AB InBev: Ernüchterung vor dem Oktoberfest
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Daniel Manser
Der weltgrösste Brauereikonzern ist seit längerem in einem charttechnischen Abwärtstrend gefangen. Operativer Ausblick und Aktienbewertung sprechen für ein Börsencomeback von AB InBev.
Am morgigen Samstag, um Punkt 12:00 Uhr mittags ist es soweit: Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter sticht das erste Fass Oktoberfestbier an. Anschliessend eröffnet er mit dem bayrischen Ausruf «O’zapft is!» das grösste Volksfest der Welt. Unter den 6’000 Gästen im prall gefüllten Schottenhammel-Festzelt dürfte sich so mancher Top-Manager von Anheuser-Busch (AB) InBev befinden. Mit seiner lokalen Traditionsmarke «Spaten» liefert der weltgrösste Brauereikonzern das Bier für diesen wichtigen Anlass. Ausserdem zählt der Münchner «Löwenbräu» zum Portfolio der Belgier. Wenn an den kommenden 16 Tagen schätzungsweise mehr als 6 Mio. Besucher auf die «Wiesn» strömen und sich den Gerstensaft schmecken lassen, wird damit auch bei AB InBev die Kasse klingeln.
Wobei das Oktoberfest vor allem für das Prestige des Branchenkrösus wichtig ist. Gemessen am Gesamtausstoss des Unternehmens spielen «Spaten» und «Löwenbräu» eine eher untergeordnete Rolle. Bei Analysten und Investoren stehen die globalen Marken Budweiser, Stella Artois und Corona im Fokus. Im 2. Quartal verzeichnete das Trio ein durchschnittliches Umsatzwachstum von mehr als einem Zehntel. Insgesamt konnte AB InBev die Erlöse um 4.7% erhöhen. Neben dem heissen Sommer liess die Fussball-Weltmeisterschaft das Bier strömen. Als globaler Sponsor nutzte Budweiser das Turnier in Russland für die grösste Marketingkampagne der bisherigen Firmengeschichte. Trotz der damit einhergehenden Aufwendungen hatte das Unternehmen die Kosten im Griff: Der Konzern verbesserte den Betriebsgewinn im 2. Quartal um 7%.
Investoren konnte AB InBev mit dem jüngsten Zwischenbericht nicht in Bierlaune versetzen. Für Ernüchterung sorge die Entwicklung auf dem grössten Einzelmarkt. In den USA macht dem Unternehmen die rückläufige Beliebtheit von Budweiser und Budweiser Light zu schaffen. Die Folge: Biervolumen, Erlöse und operativer Gewinn gaben in den Staaten von April bis Juni nach. Bei Blick nach vorne gibt sich AB InBev dennoch zuversichtlich. Das Management stellt für 2018 deutliche Verbesserungen bei Umsatz und Ergebnis in Aussicht. Gleichwohl blieb die Brauereiaktie über die Zahlenvorlage hinaus im Abwärstrend gefangen. Zuletzt rutschte der Large Cap sogar auf das tiefste Niveau seit Mai 2014 ab.
Berenberg traut dem Large Cap ein Comeback zu. In einer kürzlich veröffentlichten Sektorstudie bestätigt die Privatbank ihre Kaufempfehlung für AB InBev. Die Analysten loben das strukturell vorteilhafte Geschäftsmodell, insbesondere in Form einer starken Positionierung in schnell wachsenden Emerging Markets, sowie die Unternehmenskultur. Gleichzeitig erachten sie die derzeit über den Biersektor hängenden Sorgen in Bezug auf einen steigenden Kostendruck als ausreichend im Kurs eingepreist. In der Tat beträgt das Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2019 aktuell weniger als 17. Gegenüber der globalen Nummer 2, Heineken, zeigt AB InBev damit einen klaren Bewertungsabschlag.
Anlagekonklusion:
Julius Bär handelt an der SIX mehrere auf dem weltgrössten Brauereikonzern basierenden Produkte. Dazu zählt der Call-Warrant ABIHJB. Mit dem kurz vor Weihnachten fälligen Hebelpapier können Trader darauf setzen, dass AB InBev nach oben dreht. Dagegen eignet sich der Put ABIXJB für die Wette auf weiter fallende Notierungen. Die Privatbank macht auch eine teilgeschützte Positionierung in dem Oktoberfest-Lieferanten möglich. Unter folgender Voraussetzung wirft der Barrier Reverse Convertible FAKAJB am Laufzeitende in knapp einem Jahr 13.4% p.a. ab: AB InBev fällt bis dahin nicht auf oder unter die Barriere bei EUR 67.14. Mit 12.7% fällt das Sicherheitspolster nicht besonders üppig aus.