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payoff Trading Desk

EUR/GBP: Euro meldet sich zurück

08.06.2022 3 Min.
  • Christian Ingerl

Der politische Schaden für den britischen Premierminister schadet dem Pfund. Zudem wird sich das Zinsgap zwischen der Eurozone und Grossbritannien schon bald verkleinern. Dies hat Auswirkungen auf den Währungsmarkt.

Der Party dürfte eine Party folgen: Die Rede ist von Boris Johnson. Der britische Premier musste sich am Wochenende einem Misstrauensvotum aufgrund einer Affäre um Feiern in seinem Amtssitz während des Corona-Lockdowns stellen. Johnson hat dieses überstanden, eine Mehrheit von 211 der Tory-Abgeordneten haben sich für den Minister ausgesprochen, 148 Parlamentarier gegen ihn.

Während Johnson seiner Ansicht nach einen «überzeugenden Sieg» einfuhr, sehen Devisenhändler dies als Niederlage. Das Pfund Sterling verlor anschliessend sowohl gegenüber dem Dollar als auch dem Euro rund ein halbes Prozent. An der Börse wurde zuvor eine Niederlage Johnsons favorisiert, denn unter einer neuen Führung hätte sich die Regierung auf die wichtigen Themen, wie die Inflation, konzentrieren können, heisst es am Markt.

EZB unter Druck

Apropos Inflation, diesbezüglich hat auch die EZB alle Hände voll zu tun. Angefacht von den steigenden Kosten für Energie legten die Verbraucherpreise im Mai gegenüber dem Vorjahresniveau um satte 8.1% zu. Das war um 40 Basispunkte mehr, als Ökonomen im Vorfeld auf dem Zettel hatten. Demzufolge steigt der Druck auf die EZB, dessen Leitsatz sich seit 2014 im negativen Bereich befindet, eine geldpolitische Straffung einzuläuten. Präsidentin Christine Lagarde hat mit Worten bereits auf die aktuelle Situation reagiert und eine Kehrtwende in Aussicht gestellt. Bis zum Ende des dritten Quartals 2022 könnten die Negativzinsen Geschichte sein.

Ob sie den Worten bereits diese Woche Taten folgen lässt, wird sich am Donnerstag bei der nächsten Sitzung der Europäischen Zentralbank herausstellen. Geht es nach Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank, wird die EZB erst im Juli den Leitzins um 25 Basispunkte erhöhen. «In Anbetracht der Inflationsdynamik wären aber auch 50 Basispunkte angebracht», fügt der Experte hinzu. Zusammenfassend dürfte die EZB im zweiten Halbjahr einen deutlichen Kurswechsel einläuten und die Stabilität des Euro untermauern.

BoE macht es vor

Das Zinsgap zwischen der Eurozone und Grossbritannien beträgt aktuell 1.5%. Die Bank of England (BoE) hat nämlich den Leitzins bereits vier Mal in Folge auf aktuell 1.0% nach oben geschraubt. Auf ihrer nächsten planmässigen Zusammenkunft am 15. Juni könnte die Schere noch etwas weiter aufgehen. Am Markt wird derzeit von einer weiteren Erhöhung um 25 Basispunkte gerechnet.

Das Jahreshoch im Visier

Für das Devisengespann EUR/GBP dürfte dies keine grossen Auswirkungen mehr haben, das Gap sollte eingepreist sein und Investoren konzentrieren sich nun vielmehr auf die bevorstehende Zinswende in der Eurozone. Bereits in den vergangenen drei Monaten wertete das Pfund gegenüber dem Euro um mehr als 3% ab. Aktuell nimmt das FX-Duo sogar das Jahreshoch bei GBP 0.8669 ins Visier. Jüngste Widerstände im Bereich von GBP 0.85 wurden bereits geknackt. Etwas standfester scheint dagegen die horizontale Barriere im Bereich von GBP 0.86 zu sein. Auf diesem Niveau kam es bereits in der Vergangenheit schon öfters zu einem Trendwechsel.

Anlagelösungen

Das Währungsgespann EUR/GBP könnte im Zuge der Notenbank-Sitzungen in den kommenden Wochen einen Versuch starten, nach oben auszubrechen. Mit einem Long Minifuture IEGBO setzen Anleger auf dieses Szenario. Das Produkt verfügt über einen Hebel von 10.4, der Knock-out befindet sich bei GBP 0.7948 und damit 6.4% entfernt. Prallt das FX-Duo dagegen am skizierten Widerstand bei GBP 0.86 ab, wäre das Short-Pedant IEGAAZ das richtige Produkt.

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