarkt in Verbindung steht. Blockchain ist jedoch nicht dasselbe wie Kryptowährungen, und Blockchain-ETFs investieren nur in Aktien von regulierten Unternehmen, von denen viele grosse Blue-Chip-Technologiefirmen sind.

Der in den USA kotierte, 67 Titel umfassende ETF BLCN von Reality Shares (https://realityshares.com/app/BLCN) verfolgt eine gemischte Strategie und investiert sowohl in Wachstums- als auch in Wertaktien. Der Fonds ist weltweit auf den Technologiesektor in den entwickelten Märkten ausgerichtet. Er bildet den Reality Shares NASDAQ Blockchain Economy Index ab, der die Renditen von Unternehmen misst, die an der Entwicklung, Forschung, Unterstützung oder Nutzung von Blockchain-Technologie beteiligt sind. Zu den drei wichtigsten Beteiligungen des ETF gehörten Mitte Juni Overstock (OSTK), ein E-Commerce- Unternehmen, das rabattierte Marken- artikel verkauft, sowie Square (SQ), ein Anbieter von mobilen Zahlungslösungen, und SBI Holdings (8473), ein in Japan ansässiges Finanzdienstleistungsunternehmen und Verwalter von Risikokapitalfonds. BLCN verwendet die Blockchain-Score-Firmenbewertungsmethode, mit der die Unternehmen ermittelt werden sollen, die am meisten von der Blockchain-Technologie profitieren können.

Der ebenfalls in den USA kotierte etwas über 50 Titel umfassende aktive verwaltete ETF BLOK von Amplify (https://amplifyetfs.com/ blok) investiert weltweit in Aktien, die in Entwicklung und Nutzung von Blockchain Technologien involviert sind. Branchenmässig wurde die Allokation Mitte Juni dominiert von IT-Dienstleistungen mit rund 24%. Geographisch hatten rund 45% der im ETF befindlichen Aktien ihre Heimat in Nordamerika, 42% in Asien und nur 11% in Europa. Auf die Top-10 entfielen rund 36%. Den grössten Anteil auf Titelebene besass am Stichtag die Aktie von GMO Internet mit knapp 5%.

Der ETF LEGR von First Trust (www.ftportfolios.com/retail/etf/etfsummary.aspx?Ticker=LEGR) verfolgt eine gemischte Strategie. Der Fonds ist breit (rund 100 Titel) auf den Technologiesektor in den entwickelten Märkten ausgerichtet und bildet den Indxx Blockchain Index ab. Zu den drei grössten Beteiligungen des ETF gehörten Mitte Juni NVIDIA (NVDA), ein Halbleiterunternehmen, PayPal Holdings (PYPL), ein Anbieter von Online-Zahlungslösungen und das chinesische Internetunternehmen JD.com (JD). Der vierte ETF ist der auch an SIX Swiss Exchange gehandelte BCHE (BCHN: Ticker des ETF in London) von Invesco der auf dem Elwood Blockchain Global Equity Index (https://elwoodam.com/equity-index) basiert. Er ist mit 43 Titel fokussierter als die drei übrigen. Der Index zielt darauf ab, das Investitionspotenzial zu erfassen, das durch Erträge im Zusammenhang mit der Einführung von Blockchain-Technologien oder Kryptowährung generiert wird. Er hat in der Vergangenheit bewiesen, dass er mit dem Weltaktienindex mithalten kann, selbst wenn sich die Kryptowährungsbranche in einem zyklischen Abschwung befindet. Der Indexanbieter glaubt, dass das indirekte Bitcoin-Engagement im Index zu einer Outperformance in fallenden Märkten führen kann, unter der Annahme, dass die Unsicherheit über die Inflation den Preis von Bitcoin in die Höhe treibt.

«Das Auffinden der Perlen in diesem noch stark fragmentierten neuen Markt ist selbst für Experten schwierig.»

Performance-mässig liegt seit März 2019 einzig LEGR unter dem Weltaktien- index. Für Neuengagement sollten Anleger wegen ihrer stärkeren Fokussierung auf BLOK und/oder BCHE (BCHN) setzen. Letzterer könnte inskünftig vom stärkeren Einbezug kryptoaffiner Blockchain- Unternehmen profitieren.

Partizipation via Tracker-Zertifikate

Für Anleger, die den Megatrend über hierzulande kotierte Partizipationsprodukte abbilden möchten, ist das Angebot nicht gerade üppig. Aktuell haben sie die Wahl zwischen BLOCHU und BLOCKU, zwei endlichen Tracker-Zertifikaten der UBS, sowie ZSOEBV, einem endlos laufenden Tracker-Zertifikat der Bank Vontobel auf den Solactive Blockchain Technology Performance Index (www.solactive.com/indices/?index=DE000SLA5D70). Beim Kursvergleich wurde BLOCHU in EUR, der Handelswährung von BLOCKU und ZSOEBV, umgerechnet. Für konservativere Anleger ist das endlos laufende, breit diversifizierte Tracker-Zertifikat ZSOEBV die beste Wahl. Für Risikobewusstere ist das sehr stark fokussierte, nur aus 13 Aktien zusammengesetzte, BLOCHU eine Überlegung wert.

Basket zum Selberbasteln

Investoren können sich aber auch ein eigenes Blockchain-Portfolio zusammenzimmern. Das ist aufgrund der vorhandenen Informationen der ETFs und der Tracker-Zertifikate relativ einfach. Damit das Risiko in einem erträglichen Rahmen bleibt, empf iehlt sich eine 60:30:10 Zusammensetzung. 60% sollten mithilfe von grosskapitalisierten Aktien mit Blockchain-Bezug abgedeckt werden. 30% mit mittelgrossen Unternehmen und die restlichen 10% mit kleinen Firmen, vorwiegend aus der Kryptobranche. Anzahlmässig empfiehlt sich ein Minimum von zwölf (4:4:4) bis zu einem Maximum von 30 Titeln (10:10:10). Als Denkanstoss ist die folgende Mischung aussichtsreich. Big Caps mit je 15% (Amazon, Nvidia, Paypal und Advanced Micro Devices), Mid Caps mit anfänglich 7.5% (Square, Docusign, Grayscale Bitcoin Trust, Overstock) und Small Caps (Bitcoin Group, Riot Blockchain, Hive Blockchain und Hut & Mining).

Hätte, hätte Fahrradkette … man Ende 2019 diesen Basket mit der vorgeschlagenen Gewichtung gestartet, dann wäre die Corona Krise ein Sturm im Wasserglas gewesen. In der Rückrechnung ab Anfang 2019 bis Mitte Juni erzielte der Basket bis zum 19. Juni eine vorzügliche annualisierte Rendite in CHF von 59% und schlug die gewählte Benchmark, den Swiss Performance Index, um Längen. Ein Start in den kommenden Tagen dürfte sich weiterhin lohnen, zumal der Megatrend Blockchain erst am Anfang steht und die Beimischung von Krypto Miners und indirekt Kryptowährungen dem Ganzen in den kommenden Monaten wohl zusätzlichen Pfiff verleihen wird.

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