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payoff Trading Desk

EUR/CHF: Plötzlich steht das «P-Wort» im Raum

02.03.2022 4 Min.
  • Wolfgang Hagl

Auf der Suche nach sichereren Häfen steuern viele Investoren wieder einmal den Schweizer Franken an. Das Währungsgespann EUR/CHF ist dadurch markant nach unten ausgebrochen und der Paritätsmarke so nah wie lange nicht.

Die ersten drei Wochen im Februar standen an den Devisenmärkten ganz im Zeichen der Zinswende. Galt eine baldige Straffung der Geldpolitik in den USA schon zuvor als ausgemachte Sache, änderte nun auch die Europäische Zentralbank ihre Tonart. EZB-Präsidentin Christine Lagarde wollte nach der jüngsten Sitzung des EZB-Rats ein Statement von Ende Jahr partout nicht mehr wiederholen. Damals hatte die Französin eine Zinserhöhung für 2022 als sehr unwahrscheinlich bezeichnet. «Die Situation hat sich in der Tat geändert», erklärte Largarde Anfang Februar mit Blick auf die die in der Eurozone mehr denn je grassierende Inflation. Bis zu EZB-Sitzung im März kündigte sie eine gründliche Prüfung der Situation ein. Die Märkte reagierten heftig auf diese Aussagen. Neben den Renditen legte der Euro kräftig zu. In Relation zum Schweizer Franken wertete er innert einer Woche um mehr als zwei Prozent auf.

SNB im Fokus

Knapp einen Monat später ist die Welt eine andere. Der Einmarsch Russlands in die Ukraine hat nicht nur die geopolitische Grundordnung zerstört. Gleichzeitig können Währungshüter und Ökonomen ihre Prognosen wohl zum Altpapier legen. Anstatt auf die Zinswende im Euroraum zu spekulieren, erinnern sich Investoren mehr denn je an den Safe Haven-Status des Franken. Demenstprechend heftig hat das Währungspaar EUR/CHF nach unten gedreht. Zum ersten Mal seit mehr als sieben Jahren ist der Euro am gestrigen Dienstag unter die Marke von 1.02 CHF gerutscht. Umgekehrt betrachtet ist die heimische Valuta jetzt wieder so hoch bewertet wie Anfang 2015 – damals gab die Schweizerische Nationalbank den Euro-Mindestkurs auf.

Man darf gespannt sein, ob und gegebenenfalls wie die SNB auf die jüngste Entwicklung reagiert. Der Handlungsdruck dürfte steigen, je weiter sich das FX-Duo EUR/CHF der Paritätsmarke annähert. Es zählt zu den Grundpfeilern der SNB-Geldpolitik, falls nötig gegen die heimische Währung an den Devisenmärkten zu intervenieren. «Der Franken ist weiterhin hoch bewertet», hat die Nationalbank in ihrer Geldpolitischen Lagebeurteilung vom 16. Dezember mitgeteilt. Damals notierte der Euro im Bereich von CHF 1.04.

Am 24. März steht die erste Lagebeurteilung im neuen Jahr an. Dabei wartet auf das Direktorium um SNB-Präsident Thomas Jordan eine wahre Herkulesaufgabe. Denn die mit dem Ukrainekrieg einhergehenden Sanktionen und Produktionsunterbrechungen dürfte die Teuerung weiter anschieben. Zwar fällt der Preisauftrieb in der Schweiz relativ moderat aus – und könnte vom starken Franken weiter gedämpft werden. Doch in der Eurozone dürften die Statistiker heute (11:00 Uhr) für den Februar einen enormen Anstieg der Verbraucherpreise vorlegen. Im Schnitt erwarten Ökonomen gegenüber dem Vorjahresmonat ein Plus von 5.4%. Deutschland hat bereits gestern eine Inflationsrate von 5.1% gemeldet. Insofern wird die EZB kaum umhinkommen, um bei der Sitzung am 10. März dem Straffungskurs wenigstens verbal treu zu bleiben.

Anlagekonklusion:

Ein solches Signal könnte dem Euro zumindest vorübergehend Luft verschaffen. Wenngleich das der Nationalbank in die Karten spielen würde, dürfte sie sich nicht allzu stark von der EZB-Gangart abkoppeln. Hinzu kommt, dass eine Entspannung im Ukrainekonflikt nicht absehbar ist. Insofern sollte der Franken begehrt bleiben. Offenbar setzen einige Trader mit dem Mini-Future Short IEURP bereits auf einen Test der Paritätsmarke. Jedenfalls ragt das ZKB-Produkt mit hohen Umsätzen aus dem Fundus der auf EUR/CHF basierenden Short-Hebelpapiere heraus. Fallende Eurokurse münzt der seit annähernd zehn Jahren kotierte Mini-Future mit einem relativ moderaten Hebel von aktuell knapp 3.7 in Gewinne um. Wer dagegen einen Eingriff der SNB respektive einen Euro-Rebound erwartet, kann einen Blick auf das Long-Produkt IEURO werfen. Hier fällt der Hebel mit 7.5 deutlich stärker aus.

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