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payoff Trading Desk

Aufgefallen: In dubio pro Fintech?

09.10.2018 2 Min.
  • Martin Raab

Nach kurzer Sommerpause legt das kommunikative Tempo wieder zu: Keine Woche vergeht, in der nicht Laudatios summa cum laude für die neuartige Symbiose aus Bank und IT posaunt werden.

Doch zittern immer weniger etablierte Banken vor den vermeintlichen Hannibals in Turnschuhen – im Gegenteil: Die Eroberung stockt, das Venture Capital aber noch nicht. Vor drei, vier Jahren sagte die opinio communis das Überrennen des morbiden Bankings durch agile Finanz-Start-Ups voraus. Und sowieso wird alles anders: im Zahlungsverkehr, beim Sparen, beim Finanzieren. Quo vadis? Heute gehört nun die einst verteufelte FINMA oder BaFin-Lizenz für ernstzunehmende Fintechs zum normalen modus operandi – und froh ist, wer noch aus eigener Kraft wächst. In manchem Wundertempel sind dagegen die Kerzen ausgegangen. So ist z.B. Flynt aus Zug heute antike Hülle statt «Digitalbank 2.0». Cringle, Lendstar und Wonga sind de facto bankrott. Auch so manch heimische Evolution im Softwarebereich, in verbo «Wealthtech», hat Sand im Getriebe. Banale Dinge wie Optionen oder Future-Rolls entpuppen sich als troianische Pferde, bunte User Interfaces hin oder her. Andere Fintechs saugen unterdessen coram publico an süssem, hoffentlich cashflow-bringendem Nectar mit Dingen wie Actively Managed Certificates auf Crowd Lending, zu obendrein antik tönenden Konditionen von 1% Management-Fee und 10% Performance-Fee. Auffällig auch: Die teutonischen Gladiatoren wie N26, Scalable (Nomen est omen nur dank ING Diba), Deposit Solutions oder Raisin gleichen ex post eher mittelständischen Bankorganisation statt hipper Entwicklerbuden. Bei professionellen Anforderungen werden gerade Einlage- Aggregatoren zu Anbietern non grata und manche Zinsversprechen entpuppen sich als wilde Abenteuer. Noch etwas ultima vertigo von den kotierten Fintechs: frisch gelistet ist Adyen (KGV 164), Wirecard debütiert im DAX (KGV 61) und Funding Circle aus England (USD 2.4 Milliarden Bewertung bei negativem KGV) ist in Kürze an der London Stock Exchange erhältlich. Die Gründer und Ankeraktionäre freut’s, pecunia non olet. Fest steht schon jetzt: Fintech bleibt Arena für Genies und Wahnsinnige.

 

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