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payoff Learning Curve

Clean oder Dirty: Der feine Unterschied im Sekundärmarkt

31.10.2011 3 Min.
  • Andreas Hausheer

Im Universum der Strukturierten Produkte gehören die Barrier Reverse Convertibles (BRC) nach den Hebelprodukten zu den Lieblingen der Anlegerschaft. Wer BRC im Sekundärmarkt kauft oder verkauft, sollte sich aber zum Thema Marchzinsen bei der Preisstellung auskennen. Was Anleger beachten sollten.

«Schmutzig» heisst mit Zinsen

Beim «Dirty Pricing» sind die bis zum Zeitpunkt des Kaufs oder Verkaufs aufgelaufenen Marchzinsen im gestellten Preis inbegriffen. Der Preis widerspiegelt folglich zu jedem Zeitpunkt den tatsächlichen Wert des BRC. Statt «Dirty Pricing» wird teilweise auch der Begriff «Flat Pricing» verwendet. Bei der «Clean Pricing»-Methode wird der Marchzins demgegenüber nicht in den gestellten Geld-Brief-Kurs mit eingerechnet, sondern, wie man es bei Obligationen kennt, separat ausgewiesen und dazugerechnet. Unabhängig davon, ob die Preisstellung «Dirty» oder «Clean» erfolgt, muss der Käufer eines BRC somit dem Verkäufer die aufgelaufenen Marchzinsen vergüten.

Produktbeispiel

Die nachstehende Grafik zeigt den Unterschied zwischen «Dirty Pricing» und «Clean Pricing» anhand eines fiktiven Beispiels. Der BRC wurde am 1. Mai 2011 liberiert und zahlt über die ganze Periode von 360 Valutatagen einen Coupon von 10%. Mit Valuta 1. August 2011 kauft ein Anleger den BRC im Sekundärmark. Der Stückpreis liegt (ohne Marchzinsen) aufgrund der aktuellen Marktlage bei CHF 950, wobei es üblich ist, den Preis in Prozenten des Nominals auszudrücken (im Beispiel 95%). Der seit der Emission aufgelaufene Marchzins beträgt CHF 25. Beim «Dirty Pricing» muss dieser Marchzins zum Stückpreis hinzugerechnet werden. Daraus ergibt sich ein «Dirty»-Preis von 97,5% (resp. von CHF 975).

Transparenzrisiko

Kurz vor Verfall ist es ein Leichtes, die zwei Preisnotierungen voneinander zu unterscheiden. Hingegen ist dies während der Laufzeit teilweise nicht ohne Weiteres ersichtlich. Je nach Preisangabemethode weichen dann die maximal zu erzielenden Renditen massiv voneinander ab. Notiert beispielsweise ein mit 8%-Coupon ausgestatteter BRC mit einjähriger Laufzeit nach sechs Monaten bei 88%, kann beim «Clean Pricing» eine Maximalrendite von 16% erzielt werden. Bei einem «Dirty Pricing» von 88% beträgt die Maximalrendite entsprechend 12%. Das sind 25% weniger als beim «Clean Pricing». Dieses Beispiel zeigt ein bedeutendes Transparenzrisiko in Bezug auf die Renditemöglichkeiten. Umso wichtiger ist es, dass die Emittenten in ihren Publikationen klar und gut sichtbar darauf hinweisen, ob ein «Dirty-» oder «Clean Pricing» angewendet wird. Hier ist durchaus noch Verbesserungspotenzial vorhanden.

Was ist besser?

Welche der beiden Methoden die bessere ist, hängt letztlich insbesondere von den persönlichen Präferenzen ab. Die nachfolgende Tabelle fasst die Vorteile der jeweiligen Preisstellung zusammen:

Information ist alles

Die Couponzahlungen sind bei BRC meistens vergleichsweise hoch. Entsprechend können die Marchzinsen betragsmässig stark ins Gewicht fallen. Anleger sollten sich darum vor einem Kauf im Sekundärmarkt genau darüber informieren, welche der beiden Preisnotierungsmethoden vom Emittenten des BRC angewendet wird. Diese Information ist in der Regel im Termsheet zu finden. Unglücklich ist, dass bei einigen Emittenten nicht konsequent die eine oder die andere Methode angewendet wird. Das macht es für den Investor nicht einfacher.

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