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payoff Interviews

«Die Crypto-Industrie ist in der Schweiz willkommen, solange sauber gearbeitet wird.»

19.01.2018 3 Min.
  • Martin Raab

Johann Schneider-Ammann, Bundesrat und Vorstand des Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung, traf sich mit payoff anlässlich der 1. Crypto Finance Conference.

Herr Schneider-Ammann, Sie haben gestern die «Crypto Nation Switzerland» ausgerufen und gesagt, Sie möchten kein Crypto Valley Zug mehr. Was steckt hinter diesem neuen, nationalen Claim?

Diese Aussage habe ich natürlich zuvor mit dem Kanton Zug, unserem bisherigen Crypto Valley, abgestimmt und sie soll unser Bestreben unterstreichen, als Nation in dieser liberalen Technologie weltweit führend zu sein. Allerdings mit klaren Regeln und ohne Wild-West-Manieren.

Sie spielen auf das Reputationsrisiko an?

Die Crypto-Industrie mit Sitz in der Schweiz ist herzlich willkommen, solange sauber und im Rahmen der Vorschriften gearbeitet wird. Nicht zu vergessen: Es muss der Stimmbürger abgeholt werden und begreiflich sein, dass Blockchain und digitale Währungen etwas dem Standort Schweiz Dienliches sind. Ohne gutes Gefühl im Volk für diese Technologie wird das gesamte Unterfangen sehr schwierig.

Wer hat die Verantwortung, dass in der schweizer Crypto-Industrie sauber gespielt wird?

Die Verantwortung liegt in erster Linie bei den Marktteilnehmern. Die Schweizer Regierung wird dennoch nicht beliebig viele Experimente mitmachen. Ein Bruder des saudischen Königs sagte einmal zu mir: Switzerland is the central bank of trust. Dieses Credo ist nach wie vor gültig.

Was ist die Aufgabe der neuen Arbeitsgruppe des Staatssekretariats für internationale Finanzfragen?

Kurz gesagt soll das Thema Blockchain/ICO durch eine Wissens-Equipe zum Blühen gebracht werden, ohne dass unnötige Schäden entstehen.

Sie erwähnten die Vorzüge gewisser Blockchain-Anwendungen. Das würde auch Gesetzesänderungen auf nationaler Ebene erfordern. Wie rasch wäre so etwas möglich?

Die Crypto-Industrie tut gut daran, den Parlamentariern entgegenzugehen und zum Thema zu informieren. Das ist eine Challenge, die nicht unterschätzt werden darf. Es ist hier einiges an Aufklärungsarbeit zu leisten – innerhalb des Bundesrats selbst, als auch eben bei den Vertretern des Stimmvolks. Insofern kann ich keinen Zeitraum nennen. Sicher ist jedoch: Das geht nicht über Nacht.

«Dass Neid kommen wird, ist absehbar.»

In wenigen Tagen treffen Sie den amtierenden US-Präsidenten Donald Trump. Die USA entwickelt beim Thema Crypto-Technologien Begehrlichkeiten. Das Bankgeheimnis für Ausländer hat die Schweiz schon verloren. Wie schützen wir uns als Crypto-Nation vor «Machtspielerien» anderer Staaten?

Als Unternehmer kann ich Ihnen aus tiefster Überzeugung sagen: Nur durch Innovation! Man muss stets eine Nasenlänge voraus sein. Vorne bleiben und aktiv Dinge weiterentwickeln, das ist wichtig. Und dass Neid kommen wird ist absehbar. Man wird sicher versuchen, uns das Kuchenstück aus der Hand zu nehmen. Auch hier hilft es, wenn das Stimmvolk hinter einer solchen Industrie steht.

Abschliessend: Haben Sie sich privat schon mit Wallets und einer Crypto-Währung ausgestattet?

[lacht] In meiner Eigenschaft als Bundesrat kann ich lediglich dazu sagen, dass sich natürlich auch mein privates Umfeld für diese Themen interessiert und sich schlau macht.

 

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