Zurück
payoff Trading Desk

Deutsche Telekom: Ein Large Cap auf Abwegen

02.11.2017 4 Min.
  • Martin Raab

Das vermeintliche Platzen der Fusion von T-Mobile US mit Sprint lähmt den deutschen Large Cap. Selbst wenn die jüngsten Mutmassungen stimmen sollten, könnte die Telekom-Aktie nach oben drehen.

Kurze Rückblende: Am 23. Mai markierte die Deutsche Telekom mit EUR 18.15 den höchsten Kurs seit Anfang 2002. Damit schien die Aktie auf dem besten Weg zu sein, eine seit mehr als zwei Jahren währende Seitwärtsbewegung nach oben aufzulösen. Insbesondere die Gerüchte um einen Zusammenschluss der Tochter T-Mobile US mit dem Konkurrenten Sprint feuerten den Kurs damals an. Gut fünf Monate später herrscht unter den Aktionären der Deutschen Telekom Ernüchterung: Der DAX-Titel notiert rund 15% unter dem skizzierten Top und ist mehr denn ja im übergeordneten Seitwärtstrend gefangen. Während der DAX mit einem weiteren Allzeithoch in den November startete, gab die T-Aktie zum Monatsauftakt um mehr als 2% nach.

Einmal mehr ist die vermeintliche Mobilfunk-Hochzeit in den USA das bestimmende Thema. Laut einem Bericht des japanischen Wirtschaftsblattes Nikkei ist die Fusion vom Tisch. Demnach hätte Sprint-Großaktionär Softbank mit der Deutschen Telekom keine Einigung über die zukünftigen Mehrheitsverhältnisse erzielen können. Laut der Meldung sei der japanische Grosskonzern nicht bereit, die Kontrollmehrheit an Sprint abzugeben. Daher würde er die Gespräche beenden. Derweil meldete die Nachrichtenagentur Reuters unter Verweis auf Insider, dass die Verhandlungen nicht gescheitert seien.

In der Tat ist es schwer vorstellbar, dass die Japaner vorschnell einen Rückzieher machen. Schliesslich ergibt der Zusammenschluss aus strategischer Sicht vor allem für Softbank Sinn. Auf dem hart umkämpften US-Mobilfunkmarkt nehmen T-Mobile US und Sprint die Plätze drei respektive vier ein. Bei einem Zusammenschluss würde das Duo mehr als 120 Millionen Kunden zählen und einen Umsatz von geschätzt mehr als USD 70 Mrd. einfahren. Damit könnte das neu geschaffene Unternehmen den beiden Platzhirschen Verizon und AT&T die Stirn bieten. Sprint durchläuft gerade einen Turnaroundplan und schiebt dabei einen Schuldenberg von USD 38 Mrd. vor sich her. Zwar betonte CEO Marcelo Claure noch im August, dass Sprint eigenständig weiterarbeiten könnte. Doch gleichzeitig räumte er ein, dass die Ersparnisse aus einer Fusion das günstigere Szenario wären. Analysten taxieren die bei einem Zusammenschluss möglichen Kostenkürzungen auf mehr als USD 30 Mrd.

Für die Deutsche Telekom wäre ein Platzen der Gespräche zwar ärgerlich, aber keinesfalls ein Drama. Schliesslich würde dann ein absoluter Wachstumsmotor Teil des Konzerns bleiben. Im 3. Quartal warb T-Mobil US 1.3 Mio. neue Nutzer an. Damit übertraf der Kundenzustrom das 18. Quartal in Folge die Millionenmarke. Mit USD 10 Mrd. lagen die Umsätze um 8% über dem Vorjahreszeitraum. Derweil verbuchte das Unternehmen einen überproportionalen Gewinnsprung von 50% auf USD 550 Mio. In Kombination mit dem starken Konjunkturumfeld in Deutschland sprechen die Zahlen der Tochter dafür, dass auch die Deutsche Telekom am 9. November einen überzeugenden Zwischenbericht präsentiert. Möglicherweise entscheidet sich bis dahin auch der Fusionspoker zwischen T-Mobile US und Sprint.

Anlagekonklusion:
Selbst das Ende der Verhandlungen könnte sich für die T-Aktie als eine Art Befreiungsschlag entpuppen. Gerade mit Blick auf den nahenden Zahlentermin bietet sich daher für mutige Anleger eine kurzfristige Long-Wette an. Ein dazu passendes Tradinginstrument ist das Faktor-Zertifikat DT5LCB. Das von der Commerzbank an der SIX gehandelte Derivat partizipiert mit einem konstanten Hebel von 5 an der täglichen Kursentwicklung der Deutschen Telekom. Eine deutlich defensivere Alternative bietet der Barrier Reverse Convertible RDTAGV. Solange die T-Aktie nicht auf oder unter die Barriere bei EUR 12.41 abtaucht, wirft das auf EUR lautende Vontobel-Papier zum Laufzeitende ordentliche 5.7% p.a. ab.

Weitere News aus der Rubrik

Unsere Rubriken