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ASML: Am Boden aufgeschlagen

20.11.2024 4 Min.
  • Christian Ingerl
    Redaktor

Die globale Chipnachfrage schwächelt und dies wiederum sorgte bei ASML-Aktionären zuletzt für eine kalte Dusche. Doch mittlerweile ist der Tech-Titel derart günstig bewertet, dass eine Gegenbewegung durchaus möglich ist.

Der einstige Überflieger ASML scheint derzeit keinen Fuss auf den Boden zu bekommen. Die zwischenzeitliche Rallye auf über EUR 1‘000 fand Mitte dieses Jahres ein abruptes Ende. Was folgte war ein Taucher um 40%, welcher den niederländischen Chipausrüster auf das Niveau von vor 4 Jahren zurückbrachte. Doch was war passiert?

Schwacher Ausblick

Verantwortlich für den scharfen Rücksetzer zeigen sich vor allem zwei enttäuschende Quartalsmitteilungen in Folge. Während zum Halbjahr der vorsichtige Ausblick auf den Rest des Jahres die Anleger vergraulte, kam im dritten Quartal eine reduzierte Prognose für das kommende Jahr hinzu. Das war für die Märkte zu viel, das EURO STOXX 50-Schwergewicht verzeichnete daraufhin den höchsten Tagesverlust seit einem Vierteljahrhundert. Aufgrund einer Nachfrage-Flaute bei klassischen Prozessoren und Speicherchips haben die Niederländer ihre Umsatz- und Auftragsprognosen für 2025 zusammengestrichen. Erwartet wird nun ein Gesamtumsatz zwischen EUR 30 und 35 Mrd., was in der unteren Hälfte der Spanne liegt, die am Investorentag 2022 vorgestellt wurde. 

Der weltweit führende Anbieter von Maschinen zur Computerchip-Produktion konnte zwar im dritten Quartal mit einem Umsatz von EUR 7.5 Mrd. und einem Gewinn von EUR 2.1 Mrd. die Analystenschätzungen knapp übertreffen, allerdings sorgte ein überraschend dünnes Auftragsbuch für eine herbe Enttäuschung. Die Bestellungen summierten sich lediglich auf EUR 2.6 Mrd., erwartet wurde ein Wert zwischen EUR 4 und 6 Mrd. Während die Nachfrage nach Chips für Künstliche Intelligenz (KI) laut ASML weiterhin hoch ist, brauchen andere Marktsegmente noch länger, um sich zu erholen.

KI als Wachstumstreiber

Für die Zukunft positiv ist, dass der Boom bei Maschinen zur Produktion von Hochleistungschips für KI weiterhin ungebrochen scheint. Dies stellte das Management nun auch auf dem Kapitalmarkt in der vergangenen Woche klar. So soll der Umsatz bis 2030 auf EUR 44 bis 60 Mrd. steigen, was einer jährlichen Wachstumsrate von 8% bis 14% entspricht und im „Best Case“ einer Verdoppelung im Vergleich zu den 2024 erwarteten Erlösen gleichkommt. „Treiber des Wachstums sind die EUV-Lithographiesysteme“, erklärt ASML-Chef Christophe Fouquet. Diese Maschinen können mit extrem ultraviolettem Licht (EUV) besonders kleine Schaltkreise auf Siliziumscheiben brennen. Entscheidend ist das für die Produktion von Hochleistungsprozessoren, beispielsweise für den Gebrauch von KI. Fouquet geht auch davon aus, dass der globale Chipmarkt bis 2025 jährlich um 9% wachsen und 2030 die Marke von USD 1 Bio. überschreiten wird. KI-Chips sollen in diesem Zeitraum deutlich schnell zulegen und dann auf ein Gesamtvolumens von 40% kommen.

Investoren und Analysten reagierten erleichtert auf die neuen Nachrichten. Die Experten von JPMorgan sagten beispielsweise, dass das Fehlen jeglicher Überraschung in der Prognose „positiv“ zu werten sei. Die Aktie reagierte daraufhin mit einer deutlichen Erholung. Diese währte allerdings nicht lange. Ein weiteres Damoklesschwert, das über ASML hängt, ist der Wechsel des Präsidenten im Weissen Haus. Marktteilnehmer machen sich nämlich Sorgen, dass es unter Donald Trump zu weiteren Einschränkungen für Technologie-Exporte nach China kommen könnte.

Lichtblicke und günstige Bewertung

Zeigte sich das Reich der Mitte in den vergangenen 6 Quartalen für einen Umsatzanteil von mehr als 40% verantwortlich, sorgen die bereits bestehenden US-Beschränkungen, welche die neueste Produktgeneration von ASML betrifft, dass sich der China-Anteil vermutlich auf 20% halbieren wird. Ein Lichtblick bildet dagegen der vom europäischen Halbleiter-Branchenverband Esia geforderte „Act 2.0“, der vorsieht, dass die EU den Marktanteil in Europa gefertigter Halbleiter bis 2030 auf ein Fünftel verdoppelt. Auch hier werden die Maschinen von ASML gebraucht.

Die Analystenzunft sieht die ASML-Gewinne ab dem kommenden Jahr wieder deutlich anziehen. Für 2025 und 2026 geht der Konsens mit deutlichen Zuwächsen von mehr als 20% aus. Folglich wirkt das 2026er-KGV von 21.4 günstig. Auch den Research-Experten scheint der Kursverfall inzwischen zu weit zu gehen. Die durchschnittliche Empfehlung von 37 Studien lautet auf Kaufen, das 12-Monats-Kursziel wird mit EUR 832.50 angegeben. Das wiederum entspricht einem Potenzial von einem Drittel.

Anlagelösungen

Wer daran glaubt, dass bei ASML der Boden gefunden ist, kann mit dem Long Mini Future MASANV von der Bank Vontobel auf einen Rebound setzen. Das Produkt verfügt über einen Hebel von 5.7, der Knock-out befindet sich bei EUR 546.18 und damit 13.7% vom aktuellen Kursniveau entfernt. Für den Fall, dass der Tech-Titel in eine Seitwärtspahse einschwenken sollte, wäre der Barrier Reverse Convertible FAGZJB von Julius Bär eine passende Lösung. Das Produkt stellt eine hohe Seitwärtsrendite von 29.5% p.a. bei einem Puffer von knapp 33% in Aussicht. Die maximale Laufzeit bei dem Callable-BRC endet in einem Jahr am 17. November 2025.

Sollte es tatsächlich zu einem verschärften US-Embargo für ASML kommen, könnte der Titel aber möglicherweise auch noch einmal zurücksetzen. In diesem Fall bietet sich ein Short an. Der Mini Future SBXUYU der UBS wäre dann ein geeignetes Produkt. Der Hebel liegt bei knapp 8, der Stop Loss Level bei EUR 685.5775. 

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