

Chinas politische Kehrtwende beflügelt Aktienmarkt
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Nick Smithie
Head of Thematic Research
Redwheel
Der Aktienmarkt reagiert positiv auf das Konjunkturpaket der Regierung in China. Die Aussichten bleiben positiv.
Ende September hat die chinesische Regierung ein Konjunktur- und Finanzpaket auf den Weg gebracht, um dem rückläufigen Wachstum des Landes durch einen schwachen Immobilienmarkt und zurückhaltende Konsumausgaben entgegenzuwirken. Die von der People’s Bank of China (PBOC), der nationalen Finanzaufsichtsbehörde und der chinesischen Wertpapieraufsichtsbehörde durchgeführten Massnahmen umfassen im Einzelnen:
- Eine Senkung des 7-Tage-Reposatzes um 20 Basispunkte
- Senkung des Mindestreservesatzes (RRR) und des Hypothekenzinses um jeweils 50 Basispunkte
- Eine Erhöhung der PBOC-Finanzierung von 60 auf 100 Prozent für das Programm zum Rückkauf von Wohnungsbeständen
- Eine Swap-Fazilität in Höhe von 500 Milliarden Renminbi für Finanzinstitute mit der PBOC zum Kauf von Aktien
- eine Kreditfazilität in Höhe von 300 Milliarden Renminbi für börsennotierte Unternehmen zum Kauf eigener Aktien
Die Einführung dieser geldpolitischen Massnahmen führte zu einem Anstieg des MSCI China Index um 15,5 Prozent vom Tag der Ankündigung am 24. September 2024 bis zum Börsenschluss der Goldenen Woche am 30. September, womit sich der Jahresgewinn auf 29,6 Prozent erhöhte. Bis zum 8. Oktober 2024 ist der Index um weitere 8,7 Prozent gestiegen.
Warum hat der Markt so stark angezogen?
Der Umfang und der Zeitpunkt des Konjunkturpakets haben viele Anleger überrascht. Erstens hatten die meisten Portfoliomanager Positionen im grössten Land des MSCI Emerging Market-Universums untergewichtet, so dass sie zumindest zum Teil gezwungen waren, ihr Engagement in einem rasch steigenden Markt zu erhöhen. Zweitens war die Bewertung des MSCI China-Aktienindex Anfang September auf ein niedriges Niveau von nur dem 9-fachen des voraussichtlichen Gewinns gefallen, während er normalerweise im Einklang mit dem gesamten MSCI Emerging Markets Index gehandelt wird, der derzeit mit dem zwölffachen des voraussichtlichen Gewinns bewertet wird.
Drittens haben die chinesischen Unternehmensgewinne nach zwei rückläufigen Jahren begonnen, sich zu erholen, und wiesen im September ein Wachstum von zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr auf. Die Ankündigung eines umfangreichen Konjunkturpakets für einen derzeit günstigen Markt, dessen Gewinne sich erholen, der jedoch von den Anlegern vernachlässigt wurde, hat sich als starke Kombination erwiesen, die die Aktienkurse in die Höhe getrieben hat.
Wird das Konjunkturprogramm funktionieren?
Reicht eine geringfügige Senkung der Zinssätze bei schwacher Kreditnachfrage in Verbindung mit einer Erhöhung der Aktienmarktliquidität aus, um die Aktienmärkte mittel- und langfristig zu stützen? Dies solange der Immobilienmarkt die Hauptquelle für einen negativen Vermögenseffekt ist. Die Erfahrungen Japans nach dem Immobiliencrash in den 1990er Jahren und Europas und der USA nach der globalen Finanzkrise 2008 sowie der COVID-19-Pandemie im Jahr 2020 legen nahe, dass sowohl fiskalische als auch geldpolitische Unterstützung für eine dauerhafte wirtschaftliche und finanzielle Erholung erforderlich sind. Ein Beispiel ist das Troubled Asset Relief Program (TARP) in den USA 2008 und 2009, das sich auf etwa fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) belief. Damit kaufte das US-Finanzministerium wertgeminderte Vermögenswerte von Finanzinstituten auf und trug zur Rekapitalisierung von Banken bei, um die Kreditbedingungen zu erleichtern. Darüber hinaus hat die US-Regierung als Reaktion auf die COVID-19-Pandemie fiskalische Anreize in Höhe von etwa 20 Prozent des BIP bereitgestellt. Die Anleger erwarten in China umfangreiche fiskal- und geldpolitische Massnahmen im Verhältnis zum BIP, um auf einen dauerhaften wirtschaftlichen Aufschwung vertrauen zu können.Es ist davon auszugeheen, dass die Massnahmen der chinesischen Regierung nach der Goldenen Woche für die Fortsetzung der Hausse in China entscheidend sein werden. Geldpolitische Unterstützung für den Immobilienmarkt und steuerliche Anreize für den Konsum zur Ankurbelung des Binnenwachstums sollten sicherstellen, dass die Rallye, die im September von einem niedrigen Niveau aus begann, in einen langfristigen Bullenmarkt mündet, der durch verbesserte wirtschaftliche Rahmenbedingungen gestützt wird. Es wird erwartet, dass hochrangige politische Entscheidungsträger in naher Zukunft – möglicherweise schon jetzt im Oktober – detaillierte Massnahmen zur Lockerung der Finanzpolitik vorlegen werden.