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payoff Trading Desk

Adidas: Tief im Abseits

03.05.2022 4 Min.
  • Wolfgang Hagl

Lieferkettenprobleme, eine drohende Wachstumsabschwächung und der Rückzug aus Russland lasten auf dem Sportartikelhersteller. Vor der am Freitag anstehenden Quartalsbilanz hat die Credit Suisse den Daumen über der Adidas-Aktie gesenkt.

Die Fussballwelt blickt heute Abend gebannt nach Madrid. Um 21:00 Uhr ertönt im Estadio Santiago Bernabéu der Anpfiff für das Halbfinal-Rückspiel der Champions League zwischen Real Madrid und Manchester City. Die «Königlichen» werden versuchen, ihre knappe 3:4-Niederlage aus dem Hinspiel zu drehen. Im Stadion und vor dem TV-Schirm dürfte der eine oder andere Adidas-Manager der Heimmannschaft dabei fest die Daumen drücken. Real läuft in Trikots mit den berühmten drei Streifen auf. Mit dem FC Liverpool hat sich gestern bereits ein von Branchenkrösus Nike ausgestattetes Team für den Final qualifiziert. Da Manchester City das Puma-Logo auf der Brust trägt, ist Real Madrid für Adidas die letzte Chance, beim Endspiel um die europäische Fussballkrone dabei zu sein.

Gemeinsam im Formtief

Positive News würden der Nummer 2 des globalen Sportartikelmarktes nicht nur in diesem Kerngeschäft, sondern auch an der Börse guttun. Hier steht Adidas seit Monaten tief im Abseits. Noch im vergangenen August hatte die Hoffnung auf eine starke, auf die Coronakrise folgende Geschäftserholung den DAX-Titel auf ein Allzeithoch getrieben. Gegenüber dem historischen Top büsste Adidas mehr als 40% ein. Diese Schwäche ist kein Einzelphänomen – der gesamte Sektor steht unter Druck. Waren es zunächst die Probleme in den Lieferketten, haben in den vergangenen Monaten aufkommende Zweifel an den Wachstumsperspektiven der Sportartikelriesen die Investoren noch mehr vergrault.

Daran konnte ein starker Zwischenbericht von Puma zunächst nichts ändern. Der fränkische Adidas-Nachbar und -Rivale verbuchte für das erste Quartal 2022 ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum von 20% und konnte das operative Ergebnis (Stufe Ebit) um mehr als ein Viertel steigern. «Basierend auf einem derart starken ersten Quartal würden wir normalerweise die Jahresprognose erhöhen», erklärte CEO Bjørn Gulden. Doch der Norweger hielt am bisherigen Ausblick fest und verwies auf die bestehenden Unsicherheiten. So kam es, dass die Puma-Aktie trotz Rekordzahlen im Abwärtstrend gefangen blieb.

Skeptische CS-Analysten

Wenn Adidas am Freitag die Quartalszahlen vorlegt, dürfte ebenfalls die Guidance im Fokus stehen. Anfang März hat CEO Kasper Rorsted «sportliche» Ziele vorgelegt – obwohl der Konzern zu diesem Zeitpunkt bereits den Rückzug aus Russland beschlossen hatte und die Lieferungen aus den Fabriken in Vietnam noch immer zäh von statten gingen. Konkret stellte Rorsted für 2022 ein Umsatzwachstum von 11% bis 13% und eine Gewinnsteigerung von bis zu 27% auf EUR 1.8 bis 1.9 Mrd. in Aussicht. Die Zweifel an der Prognose kommen nicht nur in einer schwachen Aktien-Performance zum Ausdruck. Kurz vor dem Zahlentermin hat die Credit Suisse ihre Skepsis niedergeschrieben.

Die CS-Analysten sehen im Umsatzausblick von Adidas ein mögliches Abwärtsrisiko von 11% bis 13%. Sie verweisen auf die gegenwärtige Nachfrage aus China und die globalen Geschäftsperspektiven für das zweite Semester. Auf lange Sicht könnten die Margen und das Wachstum von Adidas im Reich der Mitte permanent unter einem verschärften Wettbewerb durch kleinere Anbieter leiden. Gleichzeitig würde sich der Ausblick für das Konsumgeschäft in Europa und den USA eintrüben. Insofern dürfte es für Adidas ab dem zweiten Quartal schwer werden, die Vorjahresergebnisse zu erreichen. Konsequenterweise hat Credit Suisse die Aktie auf «Underperform» von zuvor «Neutral» herabgestuft und das Kursziel auf EUR 205 gesenkt.

Anlagekonklusion:

Noch zählt die heimische Grossbank mit diesem Urteil bei Adidas zu einer Minderheit. Von insgesamt 39 auf Refinitiv dokumentierten Ratings für den Sportartikelkonzern lauten 30 auf «Kaufen». Das Informationsportal errechnet daraus ein durchschnittliches Kursziel von EUR 285. Wer sich der Mehrheit anschliesst und auf einen Rebound setzen möchte, findet im Mini-Future Long LAVAJB ein probates Tradinginstrument. Julius Bär preist hier momentan einen Hebel von knapp drei ein. Sollte Adidas enttäuschen und den Abwärtstrend fortsetzen, wäre das Short-Papier LAWMJB die bessere Wahl. Vergleichsweise gelassen können Halter des Barrier Reverse Convertibles KKTVDU dem Freitag entgegenblicken. Bei einem garantierten Coupon von 5.75% p.a. geht die Adidas-Aktie hier mit einen Risikopuffer von 45% in die 18-monatige Laufzeit. Wenige Stunden vor dem Anpfiff in Madrid schliesst die UBS heute Nachmittag (15:00 Uhr) die Zeichnung für diese Neuemission. Der Handel an der SIX startet am 11. Mai.

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