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EUR/USD: Das Dreieck schreit nach Auflösung

10.07.2024 4 Min.
  • Wolfgang Hagl
    Redaktor

Heute Powell-Anhörung, morgen US-Inflationsdaten: Beim FX-Duo EUR/USD könnte es zu einer Weichenstellung kommen.

Politisch geht es in diesen Tagen Schlag auf Schlag: In Indien konnte Premierminister Narendra Modi mit Hilfe einer 15-Parteien-Koalition eine dritte Amtszeit antreten, obwohl seine Bharatiya Janata Party (BJP) bei den Wahlen die absolute Mehrheit verpasst hatte. Die Briten straften die Tories bei den Neuwahlen zum Unterhaus ab und jagten ihren Partei- und Regierungschef Rishi Sunak aus «Downing Street 10». Dort residiert und regiert nun Labour-Chef Keir Starmer. In Frankreich blieb der befürchtete Vorstoß des rechtsnationalen Rassemblement National (RN) an die Macht aus. Stattdessen ging ein Linksbündnis als Sieger aus den Stichwahlen hervor. Zwar sind es noch knapp vier Monate bis zum Urnengang. Doch schon jetzt hält die Präsidentschaftswahl Medien und Kapitalmärkte in Atem.

Charttechnische Lauerstellung

Das politische Stakkato schlägt auch an der Börse hohe Wellen. Das gilt auch und gerade für die Anlageklasse Währungen. Im Fokus steht das FX-Duo EUR/USD. Zuletzt konnte der Euro gegenüber dem US-Dollar Boden gut machen, die Gemeinschaftswährung profitierte vom «abgesagten» Rechtsruck in Frankreich. Charttechnisch nähert sich der Euro einem Abwärtstrend an. Diese Linie begleitet das Währungspaar seit fast einem Jahr. Mit einem Ausbruch nach oben könnte der Euro eine übergeordnete Dreieckskonstellation auflösen und damit ein Kaufsignal generieren – zuletzt näherte sich der Wechselkurs der Spitze dieser geometrischen Figur.

So viel zur Technik. Fundamental spricht einiges gegen eine Trendwende. Ein besonders starkes liefern die Zinsen: Aktuell rentiert die 10-jährige Treasury mit knapp 4,30%. Die deutsche Bundesanleihe mit gleicher Laufzeit rentiert dagegen mit 2,54%. Damit weist der Greenback einen Renditevorsprung von 176 Basispunkten gegenüber der EUR-Benchmarkanleihe auf. Nachdem die Europäische Zentralbank Anfang Juni erstmals seit 2019 die Zinsen gesenkt hatte, war der Spread auf knapp 190 Basispunkte angestiegen. Mittlerweile haben die Renditen im Euroraum jedoch wieder nach oben gedreht, was die Unsicherheit über das weitere Vorgehen der EZB verdeutlicht.

Bis auf weiteres wird sich der EZB-Rat um Präsidentin Christine Lagarde an den Daten orientieren. Insofern wird es spannend, wie das geldpolitische Gremium auf seiner Sitzung am 18. Juli den jüngsten Rückgang der Inflation interpretieren wird. Eine weitere Zinserhöhung der EZB vor der Sommerpause – die übernächste Sitzung ist erst im September – gilt als sehr unwahrscheinlich. Die US-Notenbank kommt am 30. Juli zu ihrer nächsten zweitägigen Sitzung zusammen. Dann dürfte der Offenmarktausschuss erneut die Füße still halten. Die Chancen auf eine erste Zinssenkung im September sind jedoch gestiegen. Laut dem CME Fed Watch Tool liegt die Wahrscheinlichkeit, dass die Fed unmittelbar nach der Sommerpause die Zügel lockert, bei knapp drei Vierteln. Vor einem Monat lag dieser Wert noch bei knapp 50%.

Powell auf dem heissen Stuhl

Fed-Chef Jerome Powell hat den Zins-Optimisten gestern einen leichten Dämpfer verpasst. An einer Anhörung vor dem Kongress betonte er, dass die Notenbank ein «grösseres Vertrauen» in einen Rückgang der Inflation in Richtung des 2%-Ziels benötige. Andernfalls sei eine Zinssenkung nicht angebracht. Gleichzeitig erwähnte Powell aber auch die Abkühlung am Arbeitsmarkt. «Wir sind jetzt mit zwei Risiken konfrontiert», sagte der Fed-Chef. Ein alleiniger Fokus auf die Inflation reiche nicht mehr aus.

Während heute der zweite Tag im halbjährigen «Testimony» von Jerome Powell ansteht, veröffentlicht das U.S. Bureau of Labor Statistics am Donnerstag die aktuellen Inflationsdaten. Laut Reuters gehen Ökonomen im Schnitt davon aus, dass der U.S. Consumer Price Index (CPI) im Juni 2024 das Vorjahresniveau um 3.1% übertroffen hat. Stimmt diese Prognose, dann wäre die Inflationsrate in den Staaten gegenüber dem Mai um 0.2 Prozentpunkte gefallen.  

Anlagelösungen

Eine weiterhin rückläufige Teuerung könnte den Dollar unter Druck setzen respektive dem Euro zum Sprung nach oben verhelfen. Trader, die auf dieses Szenario setzen möchten, finden im Long Mini-Future PUBSHU ein passendes Instrument. Dieses Produkt partizipiert mit einem Hebel von aktuell knapp 14 an steigenden Kursen bei EUR/USD. Den Stop Loss setzt die UBS bei USD 1.0159 an. Auf diesem Niveau bewegte sich der Euro zuletzt im Herbst 2022. Gleichwohl müssen Anleger mit überproportionalen Verlusten rechnen, falls der Basiswert nach unten dreht respektive der Dollar zum Euro wieder die Oberhand gewinnt. 

Natürlich hat der Struki-Markt auch für die Dollar-Bullen etwas zu bieten. Der Short Mini-Future EURBOU münzt einen fallenden Eurokurs mit einem Hebel von 13.7 in Gewinne um. Seine Stärken könnte dieses Produkt ausspielen, falls das Fed weiter zögert und der Euro das charttechnische Dreieck nach unten auflöst. Der Stop Loss liegt bei USD 1.1468 und damit gut 6% über dem aktuellen Stand der Einheitswährung. Achtung: Klettert der Euro auf dieses Niveau, müssten sich Halter des Mini Futures mit einem kleinen Restwert zufrieden geben.

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