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payoff Interviews

«Die Branche ist wieder erstarkt.»

22.02.2018 6 Min.
  • Dieter Haas

Georg von Wattenwyl, Präsident des Schweizerischen Vereins für Strukturierte Produkte (SVSP), über das Jahr 2017, neue Features beim «SP Portfolio Optimizer», die Nutzung von Strukis durch Pensionskassen, Auswirkungen neuer Regulatorien, Projekte für 2018 sowie seine persönlichen Wünsche für den Finanzplatz Schweiz und das Geschäft mit Strukturierten Produkten im neuen Jahr.

Herr von Wattenwyl, das Jahr 2017 war ereignisreich. Welche Ereignisse gilt es aus Sicht des SVSP hervorzuheben?
2017 war ein sehr spannendes Jahr. Die Branche ist wieder erstarkt und nationale und internationale Anleger investieren verstärkt in Strukturierte Produkte. Mit dem Launch des «SP Portfolio Optimizer» vollzogen wir den digitalen Auftakt. Die App veranschaulicht die gewinnbringenden Vorteile von Strukis im Portfoliokontext. Bezüglich Kostentransparenz und Einsatz von Strukis in Pensionskassen haben wir weitere Fortschritte erzielt. Wir konnten den Verband dank neuen Mitgliedern geographisch breiter abstützen, sodass wir erstmals auch einen InfoTalk für unsere Mitglieder in Genf durchführten.

… wie geht es beim erwähnten «SP Portfolio Optimizer» in 2018 weiter?
Wir möchten mit neuen Features nachdoppeln. So haben wir etwa bereits verfilmte «Use Cases» für Partizipations-, Renditenoptimierungs- und Kapitalschutz-Produkte implementiert, die direkt erlebbar machen, wie unterschiedliche Produkte Gewinne generieren. Zudem kann das Portfolio für eine noch detailgetreuere Simulation neu auch Einzeltitel abbilden. Die Technologie ist gut. Die App wird von einigen Investoren regelmässig benutzt. Grundsätzlich ist die Verwendung jedoch noch zu wenig breit. Wir möchten die App noch fundierter in der Buy-Side verankern. Eine Desktop-Version, um die App breit zugänglich zu machen, wird momentan diskutiert. Der «Rohbau» der App, die Technologie, kann zudem auch von Playern als «white labeling»-Version erworben und an spezifische Bedürfnisse angepasst werden.

Ein heiss debattiertes Thema ist die Nutzung bzw. Beimischung von Strukis durch Pensionskassen bzw. in Pensionskassenanlagen. Welchen Stand gibt es hierzu?
Wir haben das Thema erfolgreich lanciert und die Diskussionen gestartet. Damit Pensionskassen Strukis aktiv einsetzen, braucht es hinreichendes Wissen der Verantwortlichen. Hier wollen wir mit Information ansetzen, aufklären und entmystifi zieren. Zudem gelten Strukis derzeit – zu Unrecht – noch als «intransparent». Ein Status, der Pensionskassen bei der Portfoliobildung einschränkt. Wir haben den Punkt mit der Oberaufsichts-kommission Berufl iche Vorsorge (OAK) aufgenommen und zusammen mit ihnen ein Kostentransparenz-Konzept erarbeitet. Wir sind zuversichtlich, dass die OAK zu einer positiven Beurteilung kommen wird und den entsprechenden Artikel im Bundesgesetz über die berufliche Alters-, Hinterlassenen- und Invalidenvorsorge (BVG) anpasst. Auch wollen wir das Thema Strukturierte Produkte bei Pensionskassen inskünftig zu einem strategischen Traktandum des SVSP machen und haben entsprechend eine Arbeitsgruppe unter der Leitung von Nicolas Walon einberufen.

Neue Regulatorien wie FIDLEG/FINIG und MIFID II werden erhebliche Auswirkungen auf die Branche haben. Worauf legt der Verband bei der Erarbeitung der Vollzugsverord-nung FIDLEG sein Hauptaugenmerk?
In der Tat steht die Branche mit der Umsetzung der neuen Regulatorien in den kommenden Jahren vor grossen Herausforderungen. Wer, wie, wann, wo und was genau? Viele Fragen, die ein einheitliches, kongruentes Vorgehen der gesamten Branche erfordern. Hier bietet der Verband die nötigen Plattformen zum Austausch aller relevanten Stakeholder, formuliert, wo möglich, einen Konsens und diskutiert offene Punkte, um anschliessend in den relevanten Gremien aktiv an der Gestaltung mitzuwirken – immer vor dem Hintergrund einer grösstmöglichen Transparenz und einer sinnvollen Umsetzung in der Schweiz.

Durch die neue EU PRIIPs-Verordnung wird für in der EU vertriebene Finanzprodukte u.a. die Risikoklasse je Produkt von 1 bis 7 eingeordnet. Wie beeinflusst das die bisherigen Risikoklassen des SVSP, welche von 1 bis 6 skalieren?
Ziel der Verordnung ist der verbesserte Anlegerschutz, den der SVSP vollumfänglich unterstützt. So sollen für Packaged Retail and Insurancebased Investment Products (PRIIPs) standardisierte, neutrale und übersichtliche Basisinformationsblätter transparente Informationen zu Finanzprodukten ausgewiesen werden – unter anderem der «Summary Risk Indicator» (SRI). Da eine weitere Risikoklassifizierung durch den SVSP zu Unsicherheit führen würde, wird der SVSP-Standard gemäss SRI der PRIIPs-Verordnung abgelöst.

Der Verband hat sich im letzten Jahr im Buy-Side-Bereich erfolgreich breiter aufgestellt. Welche Häuser sind noch auf Ihrer Wunschliste und welche Vorteile bietet eine Buy-Side-Mitgliedschaft generell?
Als Verband ist es unser Anspruch, die Branche möglichst breit zu vertreten und den Dialog unter allen Interessensvertretern zu fördern. Wir freuen uns über aktuell acht Buy-Side-Mitglieder, die sich aktiv in die Verbandsarbeit einbringen und neue Aspekte zur Diskussion beisteuern. Im Vorstand wird die Buy-Side durch einen neu geschaffenen Vorstandsposten ver-treten. Es gibt aber noch einige Institute, welche eine wichtige Rolle im Schweizer Markt spielen und entsprechend auch von der Arbeit des Verbandes profitieren, sich aber nicht beteiligen. Mit diesen Instituten möchten wir die Diskussion aufnehmen, um sie bestmöglich einbinden zu können.

«Nationale und internationale Anleger investieren wieder verstärkt in Strukturierte Produkte.»

Das Jahr 2018 ist noch jung, welche weiteren Projekte stehen in nächster Zeit an?
Neben regulatorischen Themen, welche auch 2018 wieder einer aktiven Diskussion und gezielten Koordination bedürfen, möchten wir die Visibilität der Branche weiter stärken, sei es durch proaktive Medienarbeit oder einen regen Austausch mit Bundesbern. Wir wollen unsere grossen Projekte Pensionskassen und Portfolio-Optimizer vorantreiben. Und schliesslich möchten wir unsere Mitgliederbasis weiter stärken. Weiter möchten wir uns noch stärker in die europäische Diskussion einbringen und mit anderen Länderverbänden und der EUSIPA kooperieren, denn viele unserer Mitglieder denken global.

Was wünschen Sie sich persönlich für den Finanzplatz Schweiz und das Geschäft mit Strukturierten Produkten in 2018?
Für den Finanzplatz Schweiz wünsche ich mir, dass alle Marktteilnehmer an einem Strang ziehen, um die international anerkannten Stärken gewinnbringend nutzen zu können. Neben der Pflicht der Erfüllung der neuen regulatorischen Anforderungen sind der Finanzplatz und unsere Branche auch im Kürprogramm gefordert. Nationale und internationale Anleger sind mit modernen Dienstleistungen und innovativen Investitionsmöglichkeiten zu überzeugen. Wir sind innovativ und weltweit führend im Markt für Strukturierte Produkte und können einen wichtigen Beitrag zu erfolgreichen Anlagelösungen leisten.

Herzlichen Dank!

 

VITA
Georg von Wattenwyl ist seit 2014 Präsident des SVSP. Zuvor war er vier Jahre Mitglied des Vorstands, zu dessen Vizepräsident er 2011 gewählt wurde. Seit 1998 arbeitet er bei der Bank Vontobel, aktuell als Leiter des Financial Products Advisory & Distribution. Ihm unterliegt seit 2007 die globale Beratung und Vertrieb der Vontobel-Finanzprodukte, für deren Entwicklung und Handel er von Beginn weg mitverantwortlich war. Bevor er zu Vontobel kam, durchlief er während mehreren Jahren diverse Stationen bei der Credit Suisse und war als Fixed-Income-Spezialist tätig. Georg von Wattenwyl ist diplomierter Bankfachexperte und Absolvent des Executive Programms der Swiss Banking School und des International Executive Programms der Insead in Fontainebleau und Singapur.

 

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