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payoff Interviews

«Erst einmal gilt es, Kunden auf unser ETF-Angebot aufmerksam zu machen»

05.07.2018 5 Min.
  • Martin Raab

Patrick Lutz, Country Head Switzerland Franklin Templeton, über den neuen Markteintritt mit der ETF-Marke «Franklin LibertyQ», erste Kundenfeedbacks und Marktanteilsprognosen.

Herr Lutz, seit knapp vier Monaten ist Franklin Templeton nicht nur mit aktiven Flaggschiff-Fonds in der Schweiz präsent, sondern auch mit ETFs. Wie lange war die Vorlaufzeit von der Idee bis zum Listing an SIX Swiss Exchange?
Unsere Franklin LibertyQ ETF Initiative wird seit knapp vier Jahren global aufgebaut. Die ETFs wurden zuerst in den USA, danach in Kanada und anschliessend in verschiedenen europäischen Ländern ausgerollt. LibertyQ ist eine neue Marke für Franklin Templeton und adressiert das wachsende Bedürfnis nach ETFs.

Für was steht LibertyQ eigentlich?
Liberty steht dabei für die Freiheit unserer Kunden, eine aktive Entscheidung bei der Wahl ihrer Investment-Lösungen zu treffen. Das «Q» steht für das quantitative Element unserer Smart-Beta-Strategien, kombiniert mit unserem fundamentalen Research, für die aktive Gewichtung der Faktoren, auf der Basis unserer Überzeugung von Qualität und Value.

Als historisch lange Zeit rein aktives Haus bedarf es da sicher einer gewissen Annäherung an die Welt der ETFs. Welche Kunden-Feedbacks haben Sie aus der Schweiz bisher erhalten?
Die ersten Kunden-Feedbacks fielen positiv aus, wobei insbesondere die Dividendenstrategien aber auch der Emerging-Market- ETF von verschiedenen Seiten als attraktiv eingestuft wurde. Basierend auf den verschiedenen Rückmeldungen werden wir unser Angebot laufend weiterentwickeln. So haben wir unter anderem zur Kenntnis genommen, dass für den Schweizer Investor entweder zusätzliche Handelslinien in CHF oder gar CHF abgesicherte Tranchen nötig sind. Jedoch muss man die Absicherungskosten wegen der möglicherweise weiter steigenden Zinsdifferenz im Blick behalten.

«Wir planen, unser ETFAngebot sowohl in der Schweiz als auch global auszuweiten».

Wer sind die konkreten Zielkunden des neuen ETF-Offerings?
Global betrachtet können es institutionelle Kunden, Banken, Vermögensverwalter, Family Offices aber auch Privatkunden sein, welche ihr Vermögen selbständig verwalten. In der Schweiz sind es primär Banken und Vermögensverwalter, die aufgrund von wachsendem Regulierungsdruck und damit verbundener Gebührentransparenz nach kostengünstigen Anlagen suchen. In unserem Fall mit einem aktiven Ansatz.

Wird auch das Team im Zuge der ETFIntegration expandiert oder greifen Sie auf bestehende Ressourcen zurück?
Wir haben das globale Portfolio- und Produktteam schrittweise mit erfahrenen externen ETF-Experten aufgebaut. Im Sales haben wir auf europäischer Ebene im Januar 2018 Caroline Baron als Head of ETF Sales – EMEA ins Boot geholt. Ein weiterer Ausbau des ETF-Teams in Europa ist schrittweise vorgesehen. Das Schweizer Team wurde hinreichend geschult und verfügt über ausreichendes Wissen und Erfahrungsschatz, um die Struktur der Lösungen zu diskutieren. Bei Bedarf holen wir unsere Fachleute aus London hinzu.

Was ist der Grund, dass es in der Schweiz nicht ähnliche Liberty- Shares-ETFs wie in den USA gibt, wo Franklin Templeton ja extrem tiefpreisige Offerings für viele interessante Zielmärkte hat?
In Zusammenarbeit mit unserem Produktemanagement ist es als Sales unsere Aufgabe, die Marktbedürfnisse zu ergründen. Der ETF-Markt wächst stetig und wird durch neue Innovationen vorangetrieben. So umfasst das Feld der ETFs nicht mehr nur passive Anlagevehikel, sondern bietet eine Auswahl zwischen Single- und Multi- Faktor-ETFs oder aktiven ETF-Produkten. Natürlich blicken wir bei der Auswahl und Entwicklung neuer ETFs in Europa und in der Schweiz auch auf unsere Produktpalette in den USA. Dabei prüfen wir von Fall zu Fall, welche Lösungen für den internationalen Markt passend sind.

…wie stehen die Chancen grundsätzlich, dass zusätzliche Listings in die Schweiz kommen?
Um die Antwort kurz zu halten: Ja, wir planen unser ETF-Angebot sowohl in der Schweiz als auch global auszuweiten.

Wo möchten Sie mit den Liberty- Shares in 12 Monaten stehen?
Unser Ziel ist es, in den nächsten 12 Monaten einerseits alle unsere Kunden auf unser Produktangebot im ETF-Bereich aufmerksam zu machen und andererseits auch aktives Feedback und Inputs für Planung und Gestaltung zukünftiger Lösungen zu aggregieren. Dabei blicken wir selbstverständlich auch über den genannten Planungshorizont von 12 Monaten hinaus.

Zum Abschluss eine Schätzfrage: Wie hoch wird der Anteil an ETFs bei Schweizer Retailkunden im Jahr 2020 sein?
Wir sind der Ansicht, dass der europäische, asiatische und Schweizer ETFMarkt relativ zum US-Markt noch viel Wachstumspotenzial bietet. Das grösste Wachstum – wenn auch von einem niedrigen Niveau ausgehend – stellen wir bei den Smart-Beta-ETFs fest. Seit 2012 ist dieses Segment um durchschnittlich 45% pro Jahr gewachsen, und somit wesentlich stärker angestiegen als der herkömmliche ETF-Markt mit ca. 25%. Die Schweiz als Privat Banking Hub ist umso wichtiger, da wir insbesondere aus Asien von einem stärkeren Wachstum ausgehen. Somit dient uns die Schweiz als Sprungbrett nach Asien. Wir erwarten deshalb vom lokalen Schweizer ETF-Markt einen Anstieg der Marktdurchdringung von 8% auf über 10% im Jahr 2020. 

Herzlichen Dank!

 

VITA
Patrick Lutz
ist seit 2017 Länderchef von Franklin Templeton in der Schweiz. In dieser Rolle ist er verantwortlich für das Institutional und Wholesale-Geschäft. Davor leitete er das Retail-Geschäft für die Schweiz. Bevor Patrick 2008 zu Franklin Templeton stiess, hielt er bei Schroders eine ähnliche Position inne. Zuvor war er bei der Zürcher Kantonalbank als Co-Head im Fund Research sowie als Portfolio Manager für die Vermögensverwaltungsmandate tätig. Weitere frühere Arbeitgeber waren die UBS, die SIX Group und die Thurgauer Kantonalbank. Während seiner beruflichen Tätigkeit hat er die Fachhochschule und die AZEK abgeschlossen.

 

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