China: Neue Zeitrechnung an der Börse
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Martin Raab
Der Indexbetreiber MSCI bezieht ab August chinesische A-Aktien in den MSCI-EM-Index mit ein. Dies könnte eine höhere Nachfrage nach den Titeln zur Folge haben.
Über Jahre hinweg wurde gefeilscht, nun ist eine Entscheidung gefallen – und dieses Mal für China. Im vierten Anlauf konnte das Riesenreich den Indexbetreiber MSCI davon überzeugen, seine sogenannten A-Aktien bei der Titelauswahl für den viel beachteten MSCI Emerging Markets zu berücksichtigen. Ausschlaggebend dafür dürfte gewesen sein, dass die Volksrepublik eine Vielzahl derartiger Papiere, die ursprünglich nur von Chinesen gehandelt werden konnten, auch für Investoren aus dem Ausland zugänglich gemacht hat. «Die Entscheidung von MSCI chinesische A-Aktien in den Emerging Markets Index aufzunehmen, ist ein Meilenstein für globale Investments am chinesischen Kapitalmarkt», schätzt HSBC-Experte Helen Wong die Lage ein.
Kapitalfluss Richtung China
Im August ist es soweit, dann ziehen 222 ausgewählte A-Aktien in die Berechnung des MSCI EM Index ein. Die chinesischen Unternehmen kommen anfänglich auf eine Gewichtung von 0.73% in dem rund USD 1.5 Billionen schweren Barometer. Nach Angaben von MSCI werden zunächst etwa USD 17 bis 18 Mrd. an Kapital in die chinesischen Aktien fliessen. Langfristig könnten es sogar deutlich mehr werden, sollte der Markt aus dem Reich der Mitte vollständig aufgenommen werden. Von mehr als USD 340 Mrd. ist die Rede. Angesichts der Grösse der Börse wundert dies nicht. «Chinas Markt für A-Aktien ist der zweitgrösste Aktienmarkt weltweit», sagt Fidelity-Fondsmanagerin Jing Ning.
Hinzu kommt, dass internationale Investoren durch den Schritt aufmerksam auf das Land und seine Chancen werden und in ihren Portfolios das China-Exposure erhöhen könnten. «Wir gehen davon aus, dass die Aufnahme der A-Aktien ein Katalysator für die Zuflüsse in den chinesischen Kapitalmarkt sein werden», sagt Wong. HSBC-Kollege Bill Maldonado kennt die Gründe: «Der chinesische Aktienmarkt bietet über alle Branchen hinweg vielversprechende Möglichkeiten.» Vor allem im Technologiesektor sieht der CIO von HSBC Global Asset Management gute Kaufgelegenheiten. Aber auch generell machte das Reich der Mitte zuletzt wieder eine bessere Figur. Nachdem das Wirtschaftswachstum 2016 mit einem Plus von 6.7% auf ein 25-Jahres-Tief gefallen ist, nahm die Steigung der Kurve in den vergangenen zwei Quartalen wieder zu. Im Schlussviertel 2016 betrug das Wachstum 6.8%, zu Beginn des Jahres 2017 waren es sogar 6.9%.
Breit gestreutes Investment
Anleger können mit dem Tracker der UBS (Valor: 10293816) auf den FTSE Xinhua China A 50 Index diversifiziert in das Land und seine neuen Chancen setzen. Das Barometer setzt sich aus den 50 grössten Unternehmen des chinesischen Festlandes zusammen. Mit einem Indexanteil von 8.8% ist der Versicherungsriese Ping an Insurance derzeit das Schwergewicht. Die jüngste Performance des Gradmessers kann sich sehen lassen: Allein in diesem Jahr steht ein Zuwachs von mehr etwas als 14% zu Buche.