Aufgefallen: Stunde der Wahrheit
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Martin Raab
Exakt seit dem Weihnachtstag kennt der US-Aktienmarkt nur eine Richtung: nach oben! Keine Fake News, kein Government-Shutdown und kein Donald konnte die Kursnotierungen einbremsen – bis jetzt.
Lange Gesichter gab es nicht nur jüngst in Hanoi, sondern auch unter Analysten. So wurden die Q1-2019 Gewinnschätzungen für Aktien im S&P 500 Index um 6.5% gekürzt. Tönt nicht viel, ist aber der grösste Rückgang seit über drei Jahren. Herbe Aussichten statt süsser Träume. Die nüchterne Realität stark sinkender Gewinne hat bereits Titanen wie Kraft Heinz (-36% innert 3 Monaten) oder auch Macy’s (-28%), um nur zwei von 185 tiefroten S&P-Aktien zu nennen, auf den kalten Boden der Tatsachen gedrückt. Jetzt vermiest auch noch die Charttechnik die Party: entweder schaffen die US-Aktienbörsen den Ausbruch innert der nächsten drei Wochen oder der Weg ist frei für -30% bis zum Frühsommer. Helfen können nur noch imposante China-USA Trade Talks und Brexit-abstinente Briten mit klarem Kopf. Andernfalls droht Donnerhall und explodierende Volatilität. Vielleicht schenkt der Markt aber weiterhin dem Märchen der Zentralbanken volles Vertrauen? Zumindest die amerikanischen «FEDeranen» haben es geschafft, den US-Leitzins realitätsnah in die Höhe zu bekommen und falls nötig wieder etwas abzusenken. Bei der EZB droht im Falle eines kontinentalen Abschwungs pure Götterdämmerung: Mit den aktuellen Nullzinsen im Euroraum versinkt die Währung im Weltenbrand. Reale Fluchtburgen sind rar, doch wirklich gut passt der Schweizer Franken ins Notfallgepäck der Euro-Investoren. SBB-Sonderzüge am Samstag kennen dann nur eine Richtung: nach Konstanz oder Lörrach.