«Trader’s Idea»: Airports «Ready for lift-off»
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Christian Ingerl
Redaktor
Auch wenn der Weg zur Normalität noch weit ist, schreitet die Erholung im Flugverkehr voran. Je nach Risikoneigung bieten sich unterschiedliche Produktlösungen an.
Die europäischen Flughäfen bekommen derzeit die zurückgekehrte Reiselust der Menschen voll zu spüren. Nachdem die meisten Corona-Beschränkungen gefallen sind, geht es mit den Passagierzahlen steil bergauf. So hat beispielsweise der deutsche Flughafenbetreiber Fraport im Mai mit 4.58 Mio. Fluggästen ein Plus von 267% gegenüber dem Vorjahresmonat verzeichnet. Das entspricht zudem dem höchsten Aufkommen seit Beginn der Pandemie. Der Flughafen Zürich steht den Deutschen in nichts nach: Unternehmensangaben zufolge hat sich die Anzahl der Passagiere im Mai auf 1,9 Mio. im Vergleich zum Vorjahr vervierfacht.
Prognoseerhöhung
Auch wenn damit das 2019er-Niveau noch nicht erreicht ist, zeigt die Entwicklung wieder klar nach oben. Und mancherorts sogar steiler als gedacht: Die Flughafen-Wien-Gruppe hat im Zuge der verbesserten Verkehrsentwicklung ihre Prognose für das Gesamtjahr soeben erhöht. Das Unternehmen erwartet neu einen Umsatz von rund EUR 640 Mio, bisher standen nur EUR 560 Mio. auf dem Plan. Auch auf der Gewinnseite soll es schneller nach oben gehen. Beim Ebitda wird von einem Wert von rund EUR 260 Mio. (bisher EUR 172 Mio.) sowie einem Überschuss von mindestens EUR 80 Mio. (bisher EUR 20 Mio.) gerechnet. «Die angepassten Werte erfolgen unter der Annahme, dass es im Herbst und Winter zu keinen pandemiebedingten Lockdowns oder massiven Verkehrsbeschränkungen kommt», stellt der Betreiber von Österreichs grösstem Airport klar.
Zurück in die Gewinnzone
Diese satte Zielanhebung blieb nicht ohne Folgen: Die Flughafen Wien-Aktie schoss um mehr als ein Fünftel nach oben und beendete damit ihren monatelangen Seitwärtstrend. Die beiden Kontrahenten, Flughafen Zürich und Fraport, befinden sich dagegen weiter im Gleitflug. Allerdings könnte die neue Zuversicht aus Wien auch in Zürich und Frankfurt über kurz oder lang ankommen. Bis dato geht der heimische Betreiber davon aus, die Passagierzahl auf rund 20 Mio. zu steigern, was in etwa zwei Drittel von 2019 entspricht. Zudem erwartet die Gesellschaft die Rückkehr in die Gewinnzone. Etwas genauer formuliert Fraport seinen Ausblick: Der Umsatz soll rund EUR 3 Mrd. erreichen, der operative Gewinn vor Abschreibungen zwischen EUR 760 und EUR 880 Mio. landen und der Überschuss eine Spanne von EUR 50 bis EUR 150 Mio. erreichen.
Spekulatives Kurspotenzial
Angesichts der fortschreitenden Erholung könnten der Flughafen Zürich und Fraport zum Halbjahr ebenfalls ihre Jahresprognosen überarbeiten und möglicherweise konkretisieren respektive nach oben hin eingrenzen. Dann könnte es auch bei diesem Aktienduo «Ready for lift-off» heissen. Aktuell liegen beide Werte in diesem Jahr in den Miesen, während der Flughafen Wien auf ein Plus von 22% kommt.
Der Analystenkonsens sieht allerdings noch Luft nach oben bei den beiden Titeln. Für den Flughafen Zürich lautet das durchschnittliche Kursziel von 19 Research-Berichten auf CHF 174, das entspricht einem theoretischen Potenzial von 16%. Bei Fraport wird der faire Wert sogar auf EUR 64 beziffert, was stolze 37% über aktuellen Notierung liegt.
Anlagefazit
Angesichts der sich gerade eintrübenden Weltkonjunktur, welche sich vor allem auf die Frachtsparte negativ auswirken könnte, sollten Anleger aber Vorsicht walten lassen und vorerst nur mit kleinem Geld spekulieren. Mit dem Barrier Reverse Convertible lässt sich dagegen bereits im Seitwärtsflug saftige Renditen erzielen. Das Produkt SAANJB von Julius Bär auf den Flughafen Zürich stellt eine Gewinnchance von 14.1% p.a. bei einem Risikopuffer von 19.9% in Aussicht. Ebenfalls ohne Kurssteigerung zur Rendite führt der Discounter OKDHEU der UBS. Das Zertifikat bietet einen Rabatt von knapp 6% und ermöglicht einen Ertrag von 12.5% bis Ende des Jahres. Dazu muss der Basiswert am Schlussfixing mindestens auf dem Cap bei CHF 145 notieren, welches leicht unterhalb des aktuellen Kurses liegt. Bei Fraport erscheint ebenfalls ein Rabatt-Papier eine gute Wahl für konservative Naturen zu sein. Das Produkt (ISIN DE000SN2HWC3) der Societe Generale erlaubt dem Underlying noch einen kleinen Zucker auf das Cap bei EUR 46 nach unten, ohne dass die Seitwärtsrendite von 14.7% in Gefahr gerät.