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Ein perfektes 2024

27.12.2024 5 Min.
  • Eurizon

Das Jahr 2024 war das fünfte Jahr des Post-Corona-Zyklus. Zu Jahresbeginn hoffte man, dass es nach dem starken Auf und Ab von Wachstum und Inflation in den vergangenen vier Jahren aus makroökonomischer Sicht das erste Jahr ohne Turbulenzen sein würde. Dieses Ziel wurde erreicht.

Das durchschnittliche Wachstum in den USA lag bei 2,7 % (das letzte Quartal ist noch nicht amtlich) und damit knapp unter den 2,9 % von 2023. Dieses Wachstum übertraf systematisch die Erwartungen, während die Konsensschätzungen zu Jahresbeginn bei unter 1 % lagen. Weniger erfreulich entwickelte sich das Wachstum in der Eurozone, das im Jahresdurchschnitt bei 0,8 % liegt. Dies stellt dennoch eine Verbesserung gegenüber den 0,4 % im Jahr 2023 dar. Die Inflation in den USA pendelte sich im Jahresdurchschnitt bei 2,9 % ein, nach 4,1 % im Jahr 2023 und 8 % im Jahr 2022. Die durchschnittliche Inflation in der Eurozone betrug 2,4 %, nach 5,5 % im Jahr 2023 und 8,4 % im Jahr 2022.

Die Schwäche der Eurozone im Vergleich zur Stärke der USA lässt sich durch die schwächere Binnennachfrage erklären. Sie hängt jedoch auch mit der anhaltenden Wachstumsschwäche in China und dem Welthandel zusammen, da die Eurozone nach wie vor stark exportabhängig ist.

Das chinesische Wachstum lag in diesem Jahr bei 4,8 % und verfehlte damit, wenn auch knapp, das programmatische Ziel von 5 %. Dies stellt eine Verlangsamung gegenüber 5,2 % im Jahr 2023 dar. Die Erwartungen an eine erneute Beschleunigung nach dem Ende der Coronakrise wurden somit enttäuscht.

Die Kehrseite der moderaten Entwicklung in China ist das niedrige Inflationsniveau: Es lag bei 0,4 % im Jahr 2024 und veränderte sich damit nur wenig gegenüber 0,2 % im Jahr 2023.

Der Welthandel hat sich nach den starken Schwankungen der Corona- und Post-Corona- Periode zwar positiv, aber deutlich verhaltener entwickelt. Damit bestätigt sich, dass die Weltwirtschaft – mit Ausnahme der USA – ein geringeres Tempo an den Tag legt als im vorangegangenen Zyklus.

Die Stabilisierung der Inflation ermöglichte es den Zentralbanken, mit der Abkehr von den geldpolitischen Straffungsmassnahmen zu beginnen, die sie in den Jahren 2022/23 beschlossen hatten.

Die Fed senkte die Zinssätze dreimal um insgesamt 100 Basispunkte (von 5,5 % auf 4,5 %). Die EZB nahm eine vergleichbare Senkung in vier Schritten vor und reduzierte die Zinsen um 100 Basispunkte von 4,0 % auf 3,0 %.

Die geldpolitischen Entscheidungen wirkten sich vor allem auf die kürzeren Laufzeiten am Anleihenmarkt aus, die im Jahresverlauf sinkende Zinssätze verzeichneten.

Im Gegensatz dazu blieben die Zinssätze langfristiger Anleihen in den Kernländern, insbesondere den USA und Deutschland, weitgehend stabil. Diese Zinssätze gingen bereits von einem niedrigeren Niveau aus und wurden durch das stabile Wirtschaftswachstum gestützt.

Aus demselben Grund – dem Vertrauen in die Fortsetzung des globalen Wirtschaftszyklus – sanken die Zinssätze langfristiger Anleihen der Euro-Peripherieländer, einschliesslich Italiens. Dies war vor allem einer deutlichen Verengung der Spreads gegenüber Deutschland zu verdanken. Für Italien fiel der Spread im Jahr 2024 von 165 auf 110 Basispunkte.

Niedrige Zinssätze und stark rückläufige Spreads führten zu durchweg positiven absoluten Erträgen an den Spreadmärkten.

Die Zinssätze für die Kreditkomponenten, sowohl im Investment Grade- als auch im High- Yield-Segment, sanken im Laufe des Jahres kontinuierlich. Bei Schwellenländeranleihen fiel der Rückgang der Zinssätze zwar geringer aus, doch auch hier blieb die absolute Rendite sehr positiv.

Derzeit befinden sich die Kreditspreads nahe den niedrigsten Niveaus früherer Zyklen: bei rund 90 Basispunkten für Investment Grade EUR und 300 Basispunkten für High Yield EUR. Ab diesem Niveau ist der Spielraum für weitere Spread-Rückgänge begrenzt. Dennoch bleiben Investment Grade und High Yield vor dem Hintergrund eines anhaltenden Wirtschaftszyklus attraktiv.

Die Spreads der Schwellenländer blieben über den Tiefstständen früherer Zyklen, aktuell bei 330 Basispunkten im Vergleich zu historischen Tiefstständen von 250 Basispunkten. Dies ist auf ein schwächeres makroökonomisches Umfeld in den Schwellenländern sowie ein ungünstiges externes Umfeld mit einem starken Dollar und weiterhin hohen US-Zinsen zurückzuführen.

Die Entwicklung an den Aktienmärkten war ausgesprochen positiv und wurde massgeblich von den US-Indizes angeführt.

Die US-Börse verzeichnete nahezu einen linearen Anstieg. Mit nur einer einzigen Phase spürbarer Volatilität Anfang August erzielte der Markt einen Zuwachs von rund 30 %. Dabei stiegen die Gewinne der US-Unternehmen im Jahr 2024 um etwa 10 %. Der restliche Anstieg des US-Aktienmarktes lässt sich auf steigende Multiplikatoren zurückführen, gestützt durch die Erwartungen an die Dauer des Wirtschaftszyklus und die Unternehmensgewinne.

Auch die europäischen Indizes schlossen positiv ab, blieben jedoch deutlich hinter den USA zurück. Der Anstieg betrug nur etwa ein Drittel des US-Niveaus. Insbesondere der Eurostoxx erreichte im Mai seinen Jahreshöchststand und bewegte sich anschliessend in einem Seitwärtskorridor, enttäuscht durch das Ausbleiben einer makroökonomischen Beschleunigung.

Die Schwellenländer schnitten insgesamt besser ab, unterbrachen ihren Aufwärtstrend jedoch im Oktober, als die Märkte die Bewertung der zollpolitischen Entscheidungen der neuen US-Regierung abwarteten.

Auf Sektorebene wurde der Aufwärtstrend an den Aktienmärkten weiterhin von der Technologiebranche dominiert. Dennoch war die Kluft zwischen dem Technologiesektor und anderen Sektoren, wie Finanztiteln und zyklischen Konsumgütern, im Jahr 2024 moderat und deutlich geringer als im Jahr 2023 – ein positives Zeichen für einen expandierenden Markt.

In der Momentaufnahme 2024 zeigte sich der Dollar gegenüber dem Euro stärker, bewegte sich jedoch weiterhin innerhalb des Korridors von 1,05 bis 1,13, in dem er bereits seit 2023 notiert.

Der Wahlsieg von Trump und den Republikanern trieb den Dollar auf den Höchststand dieses Korridors bei 1,05 gegenüber dem Euro. Dies wurde vor allem durch die Erwartung neuer Konjunkturmassnahmen zur Stärkung der US-Wirtschaft sowie einer möglichen Zollpolitik begünstigt, die die Eurozone und andere Handelspartner benachteiligen könnte.

Sollten die Pläne der neuen US-Regierung klarer ausgestaltet werden, könnte der Dollar weiter an Wert gewinnen.

Umgekehrt würde ein zu starker Dollar die Wirtschaft belasten, was für eine moderatere Haltung der Trump-Regierung spricht.

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Foto von Old Youth auf Unsplash

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