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payoff Trading Desk

«Aufgefallen»: Eiskalte Steuerkeule

21.01.2016 2 Min.
  • Martin Raab

Frostige Stimmung findet man derzeit weniger in der Natur, dafür umso häufiger beim sogenannten «Steuerruling» von Strukturierten Produkten.

In Zeiten schmaler werdender Staatsbudgets erwärmen sich insbesondere die kantonalen Steuerverwaltungen zunehmend für neue Einnahmequellen. Aus steuerlicher Sicht sind bei Strukturierten Produkten – speziell bei den Barrier-Reverse Convertibles – sämtliche als Risikoprämie vereinnahmten Zahlungen, als Teil des Coupons, steuerfrei. Einzig der reine risikofreie Zinsanteil muss versteuert werden. So weit, so gut. Bei neuemittierten BRCs mit tiefen Barrieren von z.B. 55% und damit reduzierterem Risiko eines Barriere-Ereignisses greifen neuerdings viele Kantone eiskalt zur Steuerkeule. So werden Coupons immer häufiger wegen «zu geringer Wahrscheinlichkeit» eines Barriere-Ereignisses als voll steuerpflichtig klassifiziert. Süsser die Kassen nie klingen. Warme Worte des Anlegers verpuffen häufig in den Amtsstuben. Umso hitziger wird der Dialog mit dem Berater. Der Reiz von BRCs liegt gerade darin, auf Basiswerte mit aktuell hoher Volatilität zu setzen und auf eine Beruhigung zu setzen. Dass eine risikoaverse, werterhaltende Produktausgestaltung vom Steueramt als Anlass für massive Nachteile genommen wird, ist nicht nur bedenklich sondern Willkür. Wir reden hier nicht von 30%-Barrieren sondern 55% und 50% – also definitiv keiner Steuergestaltung. Völlig nebulös sind bislang die Richtlinien, welcher Kanton ab welchen Barriere-Levels die Steuerfreiheit eiskalt abserviert. Das wäre wohl zu viel Transparenz hinter den Milchglasscheiben der Steuerämter. Der Anleger bleibt vorerst allein – in dickem Nebel. Und die meisten Emittenten (aber nicht alle) holen vermehrt Steuerrulings auf Ebene Einzelemission ab, um juristische Hitze strikt zu vermeiden. Ein effizienter Emissionsprozess bleibt bis auf weiteres schockgefroren.

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