

Covestro: Heisser Übernahmepoker
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Christian Ingerl
Redaktor
Der Kunststoff-Spezialist ist ins Visier von Adnoc geraten. Daraus ergibt sich eine aussichtreiche Tradingchance.
Bereits seit Monaten liegt ein unverkennbarer Geruch von Übernahme über Covestro. Der Ölriese Adnoc aus Abu Dhabi wirbt schon seit vergangenem Sommer um den deutschen Kunststoff-Produzenten – bis dato ohne Erfolg. Nun aber scheint das Unternehmen aus den Vereinigten Arabischen Emirate Fortschritte zu machen. Insidern zufolge hatte Adnoc im Dezember eine unverbindliche Offerte von EUR 60 je Aktie abgegeben, welche jedoch auf taube Ohren bei Covestro stiess. Nun ruft die Gesellschaft einen Preis von EUR 62 je Aktie auf und erreichte damit, dass die ehemalige BASF-Tochter zumindest in konkrete Übernahmeverhandlungen mit Adnoc eintritt.
Verbesserungspotenzial
Die Offerte würde Covestro mit EUR 11.7 Mrd. bewerten. Im Vergleich zur aktuellen Bewertung bedeutet dies einen Aufschlag von 13%. Ob damit der Preisaufschlag schon ausgereizt ist, darf bezweifelt werden. Arne Rautenberg, Fondsmanager bei Union Investment, begrüsst zwar die Tatsache, dass Covestro nun mit Adnoc verhandelt, kann sich aber höhere Kurse vorstellen: «Aus Sicht eines Investors besteht hinsichtlich des Angebotspreises von EUR 62 Euro noch Verbesserungsbedarf.» Die Fondsgesellschaft gehört zu den zehn grössten Anteilseignern von Covestro. Baader Helvea hatte früheren Angaben zufolge bei einem potenziellen Kaufpreis von EUR 70 je Aktie Chancen für eine Übernahme gesehen.
Zweckdienliche Liaison
Angesichts der bereits langen Verhandlungsphase scheint das Interesse an Covestro seitens Adnoc relativ gross zu sein. Das wundert auch nicht, schliesslich würde der Ölkonzern, der auch Raffinerieprodukte und petrochemische Erzeugnisse herstellt, damit Zugang zu fortschrittlicheren Materialien bekommen, die in Elektrofahrzeugen, Wärmedämmung für Gebäude sowie Beschichtungen, Klebstoffen und technischen Kunststoffen zum Einsatz kommen. Damit treibt der Konzern seine künftige Ausrichtung weiter voran. Vorstandschef Sultan Al Jaber möchte mit Adnoc in neue Energien, kohlenstoffarme Brennstoffe wie Ammoniak und Wasserstoff sowie Flüssigerdgas und Chemikalien vordringen.
Covestro putzt sich derweil raus. Soeben haben die Deutschen angesichts des schwierigen Marktumfelds ein neues Sparprogramm verabschiedet. Bis 2028 sollen weltweit jährliche Einsparungen von EUR 400 Mio. bei den Sach- und Personalkosten erzielt werden. Das neue Programm mit dem Namen «Strong» treibt das Management die erfolgreiche Transformation von Covestro weiter voran und möchte damit auch die Wettbewerbsfähigkeit dauerhaft sichern.
Neues 2-Jahreshoch
Die aktuellen Spekulationen rund um Covestro geben dem DAX-Titel Auftrieb. Soeben ist die Aktie auf ein frisches 2-Jahreshoch ausgebrochen. Damit verlässt das Papier auch die monatelangen Seitwärtsrange zwischen EUR 46 und EUR 54. In dieser Spanne schwankte Covestro seit dem Aufkommen der ersten Übernahmegerüchten munter auf und ab.
Anlagelösungen
Bei Kursen um EUR 55 ist die Covestro-Aktie aber längst noch nicht bei den mindestens erwarteten EUR 62 angekommen. Es ist gut möglich, dass sich die Aktie nun peu à peu auf dem Weg in der 60er-Bereich macht, bevor es zu einem Abschluss der Verhandlungen kommt. Wieviel dann am Ende drin sein werden, ist natürlich schwer vorauszusagen. Aber es reichen auch schon die rund 13% auf die im Raum stehende Offerte für einen erfolgreichen Trade. Dieser potenzielle Aufschlag lässt sich mit Hebel-Produkten sogar noch deutlich aufpeppen. Die Zürcher Knatonalbank hat mit dem Mini Future long (ISIN: CH1206984796) ein entsprechendes Produkt in der Pipeline. Der Hebel beträgt 2.4, der Knock-Out liegt 40.5% entfernt. Noch etwas mehr Power hat das baugleiche Produkt mit der ISIN CH1235750580. Dieses beinhaltet einen Multiplikator von 2.9, der Risikopuffer fällt im Gegenzug mit 32.7% etwas geringer aus.
