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payoff Trading Desk

«Aufgefallen»: Obergrenze

28.02.2016 2 Min.
  • Martin Raab

Finanzmarktprofis sind ja Informationsverarbeitung im Sekundentakt gewöhnt. Viele Stichworte tauchen mit hoher Frequenz auf. Ein Begriff überlagert massiv: Gäbe es einen kapitalisierungsgewichteten Häufigkeitsindex für Worte, würde die grösste Indexposition seit ein paar Wochen auf «Obergrenze» fallen. Alles und jeder will neue, andere oder bessere Obergrenzen. Obergrenze für Bargeldtransaktionen (orwellsche Fantasien scheinen Realität zu werden bzw. sind es in einigen Ländern bereits), neue Obergrenzen für Russpartikel bei Dieselmotoren (auch als Dieselgate by Volkswagen bekannt), Obergrenzen für die Einwanderung von Ausländern (ein Konzept, dass schon im alten Rom erfolgreich zur Wahrung des sozialen Friedens praktiziert wurde), Obergrenzen für Vertriebsentschädigungen bei Bank- und Versicherungsprodukten (was sich zum einseitigen Verbraucherschützer-Thema entwickelt) und auch Obergrenzen bei Bonuszahlungen und Management-Vergütungen (trendiges, kontroverses Thema im Vorfeld der Bonus- und Generalversammlungs-Saison) oder potenzielle Obergrenzen bei der Anzahl von Fahrzeugpassagen durch den Gotthard. Keine Meldung kam bis dato zu Obergrenzen für die effektiven Ausgabenbudgets bei staatlichen Behörden und deren Projekten, Obergrenzen für Non-Sense-Indizes pro Jahr und Provider, Obergrenzen für lauthals-im-Zug-Telefonierer oder Obergrenzen für nichtssagende PR-Meldungen pro Monat. Doch gibt es auch neuerdings bereits scheinbar ungefragt etablierte Obergrenzen. Unter anderem für den Ölpreis, Zinsniveaus oder die Anzahl der ab 1.1.2017 unter FIDLEG noch tatsächlich tätigen Anlageverwalter. Investoren, die klare Sicht auf das Wesentliche schätzen, kommen an striktem Filtern im News-Dschungel nicht mehr herum. Und nein, China hat keine Obergrenze für Wachstum etabliert, sondern auf den CO2-Ausstoss. Das ist eine der Obergrenzen, die Sinn machen.

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