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E-Auto-Verkäufe steigen trotz schrumpfenden Markt

02.07.2019 6 Min.
  • Thomas Benedix, Senior Portfoliomanager

Weil Elektromobilität auf dem Vormarsch ist, steigt der Bedarf nach Batterien. Und entsprechend auch nach den Metallen, die darin verbaut werden. Wie Rohstoff-Anleger an diesem Trend teilhaben können.

Während 2018 weltweit fünf Millionen Elektrofahrzeuge auf den Strassen unterwegs waren, dürften es Ende 2019 bereits mehr als acht Millionen Fahrzeuge sein. So zeigt sich zum Beispiel im Autoland Deutschland ein klarer Trend: 2018 wurden 44 Prozent mehr Elektroautos neu zugelassen als noch im Vorjahr. Tendenz steigend. Interessant: Die E-Auto-Verkäufe ziehen an, obwohl die Autoverkäufe insgesamt zurückgehen. Hieran hat auch die Politik ihren Anteil – in Europa, China oder den USA wird der Kauf eines E-Autos subventioniert.

Dies führt gepaart mit einem verstärkten Umweltgedanken dazu, dass der Elektroauto-Marktanteil nach aktuellen Schätzungen im Jahr 2025 bei etwa zehn Prozent liegen dürfte – heute fahren nur zwei Prozent aller Fahrzeuge elektrisch. Ob sich die E-Autos zum Massenmarkt entwickeln, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Neben dem Preis wird entscheidend sein, wie weit Verbraucher mit einer Aufladung fahren können und wie lange ein Ladevorgang dauert. Dabei hat die im Auto verbaute Batterie eine entscheidende Rolle. Bei einem Mittelklasse-Wagen macht sie den Grossteil der Gesamtkosten aus. Kein Wunder, dass zuletzt VW angekündigt hat, zusammen mit dem schwedischen Startup Northvolt in die Batteriefertigung einsteigen zu wollen.

Batterie und ihre Metalle als Herzstück

Die Batterie und damit die in ihr verbauten Metalle wie Nickel, Lithium oder Kupfer sind also das Herzstück des E-Autos. Welche Batterietechnik und damit Metalle werden sich durchsetzen? Das ist auch eine relevante Frage für Investoren, denn sie können vom Batterie-Trend auch im Depot profitieren. Derzeit kommen in den Elektroautos fast ausschliesslich Lithium-Ionen-Batterien zum Einsatz. Aus gutem Grund: Sie sind klein, kompakt und leistungsstark. Aber hier muss man genauer hinschauen, gibt es doch verschiedene Varianten, die unterschiedliche Metalle benötigen. Die Kathode ist der entscheidende Bestandteil der Lithium-Ionen-Batterie, wenn es um Kosten, Langlebigkeit und Performance geht.

NMC-Kathoden sind derzeit am weitesten verbreitet. Dabei handelt es sich um ein Gemisch aus Nickel, Mangan und Kobalt. Diese Kathoden-Art bieten einen guten Kompromiss aus Leistungsfähigkeit, hoher Energiedichte und Kosten. Dabei muss man zwischen verschiedenen Zusammensetzungen des Gemischs unterscheiden. Während im vergangenen Jahr NMC-Kathoden bestehend aus fünf Teilen Nickel, drei Teilen Mangan und zwei Teilen Kobalt – bekannt als NMC 532 – am meisten verbaut wurden, dürften in den kommenden Jahren Kathoden mit mehr Nickelgehalt auf dem Vormarsch sein. Diese Kathodenart ist als NMC 811 bekannt, darin sind also acht Teile Nickel verbaut. Im Jahr 2030 dürften nach Schätzungen von Bloomberg 61 Prozent aller Elektroautos diese Kathode in der Lithium-Ionen-Batterie enthalten – heute wird dieses Gemisch noch kaum genutzt.

Die Verschiebung weg von Kobalt hin zu mehr Nickel hat mehrere Gründe: Kobalt ist derzeit mehr als doppelt so teuer wie Nickel. Zudem führt ein höherer Nickelanteil zu einer höheren Energiedichte, also Leistungsfähigkeit der Batterie. Und viele Firmen wollen die Abhängigkeit von Kobalt, dessen Abbau teils unter fragwürdigen Bedingungen erfolgt, verringern. Die nickelreichere Variante dürfte also grossen Zuspruch erfahren. Auch NCA-Kathoden, bestehend aus Nickel, Kobalt und Aluminium, werden in den nächsten Jahren verstärkt zum Einsatz kommen. Dagegen verschwindet Lithium-Eisen-Phosphat als Kathodenart in Lithium-Ionen-Batterien zunehmend, da es nicht so leistungsfähig ist.

Der grosser Gewinner: Nickel

Die Bedeutung von Nickel wird also zunehmen, es dürfte zu einem Nachfrageschub in den nächsten Jahren kommen. Das Metall wird grösstenteils zur Stahlveredelung verwendet. Während 2018 nur drei Prozent des global geförderten Nickels für Elektroauto-Batterien verwendet wurden, dürfte der Anteil auf knapp 60 Prozent im Jahr 2030 steigen. Das Metall ist heute schon so knapp wie seit zehn Jahren nicht. Die Börsen-Lagerbestände sind in den vergangenen Monaten deutlich gesunken, scheinbar deckt sich die Industrie bereits mit dem Rohstoff ein. Der Nickelpreis hat aber noch gar nicht so stark auf diese Knappheit reagiert. Eine Tonne kostet derzeit 11.800 US-Dollar – und ist damit von seinem Hoch im Mai 2018 von mehr als 15.000 US-Dollar weit entfernt. Hier ist also noch Luft nach oben. Je höher die Nachfrage nach dem in den Batterien genutzten Nickelsulfat wird, desto deutlicher dürfte der Preis nach oben reagieren.

Dabei ist Nickel aber kein seltenes Metall, die Vorkommen sind da. Sie müssen nur gefördert werden. Aber das ist eine Preisfrage. Erst wenn damit genug zu verdienen ist, öffnen mehr Nickelminen ihre Pforten. Das derzeitige Preisniveau führt noch nicht zu einem erhöhten Angebot. Spätestens in fünf bis sechs Jahren rechnen wir damit, dass dies zwingend notwendig wird, weil sonst die Nickelnachfrage das -angebot so weit übersteigt, dass es zu einer akuten Knappheit kommt. Auf Sicht der nächsten zwölf bis 18 Monaten gehen wir daher von einem Anstieg des Nickelpreises auf 15’000 US-Dollar je Tonne aus – unter der Prämisse, dass sich die Konjunktur stabil entwickelt, weil ansonsten die Edelstahlnachfrage zurückgehen dürfte. Wir sehen Nickel derzeit als grössten Gewinner des Elektroauto- und Batterie-Trends.

Kupfer hat auch Potenzial

Daneben dürfte auch Kupfer profitieren. Das Metall wird nicht nur für den Elektromotor, sondern auch für die Stromerzeugung und den -transport benötigt. Das Angebot ist strukturell knapp, da in den vergangenen fünf bis sechs Jahren die Entwicklung neuer Vorkommen vernachlässigt wurde. In einem Mittelklasse-Elektrofahrzeug wird verglichen mit einem Verbrennungsmotor-Auto 80 Prozent mehr Kupfer benötigt. Ein grosses Potenzial für das Metall.

In den nächsten Jahren dürfte sich die Batterienachfrage zugunsten von Kuper und Nickel entwickeln. Viele Unternehmen haben ihre Produktion bereits auf NMC-Kathoden ausgerichtet, was sich so schnell nicht verändern lässt. Doch klar ist: Die Forschung schreitet voran. In zehn Jahren können schon neue, heute noch gar nicht bekannte noch leistungsstärkere Batterie-Varianten den Markt aufmischen und für neue Chancen im Portfolio sorgen.

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