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payoff Learning Curve

Discounter vs. Reverse-Convertible: Was ist die bessere Anlage?

06.03.2013 4 Min.
  • Serge Nussbaumer, Chefredaktor

Renditeoptimierungsprodukte sind nach wie vor Top-Seller. Renditeunterschiede zwischen Discounter und Reverse Convertible sind durch die Put-Call-Parität eigentlich ausgeschlossen – dennoch erzielen Anleger bei den jeweiligen Scoach-Indexlösungen unterschiedliche Renditen.

Definition der Indizes

Ein Index besteht jeweils aus 20 einzelnen Produkten, die über den Euro Stoxx 50 als Underlying verfügen, der entsprechenden Grundstrategie ohne zusätzliche Features zugeordnet werden können und an der Scoach ge-handelt werden. Der Euro Stoxx 50 ist der mit Abstand beliebteste Basis-wert der Zertifikate. Dadurch ist eine Vergleichbarkeit unter den Indizes auch möglich. Bei den Discount-Zertifikaten wird eine Segmentierung anhand der Moneyness des Produktes inklusive der Restlaufzeit vorge-nommen. Die Moneyness wird auf Basis des Forward-Preises des Underlyings auf Verfall hin berechnet.

Euro Stoxx 50 als zentraler Basiswert

Aus diesen entstehenden Gruppen wird jeweils pro Gruppe ein Vertreter definiert, sodass am Ende die 20 Produkte feststehen. Die Auswahl und anschliessende Gewichtung im Index erfolgt auf Grundlage des investierten Volumens im Verhältnis zum Gesamtvolumen der Gruppe. Bei der Gruppierung der Aktienanleihen zeichnen die Laufzeit und der Strike des Euro Stoxx 50 als Underlying verantwortlich. Die Auswahl der Vertreter aus der jeweiligen Gruppe erfolgt analog der Auswahl bei den Discount-Zertifikaten. Das Rebalancing erfolgt auf monatlicher Basis. Somit ist gewährleistet, dass die Zusammensetzung immer auf dem neuesten Stand ist. Für alle Indizes gilt weiter, dass es einerseits eine Maximalgewichtung von 20% pro Produkt und anderseits eine Maximalgewichtung von 30% pro Emittentin gibt.

Irreführende Angaben

Auf Basis des erwähnten Reglements wurde der Discount-Index auf Januar 2006 zurückgerechnet und der Aktienanleihen-Index auf Januar 2009. Seit Auflage – 2006 resp. 2009 – verzeichnen die beiden Indizes eine Rendite von 26,92% (Discount) resp. 22,77% (Aktienanleihen). Der Euro Stoxx 50 hat im Zeitraum seit 2006 -27,12% erwirtschaftet und seit 2009 ein Plus von 7,52%. Hier gilt es bereits die ersten Kritikpunkte anzubringen, beim Vergleich wird der Preisindex des Euro Stoxx 50 herangezogen. Auf dem Factsheet des Aktienanleihen-Index versteckt sich dann ein grosser Fehler in der Factbox. Hier werden dieselben Performance-Zahlen des Euro Stoxx 50 genommen, obwohl dieser Index erst ab 2009 gerechnet wird. Die Grafik stimmt dann aber wieder.

Discount- vs. Aktienanleihenindex

Aus der Theorie heraus wissen wir, dass ein Discount Zertifikat aus einer LEPO plus einem Short-Call besteht und ein Reverse Convertible (Aktien-anleihe) aus einem Bond plus Short-Put. Gemäss der Put-Call-Parität sind diese genau gleich teuer. In diesem Fall unter der Voraussetzung, dass alle Parteien genau gleich viel herausnehmen, die zu erwartenden Dividenden gleich prognostizieren und denselben Marktzinssatz verwenden. Vergleichen wir nur die beiden Indizes, stellen wir fest, dass der Discount-Index seit Januar 2009 knapp 27% und der Aktienanleihen-Index knapp 23% zugelegt hat. Da stellt sich schnell die Frage, wie bei den Aktien-anleihen die Couponzahlungen berücksichtigt werden. Da einige Produkte clean und andere dirty an der Scoach ausgegeben werden, müsste der Coupon entsprechend auf die Restlaufzeit berücksichtigt werden. Leider geben die Unterlagen hierzu keine schlüssige Auskunft. In Bezug auf die Volatilität verhalten sich beide Indizes nahezu gleich, was ja auch nicht weiter erstaunt. Nur für das vergangene Jahr hat der Discount-Index eine Performance von knapp 12% und der Aktienanleihen-Index eine solche von gut 14% erwirtschaftet. Dies ebenfalls bei in etwa gleicher Volatilität.

Quintessenz aus Anlegersicht

Die Idee, Indizes von Strukturierten Produkten zu bauen, ist gut. Doch funktioniert das wirklich? Im Gegensatz zu Aktien haben Strukturierte Produkte eine begrenzte Laufzeit und die Kosten der Struktur werden mit den anfallenden Dividenden herausgenommen. Hinzu kommt, dass für die Indizes lediglich eine kleine Auswahl, das investierte Volumen als mass-gebliche Kennzahl, verwendet wird. Bei kritischer Betrachtung könnte man dem jeweiligen Index unterstellen, dass, sobald bei einem Indexprodukt die Gefahr eines grossen Verlustes ersichtlich ist, die Investoren das Volumen herausnehmen und somit das Produkt aus dem Index verschwindet. Die Indizes bestätigen auch: In einem steigenden Marktumfeld hinken sowohl die Discount- wie auch die Aktienanleihenprodukte der Marktperformance hinterher. In einem sinkenden Marktumfeld verlieren sie jedoch deutlich weniger. Wenn wir nun noch davon ausgehen, dass in der Mehrheit aller Fälle die Jahresrendite eines Marktes eher einer Seitwärtsrendite gleich-kommt, dann deutet alles darauf hin, dass Indexanleger mit einem Investment in ein Discount- oder Aktienanleihenprodukt besser fahren als mit einem Long-Only-Engagement in einen Index.

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