
Aufsatteln bitte!
-
Sandro Occhilupo, Head of Portfolio Management
Der Lockdown beflügelt das Velofahren. Das Fahrrad könnte sich sogar als Hauptnutzniesser der Covid-19-Pandemie erweisen. Davon profitieren nicht nur die Menschen für ihre Gesundheit sondern auch die Investoren.
Wie wäre es, wenn Fahrräder eine Lösung für die komplexe Öffnung der Wirtschaft nach dem Lockdwon wären? Dies ohne auf soziale Distanz zu verzichten? Überall auf der Welt fördern Regierungen nun das Pendeln mit dem Fahrrad als eine sicherere Alternative zum öffentlichen Verkehr. Zu diesem Zweck werden Gelder bereitgestellt: In Grossbritannien wurde beispielsweise vor kurzem ein 250 Millionen Pfund schwerer «aktiver Reisefonds für Notfälle» eingerichtet. Frankreich stellt Subventionen für Reparaturen und den Kauf von E-Bikes zur Verfügung.
Ob vorübergehend oder nicht: Hunderte von Kilometern von «Korona-Radwegen» tauchen derzeit auf. Darunter sogar einige in Genf – dies zum Missfallen einiger Autofahrer. Aber das Radfahren ist nicht nur ein sichereres Verkehrsmittel in einer Covid-19-Welt. Es ist auch eine Möglichkeit, «die Mindestanforderungen an die tägliche körperliche Aktivität zu erfüllen», wie es die WHO empfiehlt. Als solches war das Velo bereits während der Sperrzeit ein (Wieder-)Gewinn für Eingeweihte. Durch diesen Trend wird der Raum auf den Strassen von den Autos auf die Velos umverteilt. Grossbritannien hat da sicherlich noch einen weiten Weg vor sich: Laut Schätzungen entfallen nur zwei Prozent aller Fahrten auf das Velo – dies gegenüber 27 Prozent in den Niederlanden.
Auch Online-Angebote profitieren
Neben unseren Waden und der allgemeinen Gesundheit sollten von diesem Boom auch die Hersteller von Velos und Fahrradteilen, Verleih- und Mitfahrplattformen sowie angeschlossene Heimtrainingsgeräte profitieren. In letzterem Bereich macht die Pandemie das US-Unternehmen Peloton zu einem bekannten Namen: Wenn man zu Hause festsitzt und sich nicht Netflix oder Videokonferenzen auf Zoom ansieht, warum sollte man dann nicht an einer virtuellen Fahrradsitzung teilnehmen? Peloton meldete kürzlich eine Rekordzahl von 23’000 Teilnehmern an einer einzigen Online-Trainingsklasse und eine weltweite Mitgliedergemeinschaft von über zwei Millionen. Die Nutzung von Strava, einer Fitnesstracking-App, die von Radfahrern und Läufern gelobt wird, verdreifachte sich während des Lockdowns auf über 55 Millionen. Zwift, eine Online-Radsportplattform, bringt die virtuelle Erfahrung auf ein neues Niveau.
Interessante Aktien
Auch Investoren können diese Fahrt geniessen! Neben Peloton, das extreme Bewertungsniveaus erreicht hat, gibt es noch einige andere börsenkotierte Akteure : Fangen wir beim führenden Fahrradhersteller Giant Manufacturing an. Mit einer kompletten Produktpalette, die von Freizeit- bis zu Performance-, On- und Off-Road-, konventionellen und elektrischen Fahrrädern reicht, scheint dieses taiwanesische Unternehmen gut positioniert zu sein, um seinen Marktanteil dank eigener technologischer Fähigkeiten und einer flexiblen Fertigungsbasis auszubauen. Die zunehmende Verbreitung von E-Bikes der Spitzenklasse – insbesondere in Europa und den USA – wird für Giant, aber auch für seinen Zweitplatzierten Merida Industry (ebenfalls aus Taiwan), der Schlüssel zum künftigen Umsatzwachstum sein. Unter den Zulieferern ist der Ruf von Shimano unübertroffen. Der vor fast einem Jahrhundert gegründete japanische Hersteller von Komponenten für Antriebsstränge, Bremsen, Räder und Pedale macht wertmässig etwa 70 bis 80 Prozent des Weltmarktes aus. Was die Batterien betrifft, so ist die Simplo Technology Group (wieder Taiwan!) ein wichtiger Akteur in der Wertschöpfungskette für E-Bike-Batterien und der zweitgrösste Anbieter von Batteriepaketen auf dem europäischen E-Bike-Markt.
Innovation führt zu neuen Konzepten
Das Radfahren im Innen- und Aussenbereich entwickelt sich rasch weiter. Dieses Ökosystem könnte sich in der Tat als einer der Hauptnutzniesser der Covid-19-Pandemie erweisen. Sie hat die soziale Distanz zur Norm gemacht. Events oder Rennen finden nur noch selten statt. Durch die Krise entstanden Innovationen: Sie haben neue erholsame und wettbewerbsfähige Konzepte ermöglicht, die sowohl den Millennials als auch den alternden Generationen gerecht werden.