
Ausblick auf 2021 für nachhaltige Geldanlagen
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Scott Glasser, co-CIO und Portfolio Manager
Erneuerbare Energien und stärkere Transparenz werfen ein Schlaglicht auf ESG-Prioritäten.
Wir gehen davon aus, dass die Titel besonders nachhaltig agierender Unternehmen 2021 weiterhin von den Faktoren profitieren werden, die ihnen bisher hohe Renditen beschert haben, wie zum Beispiel von der Verringerung der CO2-Emissionen zur Bekämpfung des Klimawandels. Allgemein wird erwartet, dass eine US-Regierung unter Joe Biden erneuerbare Energien auf Bundesebene unterstützen wird. Diese Möglichkeit ist allerdings kein wesentlicher Teil unserer Anlagebegründung: sie stützt sich vor allem auf umfassendere Zusagen von Bundesstaaten und Unternehmen. Wir sehen erneuerbare Energien auf einem langfristigen und dauerhaften Wachstumskurs, denn die Wirtschaft reduziert ihren CO2-Verbrauch weltweit und Solar- und Windenergie sind gegenüber fossilen Brennstoffen wettbewerbsfähig geworden. Sowohl für private Anwendungsbereiche als auch für Versorgungsbetriebe schätzen wir dieses Wachstum konstruktiv ein.
Der Druck auf die Verringerung von Emissionen und die Steigerung der Energieeffizienz wird weiter für Wachstum bei Elektrofahrzeugen (EV) und ihren im Aufbau befindlichen Lieferketten führen. Elektrofahrzeuge enthalten beispielsweise immer mehr Elektronik und dürften daher die Nachfrage nach elektrischen Bauteilen fördern. Zudem beobachten wir die Entwicklung bei neuen Technologien, wie z. B. grünem Wasserstoff, Lithium-Ionen-Batterien und der Speicherung und Lagerung von CO2 mit ihrem Potenzial, das Feld der erneuerbaren Energien zu verändern.
Auch Unternehmen, die durch Nutzung recycelter Materialien und Abfallvermeidung gegen die Ressourcenknappheit vorgehen, bleiben voraussichtlich werthaltig. Während die Wirtschaft sich schrittweise wieder öffnet und der Konsum sich nicht mehr so stark auf die in der Pandemie zentralen Basiskonsumgüter fokussiert, sehen wir steigende Nachfrage und langfristiges Entwicklungspotenzial bei Unternehmen mit innovativen Lösungen für nachhaltige Verpackungen und gesündere, unter humaneren Bedingungen erzeugte Lebensmittel.
Ein weiteres Thema, auf das Anleger nach wie vor achten, ist die Diversität in Unternehmen – nicht nur in der Geschäftsleitung sondern in der gesamten Arbeitnehmerschaft und in der mittleren Führungsebene. Für 2020/21 hat ClearBridge Diversität und Inklusion in die Reihe der wichtigsten Themen zur Beurteilung des Engagements von Unternehmen aufgenommen und seine Umsetzung wird Unternehmen und Anleger mehrere Jahre lang beschäftigen. Unternehmen müssen ihre Personalbeschaffung, Schulung und Personalentwicklung daran ausrichten und Anleger mehr Informationen fordern und diese Punkte in ihren Geldanlagen berücksichtigen.
Transparenz wird im Wettbewerb immer wichtiger. Aktionäre fordern mehr Transparenz und sind mit immer erfolgreicher – sie verändern Standards, die bisher quasi als Normen galten. Bei der Ausübung von Stimmrechten stehen das Klima und Genderthemen weiterhin im Mittelpunkt, aber wir erwarten, dass soziale Gerechtigkeit und vor allem die Gleichbehandlung aller ethnischen Gruppen im Engagement der Aktionäre und bei den Beschlussvorlagen 2021 eine größere Rolle spielen werden. Ein weiteres Thema, das in Bezug auf die Stimmrechtsausübung viel Aufmerksamkeit erlangt hat, ist die Offenlegung der jährlichen Zahlungen mit politischem Hintergrund – die meisten Anleger stimmen hier für mehr Transparenz. Bemerkenswert ist dies vor allem deshalb, weil das Pendel sozusagen zu fairem Geschäftsgebaren und Transparenz umgeschwenkt ist. Grund für mangelnde Transparenz wurde in der Vergangenheit oft angegeben, dies könnte die Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen und für Missstimmung bei den Aktionären sorgen. Inzwischen gilt immer mehr das Gegenteil: je offener die Unternehmen mit den Informationen umgehen, desto größer die Wettbewerbsnachteile für diejenigen, die das nicht tun.
Die Coronavirus-Pandemie hat die Welt wieder daran erinnert, wie wichtig die Arzneimittelentwicklung ist. Unternehmen, die sie vorantreiben, daran arbeiten, bis jetzt unversorgte medizinische Bedürfnisse zu befriedigen oder Patientensicherheit und Gesundheitsversorgung sicherstellen, dürften sich weiterhin sehr gut entwickeln.
Insgesamt sind wir für das Wirtschaftswachstum 2021 optimistisch, denn die Gesellschaft hat bei der Eindämmung des Coronavirus, beim Betrieb von Unternehmen unter relativ sicheren Bedingungen (auch wenn die Ergebnisse nicht ganz optimal waren) ein paar wichtige Lektionen gelernt. Wir dürfen auf eine breit angelegte Impftätigkeit zur Jahresmitte 2021 hoffen. Damit ist die Pandemie zwar nicht vorbei, aber die Wirtschaft dürfte auch in stärker zyklischen Bereichen des Marktes wieder Fahrt aufnehmen. Die großen Technologieplattformen, die 2020 die Renditen dominierten, weil sie für ein Leben hilfreich waren, das sich vor allem zu Hause abspielt, werden sich voraussichtlich weiter gut entwickeln: einerseits wird sich unser Leben weiterhin stärker zu Hause abspielen und andererseits bieten sie noch immer innovative und für die Gesellschaft wertvolle Lösungen. Aus unserer Sicht passt ein diversifiziertes Portfolio mit Betonung auf besonders nachhaltig ausgerichteten Unternehmen am besten zu unserem langfristigen Anlagekonzept.