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payoff Learning Curve

Erfolgreich mit Hebelprodukten: KOs, Warrants & Minis im Vergleich

29.11.2010 5 Min.

Früher war das Leben einfacher: Wer seinem Portfolio etwas Würze geben wollte, kaufte sich ein paar Warrants. Heute hat man bei der Auswahl des richtigen Hebelprodukts die Qual der Wahl.

Mini-Futures

Mini-Futures sind beliebt, weil ihr Auszahlungsprofil symmetrisch ist und sich der Anleger nicht mit Begriffen wie Volatilität oder den Griechen herumschlagen muss. Die erwartete Rendite des Derivates kann im Prinzip errechnet werden, indem die erwartete Rendite des Basiswertes mit dem Hebel (Gearing) multipliziert wird, welcher auf www.payoff.ch zu finden ist. Allerdings ist der Hebel umso höher, je näher der Kurs des Basiswertes am Stop-Loss-Level liegt. Ungenauigkeiten bei dieser vereinfachten Berechnung sind deshalb normal. Gleichzeitig ist bei nahem Stop-Loss auch das Risiko eines Totalausfalls grösser. Wie Mini-Futures effizient zum Hedging verwendet werden können, ist in Ausgabe 9/2010 des payoff magazine beschrieben.

Knock-out Warrants

KO Warrants haben im Vergleich zu normalen Warrants das zusätzliche Feature einer Knock-out-Schwelle. Wird diese während der Laufzeit erreicht, verfällt das Produkt sofort wertlos. Meistens wird das Knock-out auf den gleichen Level wie der Strike angesetzt. Dieses zusätzliche Risiko mindert den Wert des Warrants. Wer also nicht daran glaubt, dass der Strike während der Laufzeit unterschritten wird, kommt mit dem Knock-out Warrant günstiger davon. Aber Vorsicht: Auch wenn der Kurs schon nur in die Nähe der Schwelle kommt, verliert der Knock-out Warrant rasant an Wert, viel deutlicher als sein einfacheres Pendant. Dafür ist der Hebel auch höher, wenn es in die gewünschte Richtung geht.

Das Kreuz mit dem Hebel

Wer den absoluten Kick mit dem Hebel sucht, findet ihn bei KO Warrants, die möglichst nahe am Knock-out notieren. Liegt bei einer impliziten Volatilität von 40% der Basiswert zehn Tage vor Optionsverfall bei CHF 50 und das Knock-out sowie Strike bei CHF 49.75, kostet ein Plain Vanilla ungefähr CHF 1.45, ein Knock-out Warrant gut 41 Rappen. Klettert nun innerhalb eines Tages der Basiswert auf CHF 50.5, ohne die Barriere zu verletzen, steigt der normale Call auf CHF 1.66, der Knock-Out auf 90 Rappen. Für die normale Option entspricht dies einem Hebel von gut 14, der Knock-out weist ein Leverage von über 100 auf. Auf der anderen Seite liegt die Wahrscheinlichkeit eines Totalverlusts beim Knock-out bei etwa 90%, verglichen mit 48% für den Plain Vanilla. Ob sich der extrem hohe Leverage tatsächlich erreichen lässt, hängt entscheidend vom Emittenten ab: Erstens ist der gestellte Spread bei tief bewerteten Warrants meistens relativ hoch und zweitens kann sich der Emittent entscheiden, bei heiklen Situationen die Kurse eher etwas höher anzusetzen. 

Wer skeptisch gegenüber Knock-outs eingestellt ist, kann seinen Hebel auch mit normalen Warrants vergrössern, indem Out-Of-The-Money Warrants gewählt werden. Wird im Beispiel der Strike auf CHF 52.50 gesetzt, steigt der Hebel von 14 auf gut 24. OTM Knock-out Warrants existieren nicht, falls Knock-out und Strike gleichgesetzt werden, weil eine Option sofort wertlos verfällt, sobald sie aus dem Geld kommt.
Volatilität als Spielverderber

Wenn die Kursvorhersage sich als richtig erweist und die Option sich dennoch nicht wie gewünscht bewegt, ist die Ursache meistens in der veränderten Volatilität zu finden. Oft wird darauf spekuliert, dass sich eine Überreaktion des Kurses korrigiert. In solchen Perioden ist die Unsicherheit oft hoch, was sich in relativ hohen impliziten Volatilitäten niederschlägt. Findet nun die Kursumkehr statt, ist dies gleichbedeutend mit einer Beruhigung der Lage. Deshalb sinkt die Volatilität tendenziell und mit ihr der Optionswert. Dabei verwundert auf den ersten Blick, dass dieses Phänomen bei Knock-out Optionen weniger stark ausgeprägt ist. Dies hat damit zu tun, dass der Zeitwert, welcher stark von Volatilitätsschwankungen beeinflusst wird, bei Knock-outs weniger wichtig ist als bei Plain Vanilla Optionen. Der innere Wert hingegen ist unabhängig von der Volatilität. Wenn im oben beschriebenen Beispiel die implizite Volatilität von 40% auf 36% fällt, steigt die normale Option bei einem einprozentigen Gewinn des Basiswertes um 6,9% (statt 14,5%), der Knock-out hingegen immer noch um 115,7% (statt 119,5%).

Was nun?

Sollen nun Knock-outs generell den Plain Vanilla Warrants vorgezogen werden? Nein, die Entscheidung hängt vom Einsatzgebiet, den Kurserwartungen und der persönlichen Risikoeinstellung ab. Für den seriösen Investor ist zusätzlich der Portfoliokontext von zentraler Bedeutung. Für einen längerfristigen Hedge kann es kaum akzeptiert werden, dass eine Option während ihrer Laufzeit ausfallen kann. Ein Spekulant hingegen kann sich durchaus mit Knock-outs befassen, allerdings verbrennt man sich hier öfters die Finger. Grundsätzlich ist es ratsam, sich die aktuelle Höhe der Volatilität anzuschauen. Um die momentane Situation in den historischen Kontext einzuordnen, eignet sich das Studium der Verläufe von Volatilitätsindizes, z. B. des VSMI, welcher die implizite Volatilität des SMI misst. Für die einzelnen Produkte sind die impliziten Volatilitäten auf www.payoff.ch einsehbar. In Zeiten von hohen Volatilitäten sind Optionen generell teuer und das Ausweichen auf Mini-Futures sollte in Betracht gezogen werden. Ist die Volatilität eher tief, kann nebst einem Kursgewinn mit einem Warrant zusätzlich von einer steigenden Volatilität profitiert werden.

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