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payoff Focus

Comeback der Industriemetalle

05.10.2017 9 Min.
  • Dieter Haas

Seit rund einem Jahr offenbart der Rohstoffsektor Anzeichen der Stärke. Wir zeigen, dass Industriemetalle eine valable Alternative sind und wie sich Anleger erfolgreich positionieren können.

Rohstoffe erfreuten die Anleger im neuen Jahrtausend bis zur Finanz­krise 2008 mit erklecklichen Gewin­nen. Seither ging es rapide abwärts. Das Hauptaugenmerk verlagerte sich vollstän­dig auf den Aktienmarkt. Dank der steten Liquiditätszufuhr der Notenbanken eilen die Börsen von Hoch zu Hoch. Inzwischen scheint man sich dem Ende der Fahnen­stange zu nähern. Die Bewertungen notie­ren inzwischen vielerorts im Bereich histo­rischer Rekorde. Wie hoch die Diskrepanz zu anderen Anlageklassen geworden ist, lässt sich am Verhältnis des Rohstoffindex S&P GSCI zum US­Aktienmarkt (S&P 500) ablesen. Es liegt derzeit auf dem tiefsten Ni­veau der letzten knapp 50 Jahre. Für Quer­denker sind das mögliche Anzeichen für eine baldige Trendumkehr, zumal im Falle eines stärkeren Rückschlags an den Börsen die Währungshüter wohl erneut ihre Geld­schleusen öffnen werden. Sie wollen mit aller Macht ein Abgleiten in die Deflation verhindern. Sofern dieses geschilderte Sze­narium tatsächlich eintreten sollte, würde die noch junge Hausse bei den Rohstoffen im Allgemeinen und den Industriemetallen im Speziellen erheblich an Fahrt gewinnen und den derzeit zahlreichen Skeptikern den Wind aus den Segeln nehmen.

Erste Hoffnungsschimmer
Bereits heute zeigen sich positive Tendenzen ab, vorab bei den Industriemetallen. Diese haben sich seit der Wahl Donald Trumps im vergangenen November fast durchs Band verteuert. Edelmetalle, die den Industrieme­tallen häufig leicht hinterherlaufen, konn­ten ihre Kursniveaus gut behaupten oder nähern sich wie im Falle von Palladium mit grossen Schritten bereits ihren Allzeit­Höchstständen. Im Energiesektor wurde der Angebotsüberhang inzwischen weitge­hend abgebaut, was dazu geführt hat, dass sich die Preise einigermassen stabilisieren konnten. Einzig die Agrarrohstoffe stecken nach wie vor in einer Bodenbildungsphase.

«Das Verhältnis des Rohstoffindex S&P GSCI zum US-Aktienmarkt (S&P 500) liegt derzeit auf dem tiefsten Niveau der letzten knapp 50 Jahre.»

Auf leisen Sohlen
Ein Blick auf die Performance der Industrie­metalle seit Ende September 2016 fördert Erstaunliches zu Tage. Der kräftige Preis­auftrieb überraschte insofern als die Konjunkturentwicklung in den westlichen Industriestaaten zwar positiv war, aber keine übertriebenen Ausmasse aufwies. Alle wichtigen Vertreter (Kupfer, Alumi­nium und Eisenerz) verzeichneten zwei­stellige Avancen in der Handelswährung US­Dollar. Einzelne Nischenmetalle wie etwa Kobalt haben sich innert Jahresba­sis kursmässig mehr als verdoppelt. Das Metall profitierte von der Euphorie um die Elektroautos, da gemäss dem Cobalt Deve­lopment Institute etwa 42% der Nachfrage auf die Verwendung in Batterietechnolo­gien abzielen. Kobalt wird im übrigen fast ausschliesslich (94%) als Nebenprodukt von Nickel und Kupfer produziert. Macquarie Research rechnet beim Nischenprodukt mit Angebotsdefiziten bis 2020.

Stagnierendes Angebot und steigende Nachfrage
Dank der steten Zunahme der globalen Nachfrage konnten die im Anschluss an die Finanzkrise entstandenen Überkapazitäten mittlerweile grösstenteils abgebaut werden, wie die Grafiken 4 und 5 für Aluminium und Zink zeigen. Da die Minenproduzenten wegen der gesunkenen Preise in den ver­gangenen Jahren ihre Investitionsvorhaben teils massiv kürzten, wird sich das Angebot bis auf Weiteres bei den meisten Industrie­metallen nur geringfügig verändern. Die Nachfrage dürfte hingegen zunehmen, was zu einer Verschärfung der bestehenden Knappheit führen und den Preisauftrieb beschleunigen wird.

 

Infrastruktur treibt Metallpreise
Besonders der starke Kursanstieg von Kupfer, dem Gold der Armen, verblüfft, da das Industriemetall in den vergangenen Jahrzehnten eine Reputation als Leading Indikator der globalen Wirtschaftsaktivität aufgebaut hat. In Anbetracht der bislang eher moderaten Wachstumsperspektiven wird der Hausse von etlichen Experten mit gehöriger Skepsis begegnet. Eine Erholung ist allerdings immer mit Unsicherheit ver­bunden. Nicht von ungefähr sind Anstiege vor einer «Wall of Worry» (Wand der Sorgen), wenn Investoren der Sache nicht ganz trau­en, ein häufig zu beobachtendes Phänomen. Zudem gibt es sehr wohl Gründe, die für eine Fortsetzung der Aufwärtsbewegung sprechen. So hat sich das Wachstum in vie­len Schwellenländern, allen voran China, in den vergangenen Monaten leicht beschleu­nigt. Deren vorlaufende Indikatoren wei­sen eine hohe Parallelität zu den Rohstoff­preisen auf. Des Weiteren scheint die Pha­se der Leitzinserhöhungen in den USA ein baldiges Ende zu finden. Die langfristigen Zinsen zeigen nach der ersten Euphorie im Anschluss an den Wahlsieg Donald Trumps seit Mitte März eine sich zuletzt beschleu­nigende, abröckelnde Tendenz. Bereits seit Jahresbeginn schwächelt zudem der US­Dollar, die Handelswährung fast aller Rohstoffe. Last but not least weisen etliche Metalle inzwischen Angebotsdefizite auf. Selbst wenn sich das globale Wachstum temporär etwas abschwächen sollte, scheint die Gefahr heftiger Preisrückgänge bei den historisch tief bewerteten Rohstoffen ver­gleichsweise gering. Falls es tatsächlich zu einem kräftigeren Rückschlag an den Börsen kommen sollte, würden sie in An­tizipation der erwarteten Reaktion der No­tenbanken wohl sehr rasch ihre aktuelle Hausse fortsetzen. Allein der notwendige Ausbau der Infrastruktur beispielsweise in China und Indien zur Aufrechterhal­tung der geplanten Zuwachsraten dürfte in den kommenden Jahren für eine stetig steigende Nachfrage nach Industriemetal­len ausreichen: Sie können kein Haus ohne Kupfer und Zink bauen und sie können kein Auto ohne Aluminium herstellen.

«Die Tracker-Zertifikate INDUR und CIMCIU bilden den Bereich der Industriemetalle sehr gut ab.»

Rohstoff-Futures vs. Rohstoffaktien Während Edelmetallaktien bei einer Höher­bewertung von Gold und Silber in der Regel überdurchschnittlich reagieren, zeigen breit diversifizierte Indizes wie der MSCI World Materials keine derartigen Bewegungen im Vergleich zum UBS CMCI Composite oder dem UBS CMCI Industriemetalle. Dasselbe Bild ergibt ein Vergleich des 18 Blue Chips umfassenden Peers Index von Bloomberg mit dem UBS CMCI Industriemetalle. Der direkte Weg über diversifizierte Industrie­metallindizes bringt somit im Allgemeinen eine ebenso hohe Performance wie derje­nige über einen Aktienkorb der führenden Minenwerte.

Skeptische Analysten
Die Erwartungen der professionellen Auguren für die wichtigsten Produzenten von Industriemetallen sind momentan nicht gerade überschäumend. Für den gleichgewichteten Global Large Base Metals Com­petitive Peer Group Index wird in den kom­menden zwölf Monaten grosso modo eine Seitwärtsbewegung prognostiziert, obwohl die aktuelle Bewertung im Vergleich mit derjenigen des Gesamtmarktes eher tief ist und etliche Blue Chips seit Jahresanfang in Lokalwährung mit deutlich zweistelli­gen Avancen glänzten. Am meisten trauen die Finanzanalytiker derzeit den Titeln der kanadischen Cameco (Uran), der rus­sischen Norilsk Nickel (Nickel, Palladium) und der brasilianischen Vale (Eisenerz u.a.) zu, während sie bei den Aktien der beiden Kupferproduzenten Antofagasta (Chile) und KAZ Minerals (Kasachstan) mit zweistelli­gen Kursrückgängen rechnen. Die negative Haltung gegenüber Antofagasta und KAZ Minerals scheint mit Blick auf die Kursent­wicklung der letzten Monate übertrieben pessimistisch zu sein.

Empfehlenswerte Produkte auf Industriemetalle
Für Anleger mit einem glücklichen Händ­chen bieten Einzel­Investments in Aktien mit Fokus auf Industriemetalle oder Enga­gements in Metall­Futures die höchsten Gewinnchancen. Aus Risikoüberlegungen ist ein solches Vorgehen weniger ratsam. Unse­re Empfehlungen decken daher bewusst ein breites Sortiment an Industriemetallen oder industriemetall­gelinkten Aktien ab. Sehr gut abgebildet wird der Bereich der Indus­triemetalle durch die Tracker­ Zertifikate INDUR und CIMCIU (CIMCI). Das von der ZKB lancierte Tracker­Zertifikat INDUR ba­siert auf einem von der Bank eigens entwi­ckelten rolloptimierten Sektorindex. Die fünf Industriemetalle Kupfer, Aluminium, Nickel, Zink und Blei fliessen dabei gleichge­wichtet in den Index ein. Durch ein jeweils am neunten Bankwerktag durchgeführtes monatliches Rebalancing der Gewichte und der Rolloptimierung werden zwischenzeit­lich auftretende Verschiebungen wieder auf das Startgewicht justiert. Das jährliche TER von 0.45% stellt kein allzu hohes Hin­dernis für die künftige Performance dar.

«Alle wichtigen Industrie-metalle verzeichneten seit Ende September 2016 zweistellige Avancen in der Handelswährung US Dollar.»

Im Unterschied zu INDUR ist das Tracker­Zertifikat CIMCIU auf monatlicher Basis CHF währungsgesichert und basiert auf dem UBS Bloomberg CMCI Industrial Me­tals Index. Dieser reflektiert die wirtschaft­liche Signifikanz und Marktliquidität der Rohstoffe im Industriemetallsektor unter Anwendung der CMCI Gewichtungsmetho­dik. Deren damit verbundene Diversifika­tion über die gesamte Futures­Kurve führt zu einer geringeren Volatilität gegenüber klassischen Index­Konzepten. Die Gewich­tungen werden halbjährlich geprüft und der Index wird monatlich rebalanciert. Per August 2017 lag dem Basket die folgende Verteilung zugrunde: LME Kupfer 31.09%, LME Aluminium 24.55%, hochwertiges Kupfer 14.52%, LME Zinc 11.94%, LME Ni­ckel 10.24% und LME Blei 5.66%. Die durch­schnittliche Fristigkeit lag bei 0.66 Jahre. Mit einer jährlichen Verwaltungsgebühr von 0.49% liegen die Kosten trotz der Wäh­rungsabsicherung nur wenig höher als bei INDUR. 

Unser Favorit auf Rohstoffaktien
Im Gegensatz zu breit diversifizierten Angeboten auf Industriemetalle sind ETPs auf Metallaktien Mangelware. Eine löb­liche Ausnahme bildet der seit dem 6. Mai 2016 an der SIX Swiss Exchange kotierte ETF WMAT von State Street. Er bildet den MSCI World Materials Index ab. In die­sem sind auf Industriemetalle fokussierte Unternehmen eine gewichtige Teilmenge. Mitte September umfasste der Basiswert 132 Titel. Ende August lag das durchschnitt­liche Kurs­/Gewinn­Verhältnis für das laufende Jahr bei 16.5, das durchschnittliche Kurs­/Buch­Verhältnis bei 2.16 und die Di­videndenrendite des Index bei 2.12%. Für die Verwaltung des ETFs verrechnet der Emittent eine jährlich Gebühr von 0.30%.

 

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