Aktienbörsen: Tiefenrausch mit Ansage
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Martin Raab
Nach der Rekordjagd in den letzten Monaten ist jetzt «Free-Fall-Mode» angesagt. Worauf sollten Anleger bei der Schnäppchensuche achten? Welche Indikatoren gilt es im Auge zu behalten?
Heftig durchgeschüttelt starten viele Anleger die Börsenwoche. Zum Wochenauftakt gab der Dow Jones 4,6 Prozent auf 24 345,75 Punkte nach — das ist Rekord. An den asiatischen Börsen ging es ebenfalls teilweise steil bergab, besonders in Japan: Der Leitindex Nikkei 225 verlor bis zum Handelsschluss fast 5 Prozent.
Däne weiss es schon vorher
Das ist alles nichts Neues, zumindest für Steen Jakobsen, Chief Economist bei der Saxo Bank. Er forderte letzte Woche Dienstag in einem Email an Kunden u.a. zum sofortigen Kauf von NASDAQ Puts auf. Eine Rechnung, die mit einer Rekordperformance von bis zu 1’000% innert 5 Handelstagen aufging. Jakobsen gilt bereits seit langer Zeit in Traderkreisen als skeptischer Vordenker und lag häufig mit einer Mischung aus konträren Positionen und nüchternem Blick auf die Charts richtig. Nur mit dem prognostizierten Ausfall von russischen Staatsanleihen will es seit Jahren nicht klappen.
Sell-Off durch Algos verstärkt
Die Ausverkaufsstimmung wurde weiter durch computergestützte Handelssysteme (Algos) verstärkt und schwappte weiter nach Europa – dort hatten sich die Investoren wegen der Furcht vor schnell steigenden Zinsen bereits am Freitag stark aus dem Aktienmarkt zurückgezogen. Dies setzte sich am Montag vor allem in den letzten beiden Handelsstunden mit hohem Tempo fort. SMI und DAX sind mit sehr tiefen Eröffnungskursen gestartet, erholen sich Stand 11:00 Uhr jedoch etwas. Die Volatilitäten sind explodiert, was gute Konditionen für die Käufer von Barrier-Reverse-Convertibles auf Aktien (insbesondere aus dem S&P 500 Universum) bietet. Fundamental ausgelöst wurde der Sell-Off bereits letzte Woche an der Wall Street u.a. von einem Mix aus höheren Inflationszahlen in den USA und parallel ansteigenden Renditen auf US-Staatsanleihen.
Blick auf die Charts wertvoll
Wie bereits Mitte Januar (u.a. im FINANZEN Special des Tages-Anzeiger) auch von uns bereits eindringlich gewarnt, haben die Bewertungen vieler S&P 500 Aktien stark überkaufte Levels erreicht. Das Blutbad war letztlich auch auf der charttechnischen Seite mehr als absehbar. Inzwischen ist die scharfe Korrektur bei Analyse des Relative-Stärke-Index (RSI) ersichtlich. Der RSI – die Grafik unter den jeweiligen Indizes – wird für das Erkennen eines kurzfristigen Tief- oder Hochpunktes unter Tradern häufig verwendet. Ein Wert oberhalb von 70 wird er als überkauft bezeichnet, ein Wert unterhalb von 30 gilt als überverkauft. Der RSI unterstützt dabei das Erkennen von Trendwendepunkten der jeweiligen Aktie beziehungsweise des jeweiligen Marktes. Parallel ist in der unterstehenden Grafik das Kurs-Gewinn-Verhältnis skizziert. Ein nicht unwichtiges Indiz für Anleger, die auf gewisse Substanz bei den Aktientiteln Wert legen.
S&P 500 INDEX: ÜBERKAUFTE LEVELS RASANT VERLASSEN, ABER NOCH LUFT NACH UNTEN.
SMI INDEX: TECHNISCHE INDIKATOREN KÜNDIGEN TIEFERE LEVELS AN
DAX INDEX: DEUTSCHE TITANEN AN DER RESTERAMPE
Alternativen für Trader
Risikobewusste Anleger könnten aktuell folgende Trading-Strategien zu ihrem Vorteil nutzen:
- FX – Long JPY vs. G10 Währungen
- Fixed Income – Long 10Y und 30Y US
- Volatilität – Short Calls auf S&P 500 Werte oder Long Barrier-Reverse Convertibles (30 Tages Vola Screening)
Ein interessanter Aspekt ist beim SMI-Future die beiden Verfallstermine März vs. Juni. Gegenwärtig ist bei relativer Betrachtung der Kauf von Puts im Juni teilweise günstiger. Weitere Handelsstrategien sind auch im TradingRoom börsentäglich publiziert und natürlich laufend auf payoff.ch