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payoff Opinion Leaders

Ein Jahr Global Impact Credit

17.02.2023 10 Min.
  • Matt Lawton
    Portfolio Manager
    T. Rowe Price

Rückblick auf das erste Jahr unserer Impact-Strategie und Ausblick für 2023

Auf den Punkt gebracht

  • Das letzte Jahr hat uns einmal mehr gezeigt, wie wichtig und notwendig Impact-Investing ist.
  • Nach wie vor beobachten wir erfreuliche Entwicklungen und Innovationen bei Impact-Investing, aber auch die Notwendigkeit einer stärkeren Regulierung, um Greenwashing zu bekämpfen.
  • Die Bereitschaft der Unternehmen für eine Zusammenarbeit mit den Investoren („Engagement“) ist beeindruckend. Gleichzeitig gibt es noch viel zu lernen und zu tun.

Ein Jahr nach Auflegung der Strategie fragen wir Portfoliomanager Matt Lawton, wie sich Impact-Investing in den letzten 12 Monaten entwickelt hat und was im Rahmen der Strategie unternommen wurde. Zudem erläutert er, welche Erfolge und Herausforderungen er sieht – und welche Themen im Jahr 2023 wichtig sind.

Matt, vor einem Jahr wurde die Impact-Strategie aufgelegt. Wie hat sich Impact-Investing seitdem entwickelt? 

Zunächst einmal ist vor allem ist der Bedarf an Impact-Investing deutlich gestiegen. Im Jahr 2022 wurden in vielen Ländern der Welt, darunter auch Großbritannien, neue Temperaturrekorde erreicht. Zugleich ist die Stärke von Wirbelstürmen gestiegen (Ian in Florida), und fast ein Drittel Pakistans wurde, wie auch andere Länder wie Australien, von katastrophalen Überschwemmungen heimgesucht. Trotz allem sind der Kohleverbrauch und die Treibhausgasemissionen weiter gestiegen.

Aus regulatorischer Sicht kann man feststellen, dass Impact-Investing zunehmend in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gelangt. Zugleich wird Greenwashing, das uns zunehmend vor Herausforderungen stellt, stärker kontrolliert, damit öffentliche Impact-Investitionen glaubwürdig bleiben. Unter Verweis auf die Unsicherheiten in Bezug auf die strengeren regulatorischen Anforderungen nach der EU-Offenlegungsverordnung (SFDR) haben einige Assetmanager zuletzt die Klassifizierung von ESG-Fonds zurückgestuft.  

In den USA hat indessen Nachhaltigkeit zuletzt einen enormen Schub erhalten, vor allem durch den „Inflation Reduction Act“. Auf der anderen Seite haben verschiedene US-Bundesstaaten Kapital von Vermögensverwaltern abgezogen, die ESG in ihren Anlageprozess integrieren. Begründet wurde diese Entscheidung damit, dass Bedenken in Bezug auf den Klimawandel ungerechtfertigt seien und eine Verringerung der Investitionen in Öl- und Gasunternehmen der Performance schaden kann. Der oberste Finanzbeamte von Florida begründete die Veräußerung zudem damit, dass der betreffende Investmentmanager „andere Ziele als das Erwirtschaften von Renditen“ verfolgt.

Inmitten dieser Turbulenzen haben wir bei T. Rowe Price unsere Einflussmöglichkeiten weiter entwickelt und ausgebaut. Wir haben uns bemüht, unsere Modelle zur Bewertung von ESG-Unternehmensanleihen zu verbessern und neue ESG-Anleihenmodelle für den verbrieften kommunalen und staatlichen Sektor einzuführen. Ebenso haben wir unsere Taxonomie der Impact-Teilsäulen erweitert, da immer wieder neue, überzeugende Themen für Impact-Investitionen aufkommen, darunter Biodiversität oder die Förderung von kleinen und mittelgroßen Unternehmen. 

Während sich der Anstieg des Emissionsvolumens bei ESG-Anleihen im Jahr 2022 gegenüber dem Vorjahr verlangsamt hat, ist der Markt für ESG- und Impact-Investitionen stetig weitergewachsen. So machen ESG-Anleihen einen zunehmenden Anteil des Gesamtmarktes aus: Laut Bloomberg-Daten beliefen sich die ESG-Neuemissionen im Jahr 2022 auf gut 1,5 Billionen US-Dollar. Dies ist auf die immer größer werdende Zahl von Unternehmen zurückzuführen, die Kapital für Umwelt- und Sozialprojekte mobilisieren. Wir sind überzeugt, dass das Impact-Anlageuniversum durch neue Unternehmen und Sektoren weiterwachsen wird, was uns in die Lage versetzt, ein breiteres und stärker diversifiziertes Spektrum an Impact-Ergebnissen für unsere Anleger zu erzielen.

Wir sind überzeugt, dass das Impact-Anlageuniversum durch neue Unternehmen und Sektoren weiterwachsen wird, was uns in die Lage versetzt, ein breiteres und stärker diversifiziertes Spektrum an Impact-Ergebnissen für unsere Anleger zu erzielen.

Bleiben wir kurz bei den Chancen von Impact-Investing: Wo haben Sie 2022 innovative Ideen für Impact-Investments ausfindig gemacht?  

Wir haben den Markt für Impact-Investments im Jahr 2022 sowohl in der Breite als auch in der Tiefe intensiver analysiert. Eines unserer Investments, das ich hier besonders hervorheben möchte, ist die „Nashorn-Anleihe“, die von der Internationalen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung emittiert wurde, mit dem Ziel, den Erhalt des stark bedrohten Spitzmaulnashorns in Südafrika zu sichern. Mit dieser Anleihe werden Erhaltungsmaßnahmen finanziert, die hoffentlich nicht nur die biologische Vielfalt stärken, sondern auch soziale Vorteile mit sich bringen, so etwa durch neue Arbeitsplätze. Die Bedingungen für die mit AAA bewertete Anleihesehen zudem bei Fälligkeit eine Art Erfolgsprämie vor, die die Anleger zusätzlich zur Kapitalrückzahlung erhalten. Diese Prämie ist daran geknüpft, inwieweit es gelungen ist, während der Laufzeit der Anleihe die Wachstumsrate der Nashorn-Populationen zu steigern. Wir glauben, dass dies ein gutes Beispiel dafür ist, wie Kapital gezielt so eingesetzt werden kann, dass ein zusätzlicher positiver Impact entsteht.

Außerdem haben wir unseren Blickwinkel auf neue Festzinsbereiche jenseits der traditionellen Unternehmensanleihen ausgeweitet, darunter seit kurzem auch verbriefte Kredite. Wir halten diesen für uns noch relativ neuen Markt für sehr interessant, und wir werden genau beobachten, wie er sich weiterentwickelt und welche Impact-Möglichkeiten dadurch entstehen. Zudem behalten wir den Markt für ESG-gekennzeichnete Staatsanleihen genau im Blick, da diese nicht nur einen positiven Impact, sondern auch Diversifizierungsvorteile bieten. Zwar ist der Zeitpunkt dafür noch nicht ganz gekommen, aber er rückt immer näher. Unser Responsible Investment-Team hat mithilfe unserer firmeneigenen Modelle eine zunehmende Zahl von ESG-Staatsanleihen getestet und mit vielen Emittenten eine fruchtbare Zusammenarbeit angestoßen. 

Im Einklang mit einem der wichtigsten Grundsätze der Strategie haben wir im Jahr 2022 aber nicht nur auf Anleihen gesetzt, um positiven Impact zu erzielen. Wir waren in der Lage, unseren Kunden ein breiteres und stärker diversifiziertes Angebot an Impact-Investments zu bieten und gleichzeitig unseres Erachtens überzeugende Alpha-Investmentchancen zu schaffen. Unser engagiertes Impact Investment-Team hilft zusammen mit unserem Responsible Investment-Team bei der Impact-Messung und bei unserem Engagement in den Portfoliounternehmen, um sicherzustellen, dass wir uns eng an unseren Impact-Thesen orientieren und die Impact-Ergebnisse sofort erfassen, wenn sie realisiert werden.

Wie haben Sie die Zusammenarbeit mit den Unternehmen seit Auflegung der Strategie erlebt?

Kurz gesagt, hat mich die Zusammenarbeit demütig werden lassen. Die Ambitionen, Ziele und Innovationen der Unternehmen, mit denen wir gesprochen haben, sind mitunter wirklich inspirierend. Gleichzeitig ist deutlich geworden, wie viel wir noch lernen müssen. 

Es hat mich ermutigt, zu sehen, dass unsere Ideen und Vorschläge von den Unternehmen nicht nur angehört, sondern auch aufgegriffen werden. Das bestätigt uns darin, dass wir tatsächlich etwas bewirken können, um die Transformation voranzubringen und durch unser Engagement eine potenzielle zusätzliche positive Wirkung zu erzielen. Engagement ist wesentlicher Bestandteil unseres Impact-Prozesses und trägt dazu bei, dass sich unsere Impact-Thesen wie beabsichtigt realisieren. Sicherlich haben uns die Größe und der Bekanntheitsgrad von T. Rowe Price dabei geholfen, neue Türen aufzustoßen, einen Zugang zum Management zu bekommen und die Möglichkeit zu haben, das Verhalten von Unternehmen zu beeinflussen. Für uns ist das ein Privileg, das wir nicht auf die leichte Schulter nehmen.

Zu den Engagement-Aktivitäten, die mich 2022 besonders demütig gemacht haben, zählt die Tatsache, dass uns die Banco Santander Chile um unsere Meinung gefragt hat in Bezug auf die Emission einer ersten Sozialanleihe in Benchmark-Größe. Die Anleihe zielt darauf ab, durch die Finanzierung von Hypotheken für erschwinglichen Wohnraum die soziale Gerechtigkeit in Chile und somit die finanzielle Eingliederung zu fördern. Wir haben der Bank geraten, die wichtigsten Kennzahlen zur sozialen Auswirkung im Zusammenhang mit erschwinglichem Wohnraum offenzulegen, wie sie unter anderem von der International Capital Markets Association definiert werden. 

Durch unsere Engagement-Aktivitäten gelingt es uns, für die Impact-Thesen, die wir für jede Investition festlegen, wichtige Informationen zu sammeln. So können wir zu wichtigen Erkenntnissen gelangen und erkennen, welche Anleihen wirklich grün und welche nur „grüngewaschen“ sind.

Was ist Ihnen seit Auflegung der Strategie weniger leichtgefallen? 

Greenwashing ist leider gang und gäbe, und manchmal müssen wir uns fragen, inwieweit die Anleger in der Lage sind, Greenwashing zu erkennen. Wir haben eine Reihe von robusten ESG-Bewertungsmodellen für Anleihen entwickelt, mit denen diese Herausforderungen direkt angegangen werden können.

Dennoch lässt der Markt in einigen Bereichen noch zu wünschen übrig, insbesondere bei nachhaltigkeitsbezogenen Anleihen (Sustainability-Linked Bonds, „SLB“). Auch wenn die Unternehmen derartige Labels vorantreiben, mangelt es den Strukturen mitunter doch an Zusätzlichkeit. In einem Fall, den wir im Jahr 2022 feststellten, konnte ein Unternehmen unerklärlicherweise eine SLB ausgegeben und die Anleihe wieder tilgen, bevor irgendwelche Strafen wirksam wurden. Dies ist ein Beispiel dafür, dass SLB-Ziele entweder zu schwach oder nicht durchsetzbar sein können. 

Nicht zuletzt ist der Anteil der emittierten Sozialanleihen im Vergleich zu grünen Anleihen nach wie vor recht gering, was uns leider bei der Suche nach neuen Investitionsmöglichkeiten mit sozialem Impact einschränkt.

Was werden die nächsten 12 Monate für Impact-Investing Ihrer Meinung nach mit sich bringen? 

Wir brauchen einen stärkeren Fokus auf den sozialen Impact, beispielsweise durch mehr Sozialanleihen. Im Großen und Ganzen sind wir optimistisch, dass neue Sektoren und Unternehmen ESG-gekennzeichnete Anleihen auflegen werden, was zum Wachstum und zur Diversifizierung des Impact-Anleihemarktes beitragen wird.

Als Investoren haben wir keinen Zweifel daran, dass der Markt für Impact-Investments weiterwachsen wird, und zwar sowohl im privaten als auch im öffentlichen Bereich. Wir erwarten und hoffen daher, dass weitere Fonds aufgelegt werden. Dies wäre für den gesamten Impact-Markt von Vorteil, um die Finanzierungslücke zu schließen und bewährte Verfahren zu fördern. 

Zudem dürften die Themen Regulierung, Prüfung und Standardisierung wohl weiter im Fokus stehen, da zu Beginn des Jahres strengere Offenlegungspflichten für in Europa vertriebene ESG-Fonds in Kraft treten. 

Wir hoffen natürlich, dass es weniger Fälle von Greenwashing geben wird. Doch bis dahin wollen wir nicht einfach die Luft anhalten. Wichtiger ist, dass wir mit unseren eigenen Systemen gut darauf vorbereitet sind, dieses Problem anzugehen.  

Wir freuen uns darauf, auch im Jahr 2023 mit jenen Unternehmen zusammenzuarbeiten, die einen glaubwürdigen und ambitionierten Rahmen für ESG-Anleihen entwickeln, um Zusätzlichkeit voranzutreiben und gleichzeitig Alpha-Möglichkeiten für unsere Kunden zu schaffen.

Fazit 

Vor dem Hintergrund der kontinuierlichen Entwicklung und Innovation im Bereich Impact-Investments blickt unsere Strategie auf ein erfolgreiches erstes Jahr zurück. Besonders ermutigt haben uns die Fortschritte im Rahmen unseres Engagements in den Unternehmen, und wir sind zunehmend begeistert von dem Potenzial, das wir für Impact-Investing sehen. Mit Blick auf das Jahr 2023 bleiben wir vor allem dem Ziel verpflichtet, bei allen unseren Investitionsentscheidungen die höchstmöglichen Impact-Standards und ein möglichst großes Maß an Zusätzlichkeit anzustreben.

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1Die Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung ist ein Zweig der Weltbank und wird von den Ratingagenturen Fitch Ratings (Stand: 25. Januar 2022), Moody’s (Stand: 11. Februar 2022) und Standard & Poor’s (Stand: 22. Februar 2022) mit AAA bewertet (unter Verwendung der Nomenklatur von Standard & Poor’s). Änderungen vorbehalten. Die Ratings anderer Agenturen können abweichen. Diese Informationen dienen lediglich der Veranschaulichung und spiegeln nicht die durchschnittliche Kreditqualität des repräsentativen Portfolios wider, die deutlich abweichen kann. Die Kreditanalysten für diese Strategie konzentrieren sich auf die Ermittlung eines soliden Investitionswerts gegenüber der Kreditqualität.

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