Broadcom: Chip, Chip, Hurra!
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Christian Ingerl
Redaktor
Der Halbleiter-Spezialist wird an der Börse derzeit gefeiert. Die operativen Aussichten stimmen weiterhin zuversichtlich.
Die Broadcom-Aktie ist zuletzt in die Senkrechte übergegangen. Um mehr als ein Fünftel schoss der Titel an einem Tag nach oben. Charttechniker sprechen in so einem Fall gerne von einer Übertreibungsphase. Allerdings muss das nicht zwangsläufig sein, wie ein Blick in die Vergangenheit zeigt. Prominente Beispiele wie Novo Nordisk oder Nvidia zeigen, dass auch bei einer vertikalen Formation die Ampeln weiter auf Grün bleiben können.
Starkes Quartal…
Ausschlaggebend für die jüngste Rallye war die Berichterstattung zum vierten Quartal des Geschäftsjahres 2023/24. Der Nettogewinn legte in der abgelaufenen Geschäftsperiode um 23% auf USD 4.3 Mrd. zu. Das war deutlich mehr als von Analysten erwartet, die nur knapp USD 3.6 Mrd. auf dem Zettel hatten. Da störte es wenig, dass der Überschuss im Gesamtjahr von USD 14.1 auf 5.9 Mrd. zurückging. Dies war vor allem höheren Abschreibungen im Zusammenhang mit früheren Übernahmen sowie höheren Forschungs- und Entwicklungskosten geschuldet. Beim bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) ging es derweil um gut 37% auf USD 31.9 Mrd. nach oben, daraus resultiert eine satte Marge von rund 62%. Ein positiver Trend zeigte sich auch auf der Umsatzseite. So erhöhten sich die Erlöse in den vergangenen zwölf Monaten um 44% auf USD 51.6 Mrd.
…und hoffnungsvoller Ausblick
Aber nicht nur mit seinen historischen Geschäftszahlen konnte Broadcom glänzen, auch der Ausblick erntete beim Börsenpublikum Beifall. Dank einer hohen Nachfrage nach KI-Chips geht der Spezialist für Netzwerk-Halbleiter im laufenden Quartal von Erlösen von USD 14.6 Mrd. aus und liegt damit ebenfalls über den durchschnittlichen Schätzungen. Der Umsatz mit KI-Produkten dürfte laut dem Management sogar um 65% zulegen. Zudem zeigte sich die Unternehmensführung in einer Telefonkonferenz nach der Vorlage der Resultate zuversichtlich, dass der zugängliche Markt für KI-Komponenten, die Broadcom für Betreiber von Rechenzentren entwickelt, bis 2027 auf bis zu USD 90 Mrd. zulegen könnte. Die Analysten von TD Cowen gehen davon aus, dass Broadcom die Chance hat, bis dahin USD 50 Mrd. an KI-Umsätzen zu erzielen. Zum Vergleich: Im abgelaufenen Geschäftsjahr waren es USD 12.2 Mrd. «Broadcom hat sich alle Mühe gegeben, den Investoren einen Grund zum Träumen zu geben», sagt Bernstein-Analystin Stacy Rasgon nach den jüngsten News und fügt hinzu: «Die KI-Story scheint richtig in Fahrt zu kommen.»
Dreistellige Gewinne
Im Zuge der jüngsten Kursrallye erreichte der US-Konzern erstmals eine Billionen-Bewertung. Mit einem Plus von 115% in diesem Jahr entwickelte sich die Aktie auch besser als andere grosse Techs wie Alphabet und Microsoft. Letztgenannter ist laut Marktteilnehmern Broadcoms grösster Kunde für kundenspezifische Chips. An die Performance von Konkurrent Nvidia kommt Broadcom aber nicht heran, der Börsenwert des Weltmarktführers in Chips für Künstliche Intelligenz hat sich in diesem Jahr nahezu verdreifacht.
Anlagelösungen
Aus dieser Situation ergeben sich zwei Handlungsmöglichkeiten für Anleger: Wer an eine weitere Aufholjagd Richtung Nvidia glaubt, kann den Call-Warrant AVG6MZ der ZKB in Betracht ziehen. Der Hebel beträgt aktuell 5.8, der Strike befindet sich bei USD 250. Wer jedoch nicht ganz so optimistisch ist und auf einen Risikopuffer nicht verzichten möchte, zieht den Barrier Reverse Convertible FBLIJB von Julius Bär in Erwägung. Das Papier mit einer Restlaufzeit bis Juli 2025 wirft einen Ertrag von 4.3% p.a. ab, sollte die Broadcom-Aktie die Barriere bei EUR 86,46 nicht touchieren. Der Risikopuffer beträgt damit 65.4%.