Burckhardt: Mächtig Druck im Kessel
-
Wolfgang Hagl
Redaktor
Die Märkte haben etwas gebraucht, bis sie das Positive an den Zahlen und dem Ausblick des Kompressorenherstellers für sich entdeckt haben – dann fiel die Kursreaktion aber umso heftiger aus.
Burckhardt Compression profitiert von der globalen Energiewende – diese Botschaft stellte CEO Fabrice Billard gleich an den Anfang der Bilanzmedienkonferenz für das Geschäftsjahr 2022 (per 31. März). Er zeigte seinen Zuhörern das Bild auf dem Cover des Geschäftsberichts. Darauf sind drei Burckhardt-Mitarbeiter vor einem grossen Prozessgas-Kompressor zu sehen. Laut Billard ist diese Maschine gerade auf dem Weg in die USA. Dort wird sie als Schlüsselkompenente für eine grosse Wasserstoffanlage verbaut. «Zusammen mit elf weiteren Kompressoren, die Teil dieses Auftrages waren, ist das ein Treiber unseres starken Auftragseingangs», erklärte der CEO bei dem Anlass in der vergangenen Woche. Gleichzeitig würde das Unternehmen von Applikationen im Zusammenhang mit Solarpanelen und Flüssiggas (LNG) sowie einem sehr starken Servicegeschäft profitieren.
«Trotz der herausfordernden makroökonomischen Situation haben wir Rekorde bei Auftragseingang, Umsatz und Ebit geliefert», konkretisierte der Top-Manager die Entwicklung im 2022. Bei den eingegangenen Bestellungen verbuchte der globale Marktführer für Kolbenkompressorsysteme ein Wachstum von knapp 30% auf CHF 1.27 Mrd. Die Umsätze zogen in einer ähnlichen Grössenordnung an. Sie lagen mit CHF 829.7 Mio. um 27.5% über dem Niveau des Vorjahres. Den Betriebsgewinn (Stufe Ebit) konnte das Unternehmen aus Winterthur überproportional steigern: Vor Zinsen und Steuern verdiente Burckhardt 2022 CHF 95 Mio., das waren 35% mehr als in der Vorperiode. Bei der Dividende möchte das Management sogar 60% drauflegen und eine Gewinnbeteiligung von CHF 12 je Aktie auskehren.
Optimistischer Ausblick
Nachdem der CEO einen Haken hinter den Mittelfristplan 2018 bis 2022 setzen kann, geht sein Blick nach vorne. Trotz anhaltender Spannungen in den Lieferketten und makroökonomischer Unwägbarkeiten peilt Billard für 2023 weiteres Wachstum an. Auf Gruppenebene soll der Umsatz zwischen CHF 950 Mio. und CHF 1 Mrd. erreichen. «Die operative Marge dürfte sich auf ähnlichem Niveau wie im Geschäftsjahr 2022 bewegen, wobei keine weiteren Einmalkosten aus Projekten mit Russland erwartet werden», erklärt das Unternehmen. In der abgelaufenen Periode hatte Burckhardt eine Marge von 11.4% erwirtschaftet Aufgrund der zeitlichen Verteilung der anstehenden Auslieferungen erwarten die Verantwortlichen im zweiten Semester bessere Geschäfte als in den ersten sechs Monaten.
Bereits im November hat Burckhardt einen neuen Mittelfristplan vorgelegt. Dieser wurde jetzt bestätigt: Für das Geschäftsjahr 2027 prognostiziert der Konzern einen Umsatz von CHF 1.1 Mrd. und eine operative Marge von 12 % bis 15 %. «Das Thema Nachhaltigkeit steht nun im Mittelpunkt der Strategie von Burckhardt Compression», teilt das Traditionsunternehmen mit. Es schreibt sich auf die Fahnen, «führende Kompressorlösungen für eine nachhaltige Energiezukunft zu schaffen.» Konkret sollen 40% des Auftragseingangs aus Applikationen stammen, welche die globale Energiewende unterstützen. Festhalten möchte Burckhardt an der Dividendenpolitik. Sie sieht eine Ausschüttungsquote von 50% bis 70% vor.
Anlagekonklusion:
Die Investoren konnten zunächst offenbar nicht viel mit Zahlenwerk, Prognosen sowie den Vorträgen von CEO Billard und CFO Rolf Brändli anfangen. Am 6. Juni, dem Tag der Bilanzvorlage, gab der SPI-Titel sogar um 1.6% nach. Mit etwas Verzögerung setzte sich ein positives Bild durch. Und wie: Beginnend mit dem 8. Juni legte die Burckhardt-Aktie bis gestern um 15% zu. Damit konnte der Nebenwert nicht nur die 100-Tage-Linie hinter sich lassen. Erstmals gelang ihm zudem der Sprung über die runde Marke von CHF 600. Jetzt stehen die Chancen für eine Auflösung der seit Anfang Jahr zu beobachtenden Seitwärtsbewegung gut. Auf die Komplettierung dieses charttechnischen Signals können Trader mit dem Call Warrant BBCHVU setzen. UBS hat den Strike des Mitte Dezember auslaufenden Papiers bei CHF 600.00 gesetzt. Aktuell beläuft sich der Hebel auf 5.6. Sollte Burckhardt Compression dagegen an der oberen Begrenzung des genannten Seitwärtskorridors abprallen, wäre ein Put die bessere Wahl. Julius Bär handelt an der SIX den Warrant BCPHJB. Mit einem Strike von CHF 550 notiert der Schein deutlich aus dem Geld. Dennoch fällt der Hebel mit 5.1 geringer aus, als beim UBS-Call.