Eli Lilly: Power-Spritze fürs Depot
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Christian Ingerl
Redaktor
Der US-Pharmakonzern sorgt nicht nur mit einem Diabetes-Mittel für Fantasie, sondern drückt auch bei der Krebsbekämpfung aufs Gas. An der Börse wird dies mit hohen Aufschlägen belohnt.
Diäten sind in unserer modernen Welt mit Nahrungsmitteln im Überfluss seit Langem ein riesiges Thema. Doch seit ein paar Monaten ist die die Gewichtsreduktion auch an der Börse angekommen. Entzündet hat dieses Feuer der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk mit seiner Abnehmspritze Wegovy. Das Unternehmen ist aufgrund des Booms um das Mittel sogar zum wertvollsten börsennotierten Unternehmen in Europa aufgestiegen.
Neuzulassung mit Potenzial
So viel Erfolg ruft selbstverständlich auch die Konkurrenz auf den Plan. Ein ernsthafter Wettbewerber ist Eli Lilly. Der US-Konzern konnte soeben einen Erfolg für sich verbuchen. Die Arzneimittelbehörde FDA hat Anfang November Lillys Abnehmspritze Zepbound zugelassen und damit den Weg für eine noch höhere Nachfrage freigemacht. Das Medikament mit dem Wirkstoff Tirzepatid ist nämlich bereits seit 2022 unter dem Namen Mounjaro für Diabetes zugelassen. Bis dato konnte es in Übersee aber nicht direkt für Fettleibigkeit eingesetzt werden. Nun wurde Zepbound für die Anwendung bei Erwachsenen mit einem Body-Mass-Index (BMI) von mindestens 30 zugelassen oder von 27, wenn ein weiteres gewichtsbedingtes Gesundheitsproblem vorliegt.
Das Potenzial ist enorm, schliesslich gelten drei Viertel der Amerikaner als übergewichtig und knapp die Hälfte ist fettleibig. Und auch weltweit ist Adipositas auf dem Vormarsch. J.P. Morgan-Analyst Richard Vosser schätzt, dass der globale Markt bis 2032 auf einen Wert von USD 71 Mrd. steigen wird, wobei auf Novo und Eli jeweils 45 Prozent der Erlöse entfallen werden. Eli Lilly rechnet damit, dass Zepbound bis Ende des Jahres in den USA zu einem Preis von USD 1‘060 erhältlich sein wird und damit billiger ist als die Konkurrenzspritze von Novo Nordisk mit USD 1‘349. Lilly kündigte zudem ein Sparprogramm an, um den Preis für US-Patienten, deren Versicherung das Medikament abdeckt, auf bis zu USD 25 oder anderenfalls auf USD 550 zu drücken.
Besser als erwartet
Die steigende Nachfrage nach dem Diabetes-Medikament Mounjaro wirkte schon vor der neuen Zulassung als Gewinnbeschleuniger im Unternehmen. Das Mittel erreichte im abgelaufenen Vierteljahr zum ersten Mal einen Quartalsumsatz von über USD 1 Mrd. und hievte die Konzernerlöse um 37% auf USD 9.5 Mrd. Auf bereinigter Basis erzielte Lilly einen Gewinn von 10 Cent pro Aktie, Analysten hatten dagegen mit einem Verlust von 13 Cent pro Aktie gerechnet. Dass der Konzern dann von seinem ursprünglichen Gewinnziel für das Gesamtjahr abrückte, war nur noch nebensächlich. Aufgrund von Belastungen infolge der jüngsten Zukäufe von drei Biotechfirmen wird neu mit einem EPS von USD 6.50 bis 6.70 gerechnet, anstatt zuvor USD 9.70 bis 9.90. Die Umsatzprognose von USD 33.4 bis 33.9 Mrd. wurde dagegen bekräftigt.
Onkologie im Fokus
Eli Lilly ist aber nicht nur „fett“ im Diabetesgeschäft, auch hat sich das Unternehmen der Krebsbekämpfung verschrieben. Rund ein Fünftel der Konzernumsätze werden im Bereich Onkologie erzielt. Ein Top-Seller ist derzeit die Brustkrebsarznei Verzenio, die auf Quartalsbasis von Juli bis September erstmals die Milliarden-Umsatz-Grenze überwand. Um weitere Fortschritte im Kampf gegen Krebs zu machen, stärkt Eli seine Pipeline auch durch Übernahmen. So leibte sich das Unternehmen Anfang Oktober für USD 1.4 Mrd. Point Biopharma ein und verschaffte sich damit Zugang zu experimentellen Therapien. Schon bald könnte es zu Medikamentenerfolgen kommen. Die Therapien, welche radioaktive Partikel mit Molekülen kombinieren, die sich an den Tumoren festsetzen, befinden sich bereits in fortgeschrittenen Studien.
Mit Blick auf die Zukunft stehen die Chancen also gut, dass sich das Wachstum weiter fortsetzen wird. Zwar ist Eli Lilly mit einem Börsenwert von rund USD 570 Mrd. bereits der wertvollste gelistete Gesundheitskonzern der Welt, doch könnte das Potenzial noch nicht ausgereizt sein. Dem jüngsten Kursfeuerwerk zum Trotz stufen 22 von 28 Analysten den Titel als Kauf ein, die durchschnittliche 12-Monats-Preisprognose liegt mit USD 650 Dollar rund ein Zehntel über dem aktuellen Niveau. Die optimistischste Schätzung lautet auf USD 722.
Aussichtsreiche Investments
Die in Bezug auf die starken Medikamentenpipeline kurz- bis mittelfristigen Aufwärtschancen lassen sich mit dem Mini Future MLLAEV noch beschleunigen. Das Papier der Bank Vontobel verfügt über einen Hebel von 4.7, der Knock-Out liegt 18.8% entfernt. Das Stop Loss Level befindet sich bei USD 485.43. Für eine Long-Spekulation würde sich zudem der Call Warrant LLYENU von der UBS eignen. Der Strike liegt bei USD 750, was bedeutet, dass das Produkt noch „aus dem Geld“ notiert. Der Hebel beträgt 4.5, die Laufzeit endet am 21. Juni 2024.
Sollte Eli Lilly nach der Rallye eine Pause einlegen, eignet sich der Barrier Reverse Convertible RLLABV von Vontobel, um eine attraktive Rendite zu erzielen. Das Produkt stellt eine maximale Gewinnchance von 9.57% p.a. in Aussicht und gewährt der Aktie einen Spielraum von 41.1% auf der Unterseite. Solange die Barriere bei USD 351.88 unversehrt bleibt, wirft der BRC den Höchstertrag ab.