Brennende Betten

• Serge Nussbaumer, Chefredaktor
  

Das Giga-Event ist eine Mischung aus Politikgipfel, Royal Wedding und Mega-Messe – und nicht alle Teilnehmer/innen harmonieren bei ihren Ansichten. Die Gastgeber Boris Johnson und Alok Sharma sind angetreten, um Staaten das Versprechen abzunehmen, endlich etwas gegen Umweltzerstörung zu unternehmen.

Ähnlich bei Business-Meetings, wäre es wichtig gewesen, alle Stakeholder am Konferenztisch zu haben. Doch die beiden globalen «Super-Emittenten» für Treibhausgase, China und Russland, haben wegen «Terminschwierigkeiten» bei Xi Jinping und Vladimir Putin nur die Ersatzbank-Truppe nach Glasgow geschickt. Peinlich!

Erneuerbare Energien, Kreislaufwirtschaft und internationale Koordination gegen Klimaschäden bleiben nun Top-Themen in den Händen der «Free World». Während politische Entscheider, oft weisshaarig und männlich, noch mit konkreten Zusagen herumdrucksen, hat die Corporate World realisiert, dass es sich um eine Multi-Billionen-Chance handelt. Nichts gegen den Klimawandel zu tun, kostet schon jetzt jedes Jahr viele Milliarden Dollar. Davon können Erst- und Rückversicherer inzwischen ein Lied singen.

Ganz klar zählen kleine Schritte im Alltag wesentlich mehr als grosses Bla-Bla ohne Wirkung. Der einfachste Hebel für Grüne Incentives wäre beispielsweise eine Steuerreduzierung für vorbildliche Unternehmen. Das würde Elemente verbinden, die bis anhing gar nicht kompatibel erschienen: die Umwelt, die Aktionäre und den Staat (der Klimarisiken reduziert). Aber: Ohne Transformation zu einem Energie-Mix, im hier und jetzt fossile Brennstoffe im Preis zu verdreifachen ist realitätsfremd und bringt die Bevölkerung gegen Nachhaltigkeit auf – verständlicher Weise. Das sollten auch die Schreiber des Abschlussprotokolls der Klimaschutzkonferenz in Glasgow wissen. Englische Wettbüros nehmen noch Gebote an, ob oder ob nicht verbindliche formulierte Ziele drin sein werden. Eine bekannte Rockband fragte schon in den 80er Jahren in einem Liedtext: «How can we sleep, while our beds are burning?», zeitgenössischer könnte die Hymne für COP26 nicht sein.