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payoff Trading Desk

Ausgetecht?

02.09.2024 2 Min.
  • Martin Raab
    Investment-Stratege

Die Luft für Technologieaktien wird dünner. Die Anleger schauen wieder mehr auf Cashflows als auf Powerpoint-Versprechen. Dennoch bleibt der Sektor interessant.

Was für ein Sommer: Seit Mai verging kaum eine Woche, in der nicht irgendein Technologieunternehmen rauschende Feste für Kunden und Lieferanten feierte. So mancher Investors Day glich einer Beachparty. Gleichzeitig häuften sich die sogenannten «Insiderverkäufe», also Aktientransaktionen von Managern oder Vorständen bei Technologieunternehmen. Inzwischen ist klar, dass die Gunst der Stunde massiv genutzt wurde, um Kasse zu machen und die heisse Phase vorerst vorbei ist. Nach durchschnittlich +70% seit März 2024 sind die Kurse gegenüber dem Sommerhoch zwischenzeitlich um 20% bis 30% gefallen. Gehypte Momentumaktien wie Nvidia (-15% auf Wochensicht), ASML oder auch Atlassian (u.a. System «Jira») fallen auf tiefe Niveaus und mit ihnen das Branchensentiment. Auch alle Highflyer aus Q1-24 wie Super Micro Computer (-19% auf Wochensicht) oder AMD (-9% auf Wochensicht) stehen unter Druck.

Hohe Ziele, harte Realität

Auf 12-Monats-Sicht steht zwar z.B. bei Nvidia immer noch ein Plus von rund 100% im Portfolio, aber Vorsicht: Professionelle Investoren achten jetzt wieder deutlich mehr auf langweilige Finanzkennzahlen. Free Cashflows zum Beispiel oder Kurs-Gewinn-Verhältnisse. Passen diese Kennzahlen nicht so recht zum Aktienkurs, wird kurzerhand verkauft. Ohnehin hat die Analystenschar die Erwartungen an den Technologiesektor (inklusive Halbleiterhersteller) seit dem 1. Quartal 2024 in enorme Höhen geschraubt. Noch halten sich die Gewinne einigermaßen, aber Woche für Woche ist absehbar, dass z.B. die Enterprise Value/EBITDA Ratio wieder steigen wird – sprich die Erträge stagnieren. Das ist an sich nicht überraschend, wurde doch in Q1 und Q2 vor allem im Technologiesektor wie wild geordert. Mittlerweile ist den meisten Unternehmenslenkern klar, dass der konjunkturelle Herbst/Winter eher verhalten ausfallen wird.

Gewinne mitnehmen ist daher die klare Devise, aber den Sektor gut und umfassend im Auge behalten. Beim Thema Free Cashflow (oder: Wem fliesst das Geld in die Kasse) bleibt Nvidia mit einer kleinen Delle stabil, Microsoft zieht kräftig an und ASML dümpelt auf eher niedrigem Niveau vor sich hin. Atlassian ist ebenfalls auf hohem Niveau, aber seitwärts im Cashtrend. Im Aufwärtstrend der Cashflows ist Apple spürbar. Wer also in den nächsten Monaten mehr auf solide Finanzzahlen als auf bunte Investor-Relations-Folien achtet, ist definitiv auf der richtigen Seite – ohne gleich zum Techignoranten zu werden!

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