Das Geheimnis von Jackson Hole
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Martin Raab
Die Spannung steigt: Gibt Janet Yellen am Freitag neue Hinweise auf die nächste Leitzinsanhebung in den USA oder nicht? Vor dem Treffen der Notenbanker in Jackson Hole geben sich Investoren an der Börse lethargisch. Die Charttechnik sendet unterdessen klare Signale – tendenziell für Absicherungen nach unten.
Was hat ein 10’000-Einwohner-Städtchen in Wyoming mit den Weltfinanzmärkten zu tun? In zwei Tagen relativ viel: Das Treffen diverser Notenbanker und die Rede der US-Zentralbankchefin Yellen beim Treffen der internationalen Währungshüter im Rocky-Mountain-Tal Jackson Hole ist spannender denn je. Unter dem Motto «Designing Resilient Monetary Policy Frameworks for the Future» will man sich ausgiebig über mögliche Wege aus der Zinskrise unterhalten. An den Märkten herrscht im Vorfeld entsprechend Ruhe – zu gross erscheint das Risiko, sich kurzfristig falsch zu positionieren. Zusätzlich ist die Geheimniskrämerei dieses Mal grösser als sonst. Der Offenmarkt-Ausschuss der FED könnte eine moderate Zinserhöhung durchpeitschen, ein stärkerer US-Dollar drückt dann aber gleichzeitig auf die Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Kontext. Aber man hätte ein Signal generiert: In den USA ist alles gut, wir müssen sogar die Zinsen erhöhen. Mario Draghi hat dagegen keinen Mumm für solche Aussagen. Volkswirte sind derzeit hin- und hergerissen, wie es um die US-Wirtschaft wirklich steht.
Alle Asset-Klassen betroffen
An den Futures-Börsen preisen Händler inzwischen eine Wahrscheinlichkeit von 28 Prozent ein für eine Zinserhöhung im September. Das ist mehr als Anfang der Woche, als der Wert noch bei 24 Prozent lag. Für eine Anhebung bis Dezember stieg die Wahrscheinlichkeit von 51 Prozent auf 54 Prozent. Ablesen lässt sich die derzeitige Zurückhaltung der Investoren nicht nur an den niedrigen Kursbewegungen, sondern auch am tiefen Handelsvolumen (siehe Chart). Auch an den Bondmärkten sorgte das anstehende Treffen der internationalen Notenbanker weitgehend für Stillstand: Sowohl die Renditen deutscher als auch amerikanischer Staatsanleihen kamen kaum vom Fleck. Zunehmend im Bann von Jackson Hole steht auch der Wechselkurs des US-Dollars. Doch anders als an den Aktien- sowie Anleihebörsen spekulieren Investoren am Devisenmarkt offensichtlich vermehrt darauf, dass es gegen Ende der Woche Hinweise auf eine frühe US-Leitzinsanhebung im September geben könnte: Am Mittwoch wertete der «Greenback» gegenüber dem Euro den vierten Tag in Folge auf. Im Gegenzug gab die europäische Gemeinschaftswährung um 0,3 Prozent nach auf 1,127 Dollar.
Dow Jones Index als Tradingobjekt
Notenbanker-Treffen hin oder her: Beim Blick auf den amerikanischen Aktienmarkt spricht einiges für ein sehr hohes, fragiles Niveau. Der Dow Jones Ind. Av. Index ($IDNU) hat vor wenigen Tagen ein Doppeltop abgebildet, auf dem 5-Jahres-Chart wird die Brisanz des ganzen Gebildes deutlich. Anleger, die auf eher bearishe News aus Jackson Hole in Sachen Liquiditätshausse setzen, finden in MINAEV ein attraktives Instrument. Der Mini-Future Short der BNP Paribas hat einen Hebel von 16. Wer die nächste Welle des Bullenmarkts antizipiert, ist dagegen mit DJIRBP gut aufgehoben. Dort ist der Spread noch akzeptabel bei rund 0.30. Alles andere ist für diesen hochliquiden Index ein Witz. Mal schauen, wer am Freitag nach den News aus Wyoming lacht: Bullen oder Bären.