ABB: Industrietitel nimmt das 52-Wochen-Hoch ins Visier
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Martin Raab
Der heimische Industriekonzern kommt bei seiner Neuausrichtung voran und mischt aktiv bei einer Reihe von wichtigen Zukunftstrends mit. Auch an der Börse steht ABB gerade mächtig unter Strom.
Eine Premiere der besonderen Art erlebten vor kurzem die Gäste des Teatro Verdi in Pisa. «YuMi», ein kollaborativer Zweiarm-Roboter in Menschengrösse, dirigierte ein Konzert von Tenor Andrea Bocelli und dem Lucca Philharmonic Orchestra. ABB-CEO Ulrich Spiesshofer liess es sich nicht nehmen, dem ausverkauften Anlass beizuwohnen. Für Aufsehen sorgte der Industriekonzern zuletzt nicht nur mit dem prestigeträchtigen Auftritt des 38 Kilogramm schweren Vorzeigeprodukts aus der Robotiksparte. Für Investoren tönt auch die Entwicklung der ABB-Aktie wie Musik in den Ohren. Auf Sicht von einen Monat legte der heimische Large Cap um knapp 7% zu. Damit belegt er im kurzfristigen SMI-Ranking hinter Sika den zweiten Platz.
Punkten konnte das Unternehmen zunächst mit seinem alljährlichen Innovations- und Technologietag. Im konzerneigenen Forschungszentrum in Auburn Hills im US-Bundesstaat Michigan skizzierte das Management seine Zukunftsstrategie und stellte die neuesten Innovationen vor. Ulrich Spiesshofer setzt unter anderem auf eine wachsende Nachfrage nach Industrierobotern. Gleichzeitig bestätigte der CEO bei dem Anlass die Prognosen. Im Zeitraum 2015 bis 2020 peilt ABB im Schnitt ein jährliches Umsatzwachstum von 3% bis 6% an. Die Betriebsgewinnmarge (Stufe Ebita) soll zwischen 11% und 16% liegen. 2017 bezeichnete Spiesshofer als ein Übergangsjahr. Ab 2018 sieht er den Konzern in einer «neuen Normalität».
Dass ABB bei einer Reihe von wichtigen Zukunftstrends aktiv mitmischt, zeigt ein aktueller Auftrag aus Deutschland. Der Energiekonzern EnBW hat bei dem Zürcher Unternehmen 117 Ladesäulen bestellt, welche noch in diesem Jahr an den Raststätten des Dienstleisters Tank & Rast aufgestellt werden sollen. Nach eigenen Angaben ist ABB mit mehr als 5000 installierten Ladesystemen für Autos und Nutzfahrzeuge in Europa und den USA führend. Anfang Woche wartete der Konzern mit einer weiteren News auf. ABB kauft dem US-Konkurrenten GE für USD 2.6 Mrd. dessen Geschäftsbereich Industrial Solutions ab. Mit dieser Transaktion können die Zürcher auf dem Gebiet der Elektrifizierung den Abstand zum französischen Weltmarktführer Schneider verkürzen. Die Tatsache, dass das GE-Segment Marktanteile am Heimatmarkt verloren hat und der Konkurrenz in punkto Rentabilität hinterher hinkt, ficht Spiesshofer nicht an. «Wir wissen genau, wie wir dieses Geschäft wieder zum Blühen bringen», erklärte der ABB-CEO am Montag. Wie auch immer: Mit den jüngsten Avancen hat sich das Chartbild des heimischen Large Caps markant aufgehellt. ABB hat den Sprung über die 200-Tage-Linie geschafft und ist nach oben aus einem kurzfristigen Abwärtstrend ausgebrochen. Damit wäre der Weg in Richtung des 52-Wochen-Hochs bei CHF 24.89 frei. Hier verläuft ein markanter horizontaler Widerstand.
Anlagekonklusion:
Einen erneuten Angriff auf diese Hürde können Anleger mit dem Call-Warrant WABDDV ins Kalkül ziehen. Der Strike des Vontobel-Papiers liegt bei CHF 22.00. Damit bewegt sich der mit einem Hebel von 7.2 ausgestattete Optionsschein bereits ein Stück weit im Geld. Sollte ABB dagegen in der übergeordneten Seitwärtsbewegung gefangen bleiben, könnte der Barriere Reverse Convertible SAXCJB seine Stärken ausspielen. Solange der Basiswert nicht auf oder unter die Barriere bei CHF 18.98 abtaucht, wirft das Derivate zum Laufzeitende 6.4% p.a. ab. Um den Risikopuffer von aktuell 20.5% aufzubrauchen, müsste ABB in den kommenden zwölf Monaten schon für einige Misstöne sorgen.