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Boeing: Take-off in der Wüstenmetropole

15.11.2023 4 Min.
  • Wolfgang Hagl
    Redaktor

Der US-Flugzeugbauer räumt an der Dubai Air Show gross ab und löst damit auch an der Wall Street Begeisterung aus. Jetzt steht die Boeing-Aktie an einem markanten Widerstand.

Noch bis zum Freitag kommt die internationale Luft- und Raumfahrtindustrie in den Vereinigten Arabischen Emiraten zusammen. Mehr als 1’400 Aussteller aus 95 Ländern sind an der Dubai Air Show vertreten. Rund 180 Maschinen gibt es am Flughafen der Wüstenmetropole zu bestaunen. Zur Eröffnung des Branchentreffens flog unter anderem ein Airbus A380 der heimischen Fluggesellschaft Emirates – begleitet von Kampfjets – über das Ausstellungsgelände. Abgesehen von dieser spektakulären Vorführung hat Boeing dem europäischen Rivalen bis dato sprichwörtlich die Show gestohlen. Airbus konnte zwar einige kleinere Aufträge verkünden. Doch richtig gross abgeräumt hat der US-Rivale. Bereits am Montag bestellte Emirates 90 Boeing 777X, die derzeit grösste zweistrahlige Passagiermaschine der Welt. Zusammen mit den zusätzlich in Auftrag gegebenen fünf Stück des 787-9s «Dreamliners» brachte es allein diese Order auf ein Volumen von USD 52 Mrd.

Ein brisanter Gipfel

An der rund zwölf Flugstunden entfernten Wall Street kam diese Meldung sehr gut an. Boeing startete am Montag mit einem Plus von 4% in die Woche und war damit der mit Abstand stärkste Titel im Dow Jones Index. Am Dienstag konnte die Aktie weiter zulegen. Zu der Rallye haben dem Large Cap nicht nur die Bestellungen im Rahmen der Air Show verholfen. Neben der Messe in der mondänen Wüstenstadt sorgte eine Bloomberg-Meldung vom Wochenende für Schubkraft. Demnach könnte China den Bann gegen den US-Konzern beenden. Seit zwei Maschinen vom Typ 737 MAX abgestürzt waren, hatte Boeing keine neuen Aufträge mehr aus Peking erhalten. Dabei spielten auch die handelspolitischen Spannungen zwischen den beiden Supermächten eine Rolle. Wenn US-Präsident Joe Biden heute im Rahmen das APEC-Gipfels in San Francisco auf Chinas Machthaber Xi Jinping trifft, könnte das Eis brechen.

Für den krisengebeulten Konzern aus Arlington im US-Bundesstaat Virginia sind die jüngsten Meldungen echter Balsam. Erst vor kurzem hatte Boeing wegen Problemen bei einem Zulieferer das Produktionsziel für die 737 kürzen müssen. Anstelle von 400 bis 450 Auslieferungen sollen im laufenden Jahr 375 bis maximal 400 Stück des Kassenschlagers an die Kundschaft übergeben werden. Bereits im vergangenen Jahr hatte es in den Lieferketten für das Kurz- und Mittelstrecken-Modell geharzt. Boeing müsste seine ursprünglichen Pläne zurücknehmen. Umso stärker hat sich das Orderbuch gefüllt. Per Ende September taxierte das Unternehmen den konzernweiten Auftragsbestand auf USD 469 Mrd. Dazu zählten 5’1000 Verkehrsflugzeuge. Der seit knapp vier Jahren an der Konzernspitze stehende CEO Dave Calhoun möchte mit einer neuen Unternehmenskultur Mängel aufdecken und ein für allemal beheben.

Operative Fortschritte

Noch steckt Boeing in den roten Zahlen. In den ersten neun Monaten 2023 belief sich das operative Minus auf gut USD 1 Mrd. Immerhin fiel der Verlust damit rund zwei Drittel geringer aus als im Vorjahreszeitraum. Beim freien Cashflow gelang die Wende. Nach einem Mittelabfluss von USD 841 Mio. in den ersten neuen Monaten 2022 erreichte die Kennziffer im laufenden Jahr bereits knapp USD 1.5 Mrd. Calhoun peilt für 2023 einen freien Mittelzufluss zwischen USD 3 Mrd. und USD 5 Mrd. an. Mit dem Ende Oktober vorgelegten Zwischenbericht konnte er an der Wall Street Vertrauen zurückgewinnen. Die Boeing-Aktie drehte kurz nach der Publikation nach oben. Zugenommen hat auch die Zahl der positiven Analystenkommentare: 21 von 29 auf Reuters dokumentierte Ratings lauten auf «Buy» oder «Strong Buy». Acht weitere Researchhäuser plädieren auf «Hold», während sich mittlerweile auf dem Portal keine einzige Verkaufsempfehlung mehr findet.

Anlagelösungen

Charttechnisch ist die Boeing-Aktie an der 200-Tage-Linie angekommen. Markanterweise befindet sich der gleitende Durchschnitt an einem horizontalen Widerstandareal. Aus dem Zusammentreffen einer Vielzahl an Hoch- und Tiefkursen (intraday) hat sich diese Hürde im Bereich von USD 210 herauskristallisiert. Mit dem Long Mini-Future MBACWV lässt sich auf den Ausbruch nach oben respektive positive News aus Dubai und San Francisco spekulieren. Das Vontobel-Produkt zeigt im Moment einen Hebel von 4.4. Der Stop Loss befindet sich bei USD 168.92 und damit knapp 19% unter dem Kurs des Underlyings. Deutlich defensiver ist der Barrier Reverse Convertible KOEEDU aufgestellt. Solange Boeing nicht auf oder unter die Schutzschwelle von USD 100.42 zurückfällt, wirft das UBS-Papier in gut einem Jahr die Maximalrendite von 8.7% ab. Geht dieses Kalkül nicht auf, erlischt der Teilschutz. Dann wäre das Investment an das Auf und Ab des Large Caps gekoppelt.

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