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Asien öffnet sich wieder

13.09.2022 4 Min.
  • Daryl Liew, Chief Investment Officer

Südostasien profitiert derzeit von den wirtschaftlichen Vorteilen der Wiederöffnung der Grenzen und der Aufhebung der Covid-19-Beschränkungen. Dies obwohl China geschlossen bleibt. Der indonesische Aktienmarkt liegt dieses Jahr sogar im Plus.

Thailand hat während dem Lockdown stark gelitten, da der Tourismus einen wichtigen Beitrag zur Wirtschaft des Landes leistet. Von der Öffnung hat das Königreich nun besonders profitiert: Die Touristenankünfte in Thailand haben in diesem Jahr einen Aufwärtstrend verzeichnet und die Zahlen für August zeigen, dass sie sich von 33,8 im Juli auf 41,3 Prozent auf das Niveau von 2019 erholt haben. China war früher für einen Drittel der Touristenankünfte in Thailand verantwortlich, bleibt aber weiterhin geschlossen. So hat sich der Nahe Osten als willkommene Besucherquelle erwiesen – vor allem mit der Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen und der Flüge zwischen Thailand und Saudi-Arabien. Diese Verbesserung der Tourismuseinnahmen wird nicht nur dazu beitragen, das thailändische Leistungsbilanzdefizit zu verringern, sondern wird sich auch positiv auf den privaten Konsum auswirken – im Juli stieg der Verbrauch im Jahresvergleich um +14,7 Prozent und damit stärker als im Vormonat.

Sinkende Arbeitslosenquote

Der positive Trend bei den Touristenankünften ist auch in anderen südostasiatischen Ländern zu beobachten: Die Besucherankünfte in Singapur haben ebenfalls 40 Prozent des Niveaus von 2019 erreicht, gegenüber 35 Prozent im Juni. Die Verbesserung trägt dazu bei, das schwächer werdende aussenwirtschaftliche Umfeld abzufedern, das Singapur dazu veranlasst hat, sein BIP-Ziel für 2022 von 3-5 auf 3-4 Prozent zu senken. In Malaysia hat eine sich verbessernde Binnenwirtschaft, die durch die Wiedereröffnung und die Unterstützung durch politische Massnahmen angeheizt wurde, die Zentralbank dazu veranlasst, ihren Zinserhöhungszyklus fortzusetzen und die Zinsen in der dritten Sitzung in Folge anzuheben. Die Zentralbank führte an, dass der malaysische Arbeitsmarkt nach wie vor robust sei, was sich in der «sinkenden Arbeitslosenquote und den positiven Einkommensaussichten» zeige.

Indonesien auf Wachstumskurs

Indonesien mit der grössten Binnenwirtschaft der Region ist derzeit der Aktienmarkt mit der besten Performance und einer der wenigen asiatischen Märkte, die in diesem Jahr in US-Dollar schwarze Zahlen schreiben (+5 Prozent). Das Land profitiert immer noch vom Rückenwind der fiskalischen Ausgaben, um die Wirtschaft durch die Pandemie zu führen, sowie von der Wiedereröffnung und Normalisierung der Geschäftstätigkeit. Es wird erwartet, dass das BIP-Wachstum in diesem Jahr um über fünf Prozent steigt und damit wieder das Niveau von vor der Pandemie erreicht. Da die Wirtschaft auf einer solideren Grundlage steht, kann sich die indonesische Regierung nun auf die Haushaltskonsolidierung konzentrieren, um das Haushaltsdefizit zu verringern. Die kürzlich angekündigte Kürzung der Kraftstoffsubventionen könnte das Wachstum etwas abschwächen.

Tiefer Yen unterstützt

Während die südostasiatischen Volkswirtschaften von der Aufhebung der Reisebestimmungen und der vollständigen Wiedereröffnung profitieren, verhängen die nordasiatischen Länder weiterhin verschiedene Formen von Reisebeschränkungen. Das Beharren Chinas auf der Beibehaltung seiner Null-Covid-Politik hat dazu geführt, dass das Land eine der strengsten Grenzkontrollen der Welt hat. Taiwan und Hongkong verlangen nach wie vor eine Quarantäne bei der Ankunft von Besuchern. In Südkorea müssen sich Besucher bei der Ankunft zwar nicht selbst isolieren, aber einen PCR-Test durchführen lassen. Japan hat vorsichtig damit begonnen, die Beschränkungen zu lockern, und hat das tägliche Kontingent ausländischer Besucher, die ins Land kommen dürfen, auf 50’000 erhöht. Besucher können jedoch nur im Rahmen einer Pauschalreise nach Japan reisen. Japan ist seit jeher ein beliebtes Urlaubsziel, und der schwache Yen hat die Attraktivität des Landes noch erhöht. Daher ist mit einem enormen Besucheransturm auf Japan zu rechnen, sobald das Land wieder vollständig geöffnet ist.

Bio

Daryl Liew ist Chief Investment Officer für Reyl Singapore. Er ist an der Asset-Allokation beteiligt und hat ferner eine Aufsichtsfunktion, um sicherzustellen, dass die Anlageentscheidungen den Erwartungen der Kunden entsprechen. Von 2002 bis 2010 arbeitete er bei Providend Ltd in Singapur und war zuletzt in der Generaldirektion für die Investments verantwortlich. In dieser Eigenschaft war er auch Mitglied des Investitionsausschusses des Unternehmens und verwaltete sowohl die Portfolios von Providend als auch Kundenkonten. Er geniesst allgemeine Anerkennung und gehört zu den Verfassern des „Singapore Master Financial Planning Guide“. Aus seiner Feder stammen ferner zahlreiche Artikel über die Grundlagen und Trends im Investmentsektor. Daryl Liew besitzt einen Master in Business Management, Fachgebiet Finanzwesen, des Asia Institute of Management (Philippinen, 2002). Er verfügt ferner über eine Zulassung als CFA (2005).

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