Zurück
payoff Trading Desk

April, April

15.04.2021 2 Min.
  • Martin Raab

Erinnern Sie sich noch an den April letztes Jahr? Mutmasslich ja.

Der Bundesrat verhängte damals die «ausserordentliche Lage», Hotelbuchungen in der Schweiz brachen um 92% ein. Katastrophenalarm. Der SMI fand bei 9’200 Punkten ersten Halt. Die Peers DAX (9’600 Punkte) und S&P 500 (2’500 Punkte) schlugen in extrem tiefen Kurstälern auf. Das US-Aktienbarometer S&P 500 verlor innert drei Wochen -33%. Finanzmedien und Ökonomen überboten sich mit desaströsen Hiobsbotschaften – das Ende der (Wirtschafts-)Welt sei gekommen. Die Bild-Zeitung bedruckt die Titelseite mit der knallorten Warnung an alle Deutschen: «MEGA-LOCKDOWN». Das Corona-Virus tötet im Minutentakt war selbst in kultivierten Publikationen zu lesen. In New York City verkam der Times Square zur menschenleeren Geisterkulisse – Massengräber in den Suburbs. Viele Investoren sassen tief in Buchverlusten, andere in geplatzten Optionsträumen. Der Spass war endgültig vorbei. Geld verdienen an der Börse? Witzlos! Das Ende ist nah. Heute – 12 Monate später – erfeuen sich SMI, DAX, S&P 500 und viele andere Aktienindizes absoluten Rekordständen. Aktionäre erleben ihr Vermögen in neuer Bestform. Wer im April 2020 gar aus mehr oder weniger impotenten Geldmarktguthaben in risikobewusste Aktien, Bonds oder gar Strukturierte Produkte geswitched ist, erfreut sich an Verdrei-, Vervierfachung seines Geldes. Ein völliger Clown, wer im April letzten Jahres nicht gekauft hat. Die führenden Notenbanken haben ohne grosses Zögern ein Spass-Programm der Extraklasse gezündet: Liquidität für Alle! Sofort! Rund 85% der Aktiencharts seit April 2020 gleichen sich inzwischen – kein Scherz. Die Kurslinie führt von links unten nach rechts oben. Fast so steil wie die aufsummierten Bonuszahlungen von Urs Rohner, dem der April dieses Jahres wie ein schlechter Scherz vorkommen muss. Wirklich heitere Laune versprüht seit wenigen Wochen aber der Impffortschritt (wenn auch zäh vielerorts; ausser in den USA und Israel) und der halbwegs greifbare Gedanke, bald wieder unbeschränkt reisen zu dürfen. Wer hier und jetzt auf die Finanzmärkte schaut wird feststellen: Der «China-Virus» verkommt je länger je mehr endgültig zur Lachnummer. Doch das ist brandgefährlich, denn nur Narren ignorieren die Macht der Märkte – und die, die sie bewegen.

Weitere News aus der Rubrik

Unsere Rubriken