

Aufgefallen: Der Wolf im Fondspelz
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Martin Raab
In der Anlagewelt gab es bis vor kurzem eine klare Zwei-Klassen-Gesellschaft der Anlagevehikel. Zumindest in den Köpfen vieler Anleger und Vermögensverwalter.
Als First Class und très chic galt, was im Fondsmantel daher kam: Egal ob UCITS oder Schweizer Anlagefonds, zum öffentlichen Vertrieb zugelassene Vehikel kamen in der Regel rasch zum Handkuss. Quasi die Merino-Wolle in der Investment-Schneiderei. Ein Fonds ist sicher, stabil und dem Kunden ohne Fragen einbuchbar. Wohlfühl-Garantie für alle Beteiligten. Mit gewissen Vorbehalten mussten dagegen Strukturierte Produkte kämpfen – Emittentenrisiko und die nicht immer einfache Preisfindung sorgten für einen gewissen «Schlabber-Look». Seit 6. November ist aber unumstösslich klar: Auch der schickste Fondsmantel kann ratz-fatz zur verlustbringenden Mottenfalle werden! An jenem Tag rollte der Kopf von GAM-Chef Alex Friedmann. Diese personelle Notbremse beendete vorerst einen 689-Millionen-Dollar-Skandal. Der kreative und zugleich hochkriminelle GAM-Fondsmanager Tim Haywood erwarb Obligationen, die von einem indischen «Kollegen» über Zweckgesellschaften emittiert wurden. Man spricht von exotischen Phantasiebonds. Alles natürlich «in Übereinstimmung mit den Anlagerichtlinien». Die Anteilsinhaber des betroffenen GAM Absolute Return Bond Master Fund könnten letztlich bis auf die «sous-vêtements» alles verlieren. Übrigens, en vouge sind vermehrt auch (SIX-börsenkotierte) Verbriefungen von Compartments, gelinkt an modische Dinge wie Crypto-Währungen oder Kredite. Dort ist die Hülle Prêt-à-porter, der Inhalt eher Haute couture. Passen Sie als Investor auf, wer welche Anlagehüllen schneidert und wie das Portfolio eingekleidet wird – kritische Tuchfühlung inklusive.