

«Trader’s Idea»: EUR/CHF – Erbitterter Kampf um die Parität
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Christian Ingerl
Redaktor
2022 wurde der Franken seinem Ruf als „sicherer Hafen“ wieder gerecht. Zuletzt nahm allerdings die Risikobereitschaft zu und EUR/CHF setzte zur Wende an.
Nach dem Ausbruch des Ukrainekriegs steuerten viele Investoren den heimischen Devisenmarkt an. Gegenüber dem Euro wertete der Franken bis auf ein Niveau von CHF 0.9403 auf. In den vergangenen Wochen kehrte sich das Bild aber wieder um und am 12. Januar erreichte das Währungspaar EUR/CHF sogar wieder die Paritätsgrenze. Mehr noch: Der Euro markierte gegenüber dem Franken ein 6-Monatshoch bei CHF 1.0097. Stellt sich die Frage, ob das Potenzial der europäischen Gemeinschaftswährung nun ausgeschöpft ist oder die jüngsten Aufschläge erst der Start in eine nachhaltige Trendwende waren?
Beachtliches Zinsgap
Um eine Antwort zu finden, bedarf es eines Blicks auf die geldpolitischen Rahmenbedingungen. Aktuell herrscht am Markt die Ansicht, dass sich die Zinsspanne zwischen der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Schweizerischen Nationalbank (SNB) ausweiten wird. Die EZB wird bereits am 2. Februar ihre nächste Entscheidung treffen und den Prognosen zufolge den Leitsatz um 0.50 Prozentpunkte auf 3.0% erhöhen. Damit würde sich die Differenz zur Schweiz auf 200 Basispunkte vergrössern.
Bei der SNB wird dagegen mit einer weiterhin gemächlicheren Gangart gerechnet, wenn sie am 23. März das nächste Mal über ihren geldpolitischen Kurs entscheidet. Ökonomen erwarten, dass vor allem von Seiten der Verbraucherpreise Druck von den Währungshütern genommen wird. Dies gilt vor allem für den Fall, wenn der Consumer Price Index (CPI) im Januar unter die 2.8% aus dem Dezember fallen wird. Bereits seit dem 29-Jahres-Hoch von 3.5% im August 2022 befindet sich der CPI in einem Abwärtstrend. Sollte sich diese Entwicklung fortsetzen, gehen Volkswirte von einer Anhebung der Zinsen im März um lediglich 25 Basispunkte auf 1.25% aus. „Während die Schweizerische Nationalbank bei einem Leitzins von aktuell 1.0% schon am Ende ihres Zinserhöhungszyklus angekommen sein könnte, haben verschiedene Mitglieder des EZB-Direktoriums in den vergangenen Tagen weitere Leitzinserhöhungen der Europäischen Zentralbank als sehr wahrscheinlich bezeichnet“, fasst Ulrich Stephan, Chefanlagestratege bei der Deutschen Bank, das aktuelle Geschehen treffend zusammen.
Gemischte Signale
Eine anhaltende Vergrösserung der Zinsschere wäre eine wahre Quelle der Unterstützung für den EUR/CHF. Von der Charttechnik kommen dagegen warnende Argumente. So hat das Devisengespann EUR/CHF seit Mitte 2021 den gleitenden 200-Tage-Durchschnitt fünf Mal nach oben durchkreuzt. Alle Ausbruchsversuche führten allerdings zu beträchtlichen Rückschlägen. Zum grössten Rücksetzer kam es im Juni 2022. Gegenwärtig könnte es aber auch anders laufen. Das Währungspaar stürmte nicht wie in der Vergangenheit dynamisch nach oben, sondern tänzelte nach dem ersten Überschreiten des gleitenden Durchschnitts im Dezember 2022 vorerst mehrere Wochen auf der Linie. Erst langsam vergrösserte der Wechselkurs dann den Abstand zu dem technischen Indikator.
Ganz aus dem Schneider dürfte EUR/CHF aber trotzdem noch nicht sein, es besteht weiterhin die Gefahr – vor allem weil das FX-Duo soeben die Paritätsgrenze wieder verlassen musste – auf Rückschläge in Richtung der 200-Tage-Linie, die bei CHF 0.98 verläuft. Besteht der Euro den Bärentest, setzt also der Kurs nochmal auf dem gleitendenDurchschnitt auf und dreht anschliessend wieder nach oben, erhöhen sich die Chancen auf einen nachhaltigen Aufwärtstrend enorm.

Anlagekonklusion
Tradingbegeisterte Anleger kommen in der aktuellen Situation voll auf ihre Kosten. Für eine kurzfristige Spekulation auf eine Rückkehr von EUR/CHF zum 200-Tage-Durchschnitt eignet sich der Mini Future EUARLU von der UBS. Das Short-Produkt verfügt über einen Hebel von 10.6, der Knock-Out ist 8.5% entfernt. Der Stop-Loss-Level bei CHF 1.0782 CHF befindet sich auf einem Niveau, dass EUR/CHF seit November 2021 nicht mehr erreicht hat.
Im übergeordneten Bild – charttechnisch wie auch fundamental – stehen die Zeichen allerdings auf eine Aufwertung des Euro. So raten beispielsweise die Experten von Nomura bei EUR/CHF zu einer Long-Position. Als Ziel für das Devisengespann wird ein Wechselkurs von CHF 1.04 genannt. Eine derartige Bewegung lässt sich bestens mit dem Mini Future IECACZ der ZKB im Depot umsetzen. Der Stop-Loss bei CHF 0.94415 erlaubt dem Währungspaar erneut einen ausführlichen Test der 200-Tage-Linie, ohne dass ein schneller Barrierebruch droht. Deutlich aggressiver ist der Long MEUA0V von der Bank Vontobel. Der Knock-out befindet sich bei diesem Open-End-Produkt bei CHF 0.9670, dafür fällt der Hebel mit 21.6 nahezu doppelt so hoch aus.