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Drei Neujahrsvorsätze für ein gesundes Portfolio

25.01.2019 4 Min.
  • Nick Samouilhan, Portfolio Specialist, Multi-Asset Division

Im Januar richten viele von uns ihre Gedanken auf die Neujahrsvorhaben: mehr laufen, weniger Fleisch essen, ein besseres Hobby wählen.

All diese Entscheidungen basieren auf dem Verständnis, dass unsere eingefahrenen Verhaltensweisen Raum für Verbesserungen bieten sowie auf der Hoffnung, dass Motivation – und ein wenig harte Arbeit – unsere Bestrebungen in positive Ergebnisse umsetzen werden. In diesem Jahr haben wir beschlossen, unsere Investmentprozesse genauso zu überprüfen wie unsere Ess- und Bewegungsgewohnheiten. Wie bei den meisten Vorsätzen beginnen unsere drei Investitionsentscheidungen für 2019 mit einigen Überlegungen zu dem, was wir bisher getan haben, der Erkenntnis, dass sich die Dinge möglicherweise ändern müssen – und der Verpflichtung, unsere Erwartungen in konkrete Massnahmen umzusetzen.

Zunächst sollten wir akzeptieren, dass die Anleger mit Blick auf unsere Anleihenallokation Glück hatten: Die Aktivitäten der Zentralbanken seit der globalen Finanzkrise haben die Zinssätze an fast allen Obligationenmärkten nach unten gedrückt. In dieser Zeit galt: Je höher das Risiko – egal ob in Bezug auf Laufzeit oder Kredit – desto attraktiver die Rendite.

Nun ist es aber Zeit für eine Veränderung, denn diese herausragenden Erträge sind nun das Gegenstück zu Ihren engeren Jeans. Zinssätze und Credit Spreads werden kaum weiter sinken, so dass Anleger, die ein höheres Kredit- und Durationsrisiko eingegangen sind, sich fragen müssen, ob es sich lohnt, diese Positionen zu halten. Hinzu kommt: Wie wird sich der festverzinsliche Teil des Portfolios entwickeln? Er kann nicht dazu dienen, Renditen zu generieren, denn das ist es, was die Aktienallokation bewirken soll. Und was passiert, wenn Risikoaktiva abverkauft werden und die Anleihenposition erheblich an Wert verliert, weil sie mit risikobehafteten – und nicht mit risikoausgleichenden – Positionen überladen ist?

Daraus folgt unser erster Vorsatz für das neue Jahr: Anleger sollten ehrlich zu sich selbst sein, was sie mit ihrer Anleihenallokation erreichen wollen – und sie entsprechend anpassen. Die zweite zu berücksichtigende Tatsache ist, dass wir zwar in einer viel stärker globalisierten Welt leben als noch vor einem Jahrzehnt, aber weiterhin so investieren, als ob jede Region des Planeten eine Insel wäre. Sollten wir beispielsweise Japan übergewichten und die USA in diesem Jahr untergewichten? In der Vergangenheit konnten wir vergleichen, wie der US-Markt die Lage der dortigen Konjunktur und wie die japanische Börse die Wirtschaft in Nippon einpreisten, und dann eine Entscheidung zwischen Japan und den USA treffen.

Doch die Dinge haben sich geändert. So wie wir wahrscheinlich akzeptieren sollten, dass wir uns nicht unbegrenzt von Käse und Schokolade ernähren können, so müssen wir auch begreifen, dass die Vorteile eines regionalen Investitionsansatzes in einer Welt globaler Lieferketten, geografisch unterschiedlicher Unternehmensstrukturen und internationaler Unternehmen möglicherweise ihren Höhepunkt erreicht haben. Wenn ein Unternehmen seinen Sitz in New York hat, seine Waren in Brasilien herstellt, sie in Südafrika montiert und dann an chinesische Verbraucher verkauft – in welche Region investieren Sie dann?

In der heutigen Weltwirtschaft sind globale Investitionen sinnvoller als regionale Kapitalanlagen. Obwohl die Umstellung einige Zeit in Anspruch nehmen wird, um sie in den Investmentprozessen zu reflektieren, ist dies unser zweiter Neujahrsvorsatz.

Unsere letzte Überlegung betrifft die Währungsabsicherung. Da niedrige und stabile Zinssätze in den vergangenen Jahren das globale Anlageumfeld geprägt haben, haben Anleger Währungen ignoriert und sich stattdessen auf die zugrunde liegenden Aktien- oder Rentenmärkte konzentriert. Doch jetzt erhöhen einige Zentralbanken die Zinsen, während andere pausieren und eine Handvoll sogar die Sätze senkt.

In einer Welt divergierender Zinssätze lautet daher unsere dritte Empfehlung für Investoren, die Währungsabsicherung ernst zu nehmen. Dies ist besonders wichtig für Anleger in Grossbritannien, wo die Währung sehr reaktionsschnell auf das Ergebnis der Brexit-Gespräche reagiert.

Das sind drei Neujahrsvorsätze, die 2019 in Betracht gezogen werden sollen. Hoffentlich führen sie zu echten Veränderungen – im Gegensatz zu unseren halbherzigen Zusagen, Halbmarathon zu laufen oder Schinkenbrötchen links liegen zu lassen. Zumindest hoffen wir, dass sie zum Nachdenken anregen, ob manche gängige Anlagestrategien dauerhaft sind oder ob 2019 das Jahr für einen besseren Ansatz ist.

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