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payoff Blockchain Report

Die kleine grosse Nische

08.02.2019 5 Min.
  • Lidia Bolla

Wofür braucht man jetzt eigentlich die Blockchain? Die Berührungspunkte mit der aufstrebenden Technologie sind im Alltag noch äusserst bescheiden. Das ist wohl auch ein Grund, warum es uns manchmal so schwer fällt, das Potenzial zu erkennen.

Unter der Rubrik «The Blockchain Story» anylsiert Payoff in Partnerschaft mit dem, auf Blockchain-Technologien spezialisierten, Schweizer Vermögensverwalter vision& konkrete Blockchain-Anwendungen. Ein solches Projekt, das die Blockchain-Technologie konkret in zwei Anwendungsfällen einsetzt, findet sich in der Schweiz, genauer im Zürcher Technopark. Modum ist ein erfolgreiches Schweizer Startup, das innovative und digitale Lieferkettenlösungen im Bereich Monitoring und Analytik entwickelt und vertreibt. Das Unternehmen nutzt das Internet der Dinge (IoT) sowie Blockchain-Technologie und Künstliche Intelligenz (KI), um Schlüsselprobleme in der Logistik zu lösen. Dazu arbeiten sie mit globalen Partnern wie SAP und AWS, aber auch zum Beispiel mit der lokalen Schweizer Post, damit die Lösungen auch wirklich umsetzbar werden. Ein Teil der Gründer hat seinen Background in der Pharma Branche und versteht daher die Schwierigkeiten beim Transport von Medikamenten. Diese sind teilweise äusserst anfällig und können unter anderem ihre Wirkung verlieren, wenn sie zu hohen oder zu tiefen Temperaturen ausgesetzt werden. In der heutigen globalen Logistik ist dies eine grosse Herausforderung. Gerade im Flugverkehr kann es schon mal vorkommen, dass ein Paket in der Luft tiefen Minusgraden ausgesetzt ist und dann irgendwo in der Wüste auf bis zu 50 Grad Celsius trifft. Bisher war es kaum möglich, diese Temperaturschwankungen überhaupt zu registrieren, und wenn, war es dem Lieferanten ein Leichtes, die Daten zu manipulieren.

 

Das Modum Herzstück ist ein Sensor mit dem Namen MODsense, welcher an der Fracht angebracht, unter anderem die Temperatur misst und die Daten in der integrierten Blockchain unveränderbar registriert. MODsense bietet also ein sicheres und effizientes Temperatur-Monitoring für Lieferketten, bei denen die Temperatur kontrolliert werden muss. Der Sensor betreibt sogenanntes «Smart Sensing» der Umweltumstände und nutzt neuste technologische Möglichkeiten, um die Daten automatisch sowie unveränderbar zu speichern und sofortige Benachrichtigungen zu erlauben. Kryptografisch gesicherte Hardware garantiert die Daten-Authentizität. Ein weiteres Produkt von Modum, MODlink, schlägt dann die Brücke von der Blockchain zu den IT-Systemen der Logistikunternehmen und ermöglicht so automatische Datenintegration und Prozesse, basierend auf vertrauenswürdigen Daten. Schliesslich soll MODsight Prognose- und Analyse-Tools basierend auf selbstlernenden KI-Modellen bringen, was es Unternehmen erlauben könnte, ihren Lieferkettenbetrieb zu optimieren. Modum hat für MODsense letztes Jahr den Swiss Digital Economy Award sowie den Swiss Logistics Award gewonnen.

 

«Modum ist ein erfolgreiches Schweizer Start-up, das innovative und digitale Lieferkettenlösungen im Bereich Monitoring und Analytik entwickelt und vertreibt.»

 

Die Modum.io AG unter dem Schirm der Modum Holding AG war initial ganz traditionell durch Ausgabe von Aktien finanziert. Getrieben vom Verständnis der Blockchain-Technologie, hat sich Modum bei der weiteren Finanzierung für eine community-getriebene Form, über die Ausgabe eines Crypto Tokens, entschieden. Im äusserst aktiven ICO (Initial Coin Offering) Jahr 2017 war Modum eines der vorbildlichsten Projekte in Bezug auf eine regulatorisch konforme Umsetzung einer solchen Platzierung. MOD, ein sogenannter «Asset oder Security Token», repräsentiert nicht konkret einen Anteil des Unternehmens oder des Aktienkapitals, ist aber durch eine vertragliche Leistungsverpflichtung an den Erfolg der Unternehmung geknüpft. MOD ist ein, auf dem Ethereum Standard ERC20 basierter, Asset Token und gibt dem Besitzer vertraglich geregelte Gewinnbeteiligungsrechte sowie Wahlrechte für vordefinierte Ereignisse. So kann der MOD-Token-Halter darüber abstimmen, ob das Team die gesetzten Ziele erreicht hat und dafür ein Teil der gesperrten MOD fürs Team freigegeben wird. 30% der im ICO ausgegebenen Token wurden für das Team als Anreiz reserviert und für die dreijährige Dauer des Anreizprogramms blockiert. Die Aktionäre erhalten ausserdem keine Gewinnausschüttung. Eine allfällige Dividende ist Gegenstand eines Generalversammlungsentscheids und wird zu 100% den Token-Haltern in Form von Ether (ETH) ausbezahlt. Bei Security oder Asset Tokens ist es wichtig zu verstehen, wie die Umsetzung der Token-Rechte erfolgt. Dabei gilt es, auch etwas weiter zu denken. Was passiert beim Verkauf des Unternehmens? Sind diese Rechte wirklich fix verankert oder können sie allenfalls vom Verwaltungsrat oder der GV wieder wegverhandelt werden? Grundsätzlich handelt es sich ja um einen Vertrag, der in einer allfälligen Veräusserung des Unternehmens, auch für den neuen Eigentümer noch Gültigkeit haben sollte.

 

Modum ist also aus zweierlei Gründen ein erwähnenswertes Projekt. Einerseits nutzt Modum die Blockchain als unveränderbaren Datenspeicher für ihre Produkte im Logistikbereich und hat andererseits eine durchaus interessante und saubere Umsetzung der Finanzierungsmöglichkeit über einen Asset Token aufgezeigt. Die Anwendung der Blockchain-Technologie in der Logistik macht Sinn, da sie konstante Datenauthentizität garantiert und zudem die Prozesse effizienter macht. Modum ist, als Schweizer Startup, global ein Vorreiter in diesem Bereich und Anwendung findet sich auch im Transport von Nahrungsmitteln, Elektronik, Medizinalartikeln sowie Wertgegenständen. Der MOD-Token ist an grossen Crypto-Börsen durchgehend gehandelt und erlaubt es so auch Kleinanlegern, an der neuen Blockchain-Technologie zu partizipieren.

 

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