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payoff Learning Curve

Aktive vs. Passive ETF

21.11.2019 6 Min.
  • Dieter Haas

Aktive ETFs zielen darauf, eine Überrendite gegenüber einer Benchmark zu realisieren. Ein Unterfangen, dass sich gemäss der an SIX Swiss Exchange kotierten Produkte in der Praxis als schwieriges Unterfangen darstellt.

Das Fondsgeschäft hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stark entwickelt. Lange Zeit gab es dabei ausschliesslich aktive Fonds. 1975 folgte mit dem Vanguard 500 der erste Indexfonds (ETF) für Privatanleger. Dieser wurde allerdings noch nicht an der Börse gehandelt. Erst der am 22. Januar 1993 lancierte Spider (SPY) auf das US-Börsenbarometer S&P 500 brach diesbezüglich das Eis. Seither haben ETFs rund um den Globus einen unaufhaltsamen Siegeszug angetreten. Dank ihrer tiefen Kosten und ihrer inhaltlichen Transparenz haben sie den teuren aktiven Fonds immer mehr das Wasser abgegraben, zumal es diesen nur in wenigen Fällen gelingt, dauerhaft die entsprechende Benchmark zu schlagen. SIX Swiss Exchange stieg bereits im Jahr 2000 in den Markt der ETFs ein, wesentlich früher als viele ihrer europäischen Wettbewerber. Dadurch konnte sie in diesem Segment eine starke Stellung erzielen und zählt aktuell zu den Top-3 der ETF-Börsen in Europa. Nachdem es inzwischen immer weniger weisse Flecken gab, suchten einige Emittenten neue Nischen und fanden diese u. a. in aktiv verwalteten ETFs. Dazu zählen Smart Beta, Enhanced Indexing oder alternativ gewichtete Strategien. Allen gemeinsam ist eine Form des aktiven Investierens mit dem versucht wird, eine Mehrrendite zu erzielen im Vergleich zu passiven auf Indizes basierenden ETFs. Nachteilig im Vergleich zu den passiven ETFs sind die höheren Kosten sowie ein höherer Tracking Error. Zudem besteht das Risiko einer Minderrendite, wenn es nicht gelingt, mit der angewendeten Strategie die Benchmark zu schlagen.

«Faktor-ETFs gelang es in den meisten Fällen, den postulierten Mehrwert in der Praxis auch tatsächlich zu erreichen.»


Aktive ETFs an SIX Swiss Exchange
An der wichtigsten Schweizer Börse wurden die ersten aktiven ETFs am 4. Juli 2014 liberiert. Es handelte sich dabei um die beiden Geldmarkt ETFs MINT und PJS1 des Emittenten Invesco. Am 
29. Juni 2015 erweiterte derselbe Produktanbieter sein Angebot mit PJSR, LDCU, LDCC, LDCE um vier weitere Einheiten. Als zweiter Emittent stieg am 4. Februar 2016 Vanguard in den Ring mit den vier Faktor-ETFs VMOM, VMVL, VLIQ und VVAL. Mittlerweile (Stand 21. Oktober 2019) ist das Angebot auf 31 Einheiten angestiegen. Das ist im Vergleich zur Gesamtzahl der am 7. Oktober gelisteten 1’563 klassischen, passiven ETFs bislang eine überschaubare Anzahl. Der grosse Durchbruch gelang den aktiven ETFs somit noch nicht. Sie bieten aber eine interessante Nische, auch wenn in punkto Performance bislang erst wenige positiv herausstechen (siehe Tabelle 2). Diejenigen ETFs, die keine oder nur unvollständige Performance-Zahlen aufweisen, sind erst nach dem entsprechenden Stichtag an SIX Swiss Exchange gelistet worden. Der bislang letzte Neuzugang bei den aktiven ETFs ist der Euro Green Bond FLRG von Franklin Templeton.

Anspruch und Wirklichkeit
Der grafische Vergleich einiger der besten Aktien-ETFs mit dem Weltaktienindex seit November 2018 zeigt ein gemischtes Bild. In dieser Zeitspanne gelang es einzig den beiden aktiven ETFs VMVL und JREG den Weltaktienindex zu übertreffen. VMOM und HWWD gelang dieses Unterfangen nicht, obwohl auch sie global agieren. Schon rein optisch sticht VMVL positiv hervor. Er ist darauf ausgerichtet, die Volatilität zu minimieren. Das schont einerseits die Nerven seines Besitzers und andererseits hatte dies in der jüngeren Vergangenheit auch keine negativen Auswirkungen auf die Performance, ganz im Gegenteil.


Grosse Performance-Unterschiede
Die diversen Konzepte der an SIX Swiss Exchange kotierten aktiven ETFs führen teilweise zu stark divergierenden Renditen. In der Grafik 2 wurden globale Strategien einander gegenübergestellt, die auf völlig verschiedenen Ansätzen basieren. Der auf werthaltige Titel setzende VVAL war seit August 2018 kein Renner. Das Modell, welches u. a. das Kurs-Buch-Verhältnis, das zukünftige Kurs-Gewinn-Verhältnis und der Cashflow eines Aktienemittenten prüft, führte im Vergleich zum Weltaktienindex zu erheblich grösseren Kursschwankungen und einer insgesamt negativen Gesamt-Performance. Das Auf und Ab an den Börsen in der abgebildeten Zeitperiode wäre eigentlich wie gemalt gewesen für ein Long-Short-Konzept. In der Praxis zeigte sich seit Februar 2019 allerdings bei JELS eine zunehmende Diskrepanz sowohl zum MSCI World als auch zur gewählten Benchmark, dem ICE BofAML US 3-Month Treasury Bill Index. Das Konzept konnte seine Ansprüche bislang nicht erfüllen. Dies gelang dafür JPMF, einem aktiven ETF, dessen Portfolio aus Long- und Short-Positionen verschiedener Anlageklassen rund um den Globus besteht. Nebst der Mehrrendite sowohl zur gewählten Benchmark, dem ICE BofAML US 3-Month Treasury Bill Index, als auch zum Weltaktienindex überzeugt JPMF auch durch seine vergleichsweise tiefe Volatilität.

«Einige der hierzulande kotierten aktiven ETFs vermögen bislang mit ihrer Performance zu glänzen und haben bis dato einen überzeugenden Leistungsausweis.»

Mehrrendite im Langfristvergleich
Die vier aktiven Faktor-ETFs von Vanguard
sind mittlerweile seit bald 45 Monaten am Tableau von SIX Swiss Exchange gelistet. Ein Vergleich mit dem klassischen ETF IWRD von iShares auf den Weltaktien-
index bringt einige Aufschlüsse im gewählten Zeitraum. In punkto Gesamt-
Performance vermochten nebst dem 
Vanguard Global Minimum Volatility ETF VMVL auch der Vanguard Global Liquidity Faktor-ETF VLIQ sowie der Vanguard Global Momentum Faktor-ETF VMOM den passiven Weltaktien-ETF IWRD zu übertreffen. Die Strategie des VLIQ bevorzugt Aktien, die, im Vergleich zu anderen Wertpapieren aus dem Anlageuniversum,
niedrige Handelsvolumen und andere Massstäbe der Handelsliquidität aufweisen. Diejenige von VMOM bevorzugt Aktien, die im Vergleich zu anderen Wertpapieren aus dem Anlageuniversum eine relativ gute jüngere Kursentwicklung aufweisen. Leicht hinter der Rendite des passiven Weltaktien-ETFs blieb einzig VVAL, der auf werthaltige Aktien setzt.

Fazit
Einige der hierzulande kotierten aktiven ETFs vermögen bislang mit ihrer Performance zu glänzen und haben bis dato einen überzeugenden Leistungsausweis. Etliche hinken ihrem Anspruch, eine Mehrrendite zu erzielen, aber hinterher. Keine grossen Stricke zerrissen in der Vergangenheit vor allem aktive ETFs, die sich auf Obligationen oder Geldmarkt fokussieren. Deutlich besser schlugen sich aktive ETFs auf Aktien. Besonders den Faktor-ETFs gelang es in den meisten Fällen, den postulierten Mehrwert in der Praxis auch tatsächlich zu erreichen. Sie sind eine echte Bereicherung des Angebots. Ansonsten sollten sich Privatanleger, die kostengünstig, diversifiziert investieren, vornehmlich an die klassischen ETFs halten. Diese beinhalten nur ein geringes Risiko einer Minderrendite im Vergleich zum Basiswert.

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