Dividenden als neue Renditebringer?
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Daniel Manser
«ROUNDTABLE GENERATION ‹NULL ZINS›»
Im aktuellen Tiefzinsumfeld, in dem Sparkonti nichts mehr bringen und Bonds keine Rendite mehr abwerfen, sind Aktiendividenden eine valable Alternative.
In einigen Ländern sind inzwischen negative Renditen zur Realität geworden. Sehen wir mittelfristig wieder Zinssätze von 3% bzw. was sind Ihre Zinsperspektiven?
Matthias Henny: In den USA wird die Notenbank voraussichtlich im Juni oder September die Leitzinsen erhöhen. Erwartet wird ein Anstieg um 50 Basispunkte. Welche Auswirkungen dies «am langen Ende» haben wird, werden wir sehen. Das aktuelle Niveau zehnjähriger Regierungsanleihen liegt bereits heute (10.03.2015) bei rund 2,1%. Eine Grössenordnung von 3% bei langfristigen Anleihen könnte in den USA somit schon relativ bald Tatsache werden. Ein anderes Bild stellt sich in Europa dar. Am 9. März hat die Europäische Zentralbank (EZB) ihr Anleiheaufkaufprogramm gestartet. Bis mindestens September 2016 wird die EZB jeden Monat Anleihen im Umfang von EUR 60 Mrd. kaufen. Somit ist ein Zinsanstieg in der EU über die nächsten 18 Monate unwahrscheinlich. Das Gleiche gilt auch für die Schweiz. Wegen der EZB-Politik sind der Schweizerischen Nationalbank bis auf Weiteres die Hände gebunden.
Es gilt somit nach Alternativen zu suchen. Die Aktienmärkte bieten derzeit Renditen von 1,2% (Nasdaq 100) bis 5,1% (Bovespa Index Brasilien). Sind Sie künftig die Renditebringer?
Matthias Henny: Die Differenz zwischen Dividendenrendite und Zinsniveau ist ein guter Indikator für die langfristige Outperformance von Aktien gegenüber Obligationen. Versicherungen sind allerdings relativ konservativ investiert. Ihnen ist es aus regulatorischen Gründen nicht möglich, in grossem Ausmass im Aktienmarkt zu investieren.
Was gilt es bei der Wahl von Aktiendividendenstrategien zu beachten?
Carsten Schlufter: Bei Themenanlagen kommt es immer auch auf den richtigen Zeitpunkt an. Dividendenstrategien erweisen sich vor allem in Baissen als resistenter. Bei der Umsetzung müssen Unterschiede zwischen einzelnen Ländern beachtet und sektorspezifische Überlegungen angestellt werden. Ganz wichtig ist auch der Vergleich zu anderen Assetklassen.
Herr Henny, als institutioneller Anleger könnte die Bâloise langfristig operieren, oder anders herum, hat Ihr Unternehmen ihre Aktienquote voll ausgeschöpft?
Matthias Henny: Versicherungen stehen im Zielkonflikt zwischen einem langen Anlagehorizont einerseits und den jederzeit zu erfüllenden Solvenzanforderungen andererseits. Wir sind daher in unserer Risikofähigkeit eingeschränkt. Über das gesamte Unternehmen beträgt die Aktienquote gegenwärtig rund 4%. Das ist für eine Versicherung viel, im Vergleich zu den Möglichkeiten einer Pensionskasse natürlich wenig.
Was gilt es bezüglich der Nachhaltigkeit der Dividende zu beachten?