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payoff Opinion Leaders

Die neue Aktiv-Passiv-Debatte

09.11.2018 3 Min.
  • Roberto Lazzarotto, Global Head of Sales

Nachdem aktive Manager viel Zeit und Energie investiert haben, um der Zunahme passiver Anlagen entgegenzuwirken, haben sie sich den Trend inzwischen zu eigen gemacht.

Nach jahrelangen Diskussionen über das Für und Wider der beiden Anlagestile kombinieren immer mehr professionelle Vermögensverwalter und Investoren passive und aktive Fonds, um Strategien und Märkte für sich zu erschließen. Heute verfolgen sie beide Ansätze sowohl für ihr Kernportfolio als auch für ihre Satellites, für lang- und kurzfristige Ziele und über alle geografischen Engagements hinweg. Börsengehandelte Fonds (Exchange-Traded Funds – ETFs) kommen dann ins Spiel, wenn sie Effizienzgewinne versprechen, während aktive Strategien in Märkten eingesetzt werden, in denen der Sachverstand eines Fondsmanagers einen Vorteil bringen kann.

Der smarte Investor

Die dogmatische Haltung in der Frage „Aktiv oder passiv?“ ist einem flexibleren und pragmatischeren Ansatz gewichen, verkörpert durch einen neuen Anleger-Typ: den „smarten Investor“, der aktive und passive Anlagen opportunistisch einsetzt. In einigen Fällen kann sich eine aktive Strategie wegen Markttiefe, Liquidität oder Research-Coverage auszahlen. In anderen Fällen ist möglicherweise eine indexbasierte Strategie angebrachter. Die beiden Ansätze können unterschiedliche Ergebnisse bringen, abhängig vom Markt-Timing und Markttyp oder von bestimmten Rahmenbedingungen wie Wechselwirkungen zwischen Aktien und sogar der Form der US-Zinskurve.

Eine größere Bandbreite an Möglichkeiten

Die Verlagerung des Schwerpunkts in der Debatte um Aktiv- und Passiv-Anlagen hat aus der Sicht von Vermögensverwaltern neue Fragen aufgeworfen. Die wichtigste in diesem Zusammenhang ist, ob sie die ganze Bandbreite der erforderlichen Strategien beherrschen sollten, um ihren Kunden einen Rundum-Service zu bieten. Beispiel Fidelity International, 1969 gegründet und weltweit tätig: Der renommierte Stockpicker hat 2014 sieben Indexfonds aufgelegt, im April 2017 die ersten Smart Beta-ETFs und im April dieses Jahres sechs kostengünstige länderübergreifende Aktienindexfonds. Für Unternehmen wie Fidelity kann das Anbieten passiver Anlagemöglichkeiten dazu beitragen, den Verlust von Gebühreneinnahmen im aktiven Bereich auszugleichen sowie ein schneller wachsendes Marktsegment und eine neue Klientel bei den Privatkunden zu erschließen.

Die Grenzen zwischen aktiven und passiven Anlagen verschwimmen

Der erste Vorstoß professioneller aktiver Investoren in die Sphäre der passiven Fonds war der Einsatz von ETFs zum Beispiel bei taktischen Portfolioanpassungen.. Heute werden ETFs aufgrund ihrer einfachen Anwendbarkeit und ihres Kostenvorteils häufig auch bei aktiven Investitionsentscheidungen eingesetzt, auch dank ihres ständig wachsenden Spektrums an neuen Strategien und Anlageklassen. Die uralte Debatte verliert auch deshalb an Bedeutung, weil die Grenze zwischen aktiv und passiv verschwimmt: Es gibt immer mehr passive Anlagevehikel mit Auswahlmöglichkeiten ähnlich wie bei aktiven Anlagen. Für den smarten Investor ist das Entweder-oder deshalb kein Thema mehr. Er verwendet seine Energie besser darauf, den Nutzen beider Strategien zu maximieren.

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