Apple: Zurück ins Rampenlicht
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Wolfgang Hagl
Redaktor
Am Donnerstag legt der iPhone-Hersteller seine Quartalszahlen vor, nächste Woche steht ein Produkt-Event an – die Apple-Aktie hat schon vor den beiden Anlässen Fahrt aufgenommen.
Halbzeit in der US-Berichtssaison: Per 26. April lagen die Zahlen von 229 Konzernen aus dem S&P 500 vor. Mehr als drei Viertel dieser Unternehmen konnte die Erwartungen der Wall Street laut einer Auswertung von LSEG übertreffen. In den wichtigen Sektoren Kommunikationsdienstleister und Technologie fällt die Quote der «beats» mit 90% respektive 88% noch deutlich höher aus. Während Alphabet und Microsoft zum positiven Gesamtbild beigetragen haben, sorgte Meta Platforms für eine Enttäuschung. Die Facebook-Mutter vergraulte die Investoren mit dem Ausblick.
Jetzt stehen die Zwischenberichte zwei weitere Wall Street-Giganten an. Während Amazon.com heute nach dem Börsenschluss in New York die Bücher öffnet, folgen auf die Schlussglocke am Donnerstag die Zahlen von Apple. Der iPhone-Hersteller ist bei der jüngsten Technologierallye links liegen geblieben. Seit dem Jahreswechsel verbilligte sich die Apple-Aktie um annähernd ein Zehntel. Für den Nasdaq-100 Index steht selbst nach der April-Korrektur noch ein Plus von knapp 6% zu Buche. Zwei Themen treiben die Investoren bei Apple um: Einerseits konnten die Kalifornier beim Megatrend Künstliche Intelligenz (KI) bis dato nicht wirklich aufzeigen. Daneben bestehen Zweifel am Wachstumspotenzial des iPhones.
Mit Schwung in die Woche
Zu beiden Punkten gab es an den vergangenen Tagen interessante News. Laut einer Meldung von Bloomberg möchte Apple im Laufe des Jahres die KI-Lösungen des ChatGPT-Entwicklers OpenAI in das iPhone integrieren. Beide Unternehmen verhandeln laut Bloomberg über die Bedingungen und technische Aspekte einer Partnerschaft. Zuvor soll Apple eine Zusammenarbeit mit OpenAI und Google in Betracht gezogen haben. Während die Google-Muttergesellschaft Alphabet nach der jüngsten Meldung an Wert verlor, startete Apple mit einem Kursaufschlag von 2.5% in die Woche.
Geholfen hat dem Mega Cap auch ein positiver Analystenkommentar. Bernstein – das kürzlich gegründete Joint Venture von Société Générale und AllianceBernstein – hat Apple auf «Outperform» hochgestuft. Der zuständige Experte, Toni Sacconaghi, bezeichnete die Aussicht auf ein stärkeres iPhone-Wachstum als zentrales Argument für das optimistische Rating. Laut dem bekannten Analysten hätte ein schwacher Absatz beim iPhone 15 zusammen mit der schwierigen Lage in China den Technologieriesen ausgebremst. Doch bewertet er die Flaute im Reich der Mitte mehr als zyklisch, denn als strukturelles Problem. Generell sei der Umsatz in China einer deutlich stärkeren Volatilität ausgesetzt, als das Gesamtgeschäft des Konzerns.
Über dem Konsens
Einen Aufschwung erwartet Sacconaghi mit dem iPhone 16. Die nächste Generation des Smartphones könnte vom verstärkten Austausch älterer Geräte sowie seiner zusätzlichen KI-Funktionen profitieren. Insgesamt traut der Analyst Apple im Fiskaljahr 2025 (per 30.09.) einen Umsatz von USD 416.9 Mrd. sowie ein Ergebnis je Aktie von USD 7.40 zu. Damit liegt seine Schätzung über dem aktuellen Konsens. Im Schnitt hatten Analysten bis gestern für das kommende Jahr Erlöse von USD 412.1 Mrd. sowie ein EPS von USD 7.13 auf dem Zettel gehabt. Für die am Donnerstag anstehenden Zahlen zum 2. Quartal der Fiskalperiode 2024 liegen die Erwartungen laut Sacconaghi tief. Gleichwohl steuert Apple seiner Ansicht nach auf eine saisonal starke Phase zu: In 15 der vergangenen 17 Jahre hätte die Aktie über die drei Monate vor der Einführung des neuen iPhones besser abgeschnitten, als der Markt.
Schon in der kommenden Woche steht das nächste «Apple Event» an. Am 7. Mai wird der Konzern seine neuesten Produkte und Dienstleistungen präsentieren. Allerdings dürfte die nächste Generation des Kassenschlagers noch auf sich warten lassen. Das iPhone stellt CEO Tim Cook für gewöhnlich im Herbst vor. Gerüchten zufolge könnte beim kommenden Anlass das iPad im Fokus stehen – für diese These spricht auch die Gestaltung der Einladung.
Anlagelösung
Fest steht, dass Apple an den kommenden Tagen in den Fokus rückt. Für die Aktie dürfte vor allem der Geschäftsausblick eine wichtige Rolle spielen. Mit einer optimistischen Guidance könnte CEO Cook den für einen Ausbruch nach oben nötigen Push liefern. Noch bewegt sich Apple in einem kurzfristigen Abwärtskanal. Gleich oberhalb des charttechnischen Korridors verläuft die 55-Tage-Linie. Nicht nur Bernstein, das Gros der Analysten traut Apple den Sprung durch dieses Widerstandsbündel zu. Im Schnitt liegt das Kursziel der Wall Street bei USD 200. Diese Marke entspricht dem Strike des Call Warrant WAAA1V der Bank Vontobel. Der Optionsschein mit einer Laufzeit bis kurz vor Weihnachten notiert also weit aus dem Geld. Insofern bietet das Produkt eine sehr offensive und zugleich riskante Möglichkeit, auf eine Trendwende bei Apple zu setzen.