Boeing: An Flughöhe verloren
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Christian Ingerl
Der Skandal um das Flugzeug 787 Max fordert nun ein prominentes Opfer. Je nach Einschätzung der Situation können sich Anleger unterschiedlich in dem Dow-Titel positionieren.
Über Monate beherrschte Boeing-Chef Dennis Muilenburg die Schlagzeilen in der Flugzeugindustrie. Seitdem die Maschine des Typs 787 Max nach zwei tödlichen Abstürzen von der Flugaufsichtsbehörde im März 2019 aus dem Verkehr gezogen wurde, stand Muilenburg von vielen Seiten in der Kritik. Die Politiker bemängelten, dass der Manager wichtige Informationen unter Verschluss hielt und die Kunden nörgelten, dass der Flugzeugbauer stets unberechtigte Hoffnungen auf ein baldiges Ende des Startverbots machte.
Stabwechsel
Nun hat der Verwaltungsrat den Stecker gezogen. Um die Beziehungen mit den Behörden und Kunden zu verbessern und bei den Aktionären wieder Vertrauen aufzubauen, wurde Muilenburg kurz vor Weihnachen vor die Tür gestellt. Verwaltungsratschef David Calhoun wird am 13. Januar das Zepter übernehmen. Luftfahrtanalyst Richard Aboulafia ist bezüglich des neuen Chefs zweigeteilter Meinung: Zwar könnte Calhoun die aktuelle Situation stabilisieren, allerdings dürfte der frühere Blackstone-Manager seiner Ansicht nach langfristig nicht der richtige Mann an der Spitze sein. Etwas positiver äusserte sich Jefferies-Analystin Sheila Kahyaoglu. Sie glaubt, dass ein Führungswechsel den Veränderungen, die zuletzt vom Vorstand umgesetzt wurden, etwas mehr Glaubwürdigkeit verleiht.
Auch an der Börse kommt die bevorstehende Wachablösung gut an. Um mehr als 3% ging es mit der Boeing-Aktie nach Bekanntgabe des Wechsels nach oben. Das ist allerdings nur ein kleiner Tropfen auf dem heissen Stein. Seitdem die Aktie am 1. März das Allzeithoch von USD 446.01 markierte, ist der Kurs um 26.5% abgetaucht. Allerdings kann sich die Performance von Ex-CEO Muilenburg trotzdem sehen lassen. Ausgehend vom 1. Juli 2015, als er das Zepter übernahm, legte Boeing um 136% zu. Nach Berechnungen von Thomson Reuters war die Aktie der viertbeste Dow-Jones-Wert, gefolgt von Microsoft, Visa und UnitedHealth Group.
Milliardenkosten
Unter dem Strich ging es dieses Jahr aber nur seitwärts. Mit Blick auf die operative Entwicklung scheint ein schnelles Wendemanöver nach oben nicht in Sicht. Mitte Dezember kündigte Boeing an, die Produktion seines Unglücksfliegers 737 Max ab Januar vorübergehend zu stoppen. Damit werden zum ersten Mal seit mehr als zwei Jahrzehnten die Arbeiten in den Fertigungshallen der Modellreihe ruhen. Das Desaster kostet auch viel Geld: Bislang summieren sich die Kosten für die Probleme mit dem Modell auf USD 9 Mrd. Weitere finanzielle Einzelheiten möchte das Unternehmen bei der Bekanntgabe der Zahlen zum vierten Quartal am 28. Januar veröffentlichen.
Anlagelösungen
Auf einen weiteren Seitwärtsflug der Aktie ist der Barrier Reverse Convertible KQJLTQ von Leonteq ausgerichtet. Das Produkt stellt eine hohe Seitwärtsrendite von 17.7% p.a. in Aussicht. Die Barriere befindet sich bei USD 263.34 und damit 20.9% vom aktuellen Niveau entfernt. Die Laufzeit endet am 1. Oktober 2020. Wer daran glaubt, dass die Boeing-Aktie mit den neuen Chef wieder die Wende nach oben schafft, kann mit dem Call Warrant WBABTV der Bank Vontobel eine weitere Abwärtsbewegung hebeln. Das Produkt verfügt über einen Multiplikator von 5.5, der Strike befindet sich bei USD 360.