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payoff Interviews

«Das Interesse an der Anlageklasse Private Equity steigt seit einiger Zeit wieder stark an.»

09.05.2016 5 Min.
  • Martin Raab

Dr. Michel Degosciu, Gründungspartner der LPX AG, über Private Equity, Möglichkeiten der Partizipation, Doppelspurigkeiten bei den Gebühren, den LPActive Value Fund, Infrastruktur-Offering und die damit zusammenhängenden Risiken.

 

Herr Degosciu, alternative Investments, speziell Private Equity, erleben im Niedrigzinsumfeld eine Renaissance. Können Sie das bestätigen?

Investoren suchen momentan nach Investments, die Renditemöglichkeiten bieten, die fundamental gerechtfertigt sind und nicht ausschliesslich von der Politik der Notenbanken abhängen. Dazu zählen alternative Anlagen und insbesondere Private Equity. Daher steigt das Interesse an dieser Anlageklasse seit einiger Zeit wieder stark an.

Was heisst «Listed Private Equity» konkret?

Listed Private Equity (LPE) Unternehmen sind börsennotierte Private Equity-Gesellschaften. LPE-Unternehmen stellen privaten Unternehmen Kapital zur Verfügung und unterscheiden sich hinsichtlich Ihres Kerngeschäfts nicht von traditionellen Private Equity-Gesellschaften.

Wie kann man als Investor partizipieren?

Einem Investor steht eine Vielzahl von Möglichkeiten offen, um an dieser Anlageklasse zu partizipieren. Einerseits kann er einen ETF kaufen, der einen Index abbildet, der diese Anlageklasse repliziert. Es gibt aber auch Zertifikate oder aktiv verwaltete Aktienfonds, die sowohl Retail- als auch institutionellen Investoren offenstehen.

Ergibt sich hier nicht eine Doppelspurigkeit bei den Gebühren?

Die Vermutung liegt nahe, gilt jedoch nur bei einem kleinen Teil der LPE Unternehmen. Die Mehrheit der Unternehmen in diesem Bereich investiert von der eigenen Bilanz aus und hat ein eigenes Managementteam und einen originären «Dealflow». D.h. diese Gesellschaften profitieren zu 100% von einem «Deal». Die Doppelspurigkeit bei den Gebühren findet man hauptsächlich bei den sog. «Fund of Funds», d.h. bei denjenigen LPE Unternehmen, die in geschlossene PE Funds investieren. 

Ihr Haus bietet auch den LPActive Value Fund an. Hier fokussieren Sie sich auf unterbewertete Listed Private Equity-Unternehmen – wie gehen Sie dort vor?

Der LPActive Value Fund wurde zusammen mit der PMG Fonds Management AG in Zürich lanciert, wobei die LPX als Anlageberater fungiert. Hier fokussieren wir uns auf diejenigen Titel im LPE Universum, die über eine komfortable Liquiditätslage, einen attraktiven Discount auf den Buchwert und zusätzlich günstig in Krisenphasen investiert haben. Es handelt sich um eine klassische Value Strategie im Bereich Listed Private Equity.

…d.h. Sie investieren nicht in die Aktien von bspw. KKR oder Blackstone sondern in attraktive Zielunternehmen?

Richtig, wir fokussieren uns auf diejenigen Unternehmen, die von der eigenen Bilanz aus direkt in private Unternehmen investieren. Bei KKR oder Blackstone kauft man «nur» den Fundmanager, der Management Fees vereinnahmt. Die Investments liegen aber in der Regel nicht auf der Bilanz der Fundmanager.

Wie ist die derzeitige geografische Aufteilung im Fonds und was sind ihre grössten Fondspositionen?

Der Fonds ist mit rund 48% hauptsächlich in Kontinentaleuropa investiert und mit ca. 19% in Nordamerika (USA und Kanada) und 18% in Grossbritannien. Zu den grössten Positionen zählen Electra Private Equity, Wendel, Intermediate Capital und Eurazeo. Zu den Zielinvestments dieser Gesellschaften gehörten z.B. Apcoa, Europcar oder Moncler.

Welche Renditen konnten bisher mit dieser Value-Strategie erzielt werden?

Der Fonds hat sich seit Auflage im Sommer 2009 mehr als verdoppelt. Im vergangenen Jahr legte er um gut 9% zu und die ausschüttende Tranche zahlte für 2015 zudem eine Dividendenrendite von mehr als 6%. 

Die LPX AG hat ein dezidiertes Infrastruktur-Offering. Könnten Sie das Konzept kurz erläutern?

Der Begriff Infrastruktur ist schon seit einigen Jahren ein Modewort in der Finanzbranche. Lange Zeit hat es jedoch an einer stringenten Definition des Begriffs gemangelt. Wir fokussieren uns auf physische Basisinfrastruktur-Einrichtungen, welche ein Infrastrukturnetzwerk und/oder -knotenpunkt betreiben sowie durch eine natürliche Monopolstellung gekennzeichnet sind. 

In welche Infrastruktursektoren investieren Sie dort primär?

Basis-Infrastruktur-Unternehmen findet man in folgenden Industriesektoren: Energie, Transport, Wasser und Kommunikation. Das sind dann bspw. Unternehmen, die Stromleitungsnetze, Öl- und Gas-Pipelines, Kupferkabelnetze, Glasfasernetze, Telekommunikationsmasten bereitstellen oder Mautstrassen, Flug- und Schiffshäfen sowie Schienennetze.  

Was sind die Risiken?

Grundsätzlich besteht das Risiko, dass Infrastruktur-Unternehmen sich hoch verschulden. Diese Unternehmen sind dann auch insbesondere abhängig von einer Veränderung des Realzinses. Darüber hinaus gibt es in einigen Ländern regulatorische Risiken. Dies sollte man bei einer Auswahl berücksichtigen.  

Abschliessend: Welche Investment-Trends sehen Sie in den von Ihnen abgedeckten Anlagesegmenten?

Das Thema Real Investments ist momentan sehr gefragt. Sowohl Private Equity als auch Infrastruktur bieten hier interessante Investmentmöglichkeiten.  

Besten Dank!

 

VITA

Dr. Michel Degosciu ist Gründungspartner der LPX AG und verantwortet den Bereich Business Development. Während seiner Zeit als wissenschaftlicher Assistent an der Universität Basel, Lehrstuhl für Finanzmarkttheorie, hat er mehrere Studien im Bereich Listed Private Equity durchgeführt. Dr. Michel Degosciu verfügt über einen Master mit Schwerpunkt Corporate Finance von der WHU Otto Beisheim School of Management und promovierte an der Universität Basel

 

 

 

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