

Asien im Wettbewerb rascher Impfungen
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Daryl Liew, Chief Investment Officer
Jetzt stehen Geschwindigkeit und Erfolg der Impfprogramme im Vordergrund. Sie entscheiden darüber, wie schnell die Länder die Covid-19-Beschränkungen aufheben können und wie schnell sich die Wirtschaft normalisieren kann.
Während sich eine neue Welle von Covid-19-Infektionen über den Globus ausbreitet, haben sowohl Singapur als auch Indonesien ihre Covid-19-Impfprogramme gestartet. Dabei gehören Premierminister Lee Hsien Loong und Präsident Jokowi zu den ersten, die sich impfen lassen. Singapur verwendet den Impfstoff von Pfizer-BioNTech, der derzeit der einzige zugelassene Impfstoff für das Land ist. Obwohl Unsicherheiten über die Wirksamkeit des in China hergestellten Sinovac-Impfstoffs bestehen, hat sich Indonesien entschieden, Sinovac bei der Einführung zu verwenden. Das Fehlen einer adäquaten Kühlketteninfrastruktur für die Lagerung und den Transport des Impfstoffs von Pfizer-BioNTech ist wahrscheinlich einer der Gründe, warum man sich in Indonesien für Sinovac entschieden hat, das keine solche Kühllagerung benötigt.
Massenimpfung in Singapur
Singapur plant, bis Ende 2021 alle Erwachsenen zu impfen, während Indonesien zwei Drittel der Bevölkerung bis zum Ende des ersten Quartals nächsten Jahres geimpft haben will. Als kleineres Land mit besserer öffentlicher Gesundheitsinfrastruktur ist es für Singapur vergleichsweise einfacher, diese Massenimpfung durchzuführen. Indonesiens Bevölkerung von mehr als 270 Millionen Einwohnern ist auf 17’000 Inseln in einem riesigen Archipel verteilt, was die Aufgabe wesentlich schwieriger macht. Singapur hat sich entschieden, ältere Menschen zu impfen, die als besonders gefährdet gelten, während Indonesien zuerst berufstätige Erwachsene impfen wird, um die Wirtschaft nicht zu beeinträchtigen.
300 Millionen Impfungen in Indien
Die beiden grössten Länder Asiens – China und Indien – stehen ebenfalls vor einer gewaltigen Herausforderung, Milliarden von Menschen zu impfen. In China haben die Behörden nach eigenen Angaben bereits 9 Millionen Bürger geimpft. Das Ziel ist es, 50 Millionen Menschen vor der Hauptreisezeit zum chinesischen Neujahrsfest im Februar zu impfen. Öffentliche Massenimpfungen werden erst nach den Mondfeiertagen für den Rest der 1,4 Milliarden Menschen beginnen. Das indische Impfprogramm beginnt am 16. Januar, wobei 30 Millionen Beschäftigte im Gesundheitswesen als erste geimpft werden, gefolgt von 270 Millionen, die als besonders gefährdet gelten. Indien hat die einheimischen Impfstoffe Covishield (basierend auf dem Oxford-Impfstoff von AstraZeneca) und Covaxin für den Notfalleinsatz zugelassen, obwohl beide noch nicht die Phase-3-Studien abgeschlossen haben.
Vorsicht in gewissen Ländern
Im Gegensatz dazu sind andere nordasiatische Gebiete, Japan, Südkorea, Taiwan und Hongkong, vorsichtiger und warten noch auf die behördliche Zulassung, bevor sie mit ihren Impfprogrammen beginnen. Japan und Hongkong haben jedoch bereits genügend Dosen des Impfstoffs gesichert, um alle Einwohner zu impfen, und beabsichtigen, alle Erwachsenen bis Ende des Jahres zu impfen.
Die Geschwindigkeit und der Erfolg dieser Impfprogramme werden darüber entscheiden, wie schnell die Länder die Covid-19-Beschränkungen aufheben können und wie schnell sich die Wirtschaft normalisieren kann. Im optimistischsten Szenario sieht es so aus, dass die fortgeschritteneren asiatischen Volkswirtschaften erst Ende 2021 in der Lage sein werden, ihre Bevölkerung vollständig zu immunisieren, während die weniger entwickelten Volkswirtschaften dieses Ziel erst Mitte 2022 erreichen werden. Vorausgesetzt, sie sind in der Lage, eine ausreichende Versorgung mit Impfstoffen sicherzustellen. Diese Entwicklung könnte bedeuten, dass die entwickelten asiatischen Volkswirtschaften die Schwellenländern in Asien 2021 überflügeln.